Wir bauen Brücken zwischen Klinik und Forschung

Er ist ein Detektiv, ein Detektiv auf gleich mehreren Feldern. Professor Dr. Christoph Klein sucht nach den genetischen Ursachen für seltene Kinderkrankheiten. Doch damit nicht genug, er forscht auch nach einer wirksamen Therapie.

Jetzt hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) ihm den Förderpreis im Gottfried Wilhelm Leibniz-Programm zuerkannt, den renommiertesten Wissenschaftspreis in Deutschland, eine auch weltweit hoch angesehene wissenschaftliche Auszeichnung.

Gemeinsam mit acht weiteren Wissenschaftlern wird der Direktor der MHH-Klinik für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie am 15. März 2010 in Berlin die Auszeichnung erhalten und damit eine Förderung von 2,5 Millionen Euro für seine weiteren Forschungsarbeiten. „Christoph Klein verbindet medizinische Grundlagenforschung und klinische Praxis auf höchstem Niveau, was in Deutschland immer noch eher selten ist“, heißt es in der Begründung.

„Die Auszeichnung ist eine große Ehre für Professor Klein – und für die MHH“, sagt MHH-Präsident Professor Dr. Dieter Bitter-Suermann, „und sie bestätigt die Berufungspolitik der Hochschule: Professor Klein hat den Leibniz-Preis nur ein Jahr nach seiner Berufung erhalten.“ Professor Klein sieht in dem Preis eine Ehrung, „die ich stellvertretend entgegennehme für alle in meinem Team, die mit großem Enthusiasmus und mit weit über das normale Maß hinausgehendem Engagement helfen, Brücken zwischen Klinik und Forschung zu bauen und noch tragfähiger zu machen.“

„Die vergangenen 40 Jahre waren eine Erfolgsgeschichte für die pädiatrische Onkologie“, sagt Klein. „Ohne die Mechanismen bis ins Detail zu kennen, können wir heute 70 bis 80 Prozent der kleinen Patienten heilen.“ Professor Klein hält die Zeit nun für reif, sich den genetischen Ursachen solcher Erkrankungen zuzuwenden. Die Genveränderungen bei Krebsleiden sind jedoch so komplex, „dass wir uns zunächst mit den Krankheiten beschäftigen, bei denen die Ursache nur ein mutiertes Gen ist.“ Diese sogenannten monogenen Erkrankungen sind „Modellsysteme, um letztendlich die komplexen Krankheiten besser zu verstehen“.

Professor Klein hat mit seinem Team auf der Grundlage genetischer Analysen verschiedene Gendefekte identifiziert, die schwere, oft tödliche und zumeist sehr seltene Erkrankungen des Immunsystems auslösen. Dabei beschränkt sich der 45-Jährige nicht auf die Beschreibung des jeweiligen Gendefekts und Krankheitsbildes, sondern er versucht, stets auch die molekularen Ursachen zu entschlüsseln. Besonders bedeutsam sind seine Entdeckungen von Krankheiten, die dazu führen, dass von Geburt an zu wenig oder gar keine neutrophilen Granulozyten, eine Untergruppe der weißen Blutkörperchen, zu finden sind. Sein Interesse gilt aber auch schweren entzündlichen Darmerkrankungen, die durch Defekte einzelner Gene hervorgerufen werden. Vor allem Kinder, die an dieser Erbkrankheit leiden, haben bislang kaum Überlebenschancen. Professor Kleins Arbeiten eröffnen dafür neue Therapieaussichten, nicht zuletzt durch die somatische Gentherapie. Weltweit haben nur sehr wenige Ärzte Patienten erfolgreich mit Hilfe der Gentherapie geheilt – Professor Klein gehört zu ihnen, denn er hat erfolgreich eine Stammzellgentherapie für Kinder mit Wiskott-Aldrich-Syndrom, einem seltenen angeborenen Immundefekt mit Blutungsneigung, entwickelt.

„Jeder neue Gendefekt, den wir identifizieren, führt uns in eine neue Welt“, erläutert Klein. „Wir entdecken neue Signalwege, neue Module in den Zellen – manchmal auch neue Zielstrukturen für die Entwicklung von Medikamenten.“ Und hinter jeder dieser Welt eröffnen sich wieder ungezählte neue Welten: „Der Forschungsbedarf ist riesig.“ Nicht zuletzt, weil Professor Klein mit seinen Therapien die Tür zur personalisierten Medizin aufstößt. „Die individuelle genetische Signatur wird in der Zukunft für die Wahl einer personalisierten Zell- und Pharmakotherapie immer wichtiger werden“. Diese Therapien gehen auf die ganz speziellen Stoffwechselvorgänge bzw. auf ganz spezielle Gendefekte eines jeden Patienten ein. „Die Entschlüsselung und Behandlung der seltenen Erkrankungen ist ein erster Schritt hin zu dieser personalisierten Medizin“, betont er. Damit Kinder aus aller Welt Zugang zu dieser modernen Medizin erhalten können, hat er kürzlich die Care-for-Rare Stiftung gegründet.

„Unsere Erfolge sind aber nur dank eines sehr breiten Wissens und guter Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Disziplinen möglich“, sagt Professor Klein, der 2008 die Klinik für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie von Professor Dr. Karl Welte übernahm: „Gute Kliniker, die in der Lage sind über Phänomene zu stolpern, die nicht ins Raster passen; ein Laborteam, das halb aus Ärzten, halb aus Naturwissenschaftlern besteht, mit zwei Sichtweisen auf eine Wirklichkeit, die sich ergänzen; natürlich hervorragendes technisches Personal wie unsere exzellenten MTAs; herausragende Krankenschwestern und Pfleger mit transkultureller Kompetenz – denn zu uns kommen kleine Patienten aus allen Teilen der Welt; Biostatistiker und viele weitere Helferinnen und Helfer bis hin zu einem gut funktionierenden Administrationsteam und Sekretariat.“ Der Teamgeist gepaart mit außergewöhnlichen Ideen und Geistesblitzen ist Motor für Innovationen. „Die Verleihung des Leibniz Preises ist weniger eine Auszeichnung für vollbrachte Werke, sie ist vielmehr eine noble Verpflichtung zur Exzellenz in der Zukunft.“

Ein Porträtfoto von Professor Klein ist angefügt. Sie können es kostenlos im Zusammenhang mit der Berichterstattung über den Leibniz-Preis veröffentichen, wenn Sie als Quelle „MHH“ angeben.

Weitere Informationen erhalten Sie bei Professor Dr. Christoph Klein, klein.christoph@mh-hannover.de, Telefon (0511) 532-6711

Media Contact

Stefan Zorn idw

Weitere Informationen:

http://www.mh-hannover.de/

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