"Ingenieur-Oscar" für Brückenprojekt in Ruanda
Brücken bauen, Wege erleichtern und dabei Menschenleben retten – mit dieser Projektidee setzte sich Joachim Schneider, Diplomand am Fachbereich Bauingenieurwesen der Fachhochschule (FH) Aachen, beim Finale des Mondialogo Engineering Award 2007 in Mumbai (Indien) gegen die Konkurrenz aus 30 Finalistenteams durch.
Gemeinsam mit Sandra Timmermann von der Universität Stuttgart und einem Studententeam des Kigali Institute of Science and Technology in Ruanda hatte der angehende Ingenieur die Idee, ein modulares Fußgängerbrückensystem zu entwickeln, das den Menschen auf dem Land den Weg zu Märkten, Einkaufszentren, Schulen und Krankenhäusern erleichtert. Weil Brücken fehlen, ertrinken beispielsweise in Ruanda Jahr für Jahr Menschen beim Durchwaten der zahlreichen Flüsse.
Unterstützt wurde das Projekt mit dem Titel „Design und Konstruktion von Brücken für die Landbevölkerung Ruandas“ von der Hilfsorganisation Ingenieure ohne Grenzen, die bereits vergleichbare Projekte in Ruanda durchgeführt hat.
Aufgabe aller Teilnehmer des Mondialogo Engineering Wettbewerbs, der in diesem Jahr zum zweiten Mal ausgeschrieben wurde und an dem sich 809 Teams weltweit beteiligt hatten, war die Entwicklung eines technischen Projektes, das für die lokale Bevölkerung in Entwicklungsländern einen direkten, praktischen Nutzen hat.
Der Träger des Wettbewerbs, das Projekt „Mondialogo“, eine partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen der UNESCO und DaimlerChrysler, möchte mit der Ausschreibung Studierende aus industrialisierten und nicht industrialisierten Ländern dazu einladen, gemeinsam Ideen zu entwickeln, die die Lebensqualität in Entwicklungsländern verbessern und so der Realisierung der Millenniums-Entwicklungsziele der UNESCO dienen. Der erste weltweite Ideenwettbewerb für junge Ingenieure gilt in Folge seiner großen internationalen Beachtung bei der ersten Preisvergabe im Jahr 2005 als „Ingenieur-Oscar“ und wurde im November 2007 von der Standortinitiative „Deutschland – Land der Ideen“ als „Ausgewählter Ort 2007“ ausgezeichnet.
Mit dem Preisgeld von 20.000 Euro, das die zehn Gewinnerteams des Awards für ihre Arbeiten erhielten, möchte das Team um Joachim Schneider gemeinsam mit Mitarbeitern von „Ingenieure ohne Grenzen“ an ausgewählten Standorten den Bau des Brückensystems finanzieren. Das System selbst hatte Joachim Schneider im Rahmen seiner Diplomarbeit an der Fachhochschule Aachen konstruiert, betreut von Prof. Dr.-Ing. Ulrich Vismann, Professor für Massivbau und Baustatik am Fachbereich Bauingenieurwesen. Mit viel persönlichem Engagement hatte der Bauingenieurstudent die Kontakte nach Ruanda geknüpft und das Projekt gemeinsam mit den Projektpartnern vorangetrieben. Wichtig war dem internationalen Ingenieurteam, für das Projekt ein System zu entwerfen, mit dem die Brücken schnell, kostengünstig, mit ungelerntem Personal und mit lokal verfügbaren Baustoffen an verschiedenen Standorten gebaut werden können. Auf der Grundlage einer Analyse des Bedarfs und der Bedingungen vor Ort wurde ein innovativer Brückenbausatz entwickelt, mit dem ohne große Vorkenntnisse eine Fußgängerbrücke aus einzelnen Modulen mit unterschiedlichen Spannweiten und für verschiedene Lasten zusammengesteckt werden kann.
Hilfe in diesem Bereich ist in Ruanda dringend nötig: In der zerklüfteten Landschaft des Staates bewegt sich die Landbevölkerung – auch über weite Entfernungen – meist zu Fuß fort. Gerade in der Regenzeit, in der starke Regenfälle auf die Region niedergehen, schwellen die vielen Wasserläufe, die durchquert werden müssen, unkontrollierbar an und reißen immer wieder Menschen mit sich und oft in den Tod. Mit dem Projekt, so sind sich die Entwickler sicher, können viele dieser Todesfälle in Zukunft verhindert werden.
Der Brückenbausatz ist bereits fertig; seit Oktober ist Joachim Schneider nun in Ruanda und fertigt vor Ort die lokalen Standortstudien an, damit der Bau der ersten Fußgängerbrücke bald starten kann.
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