Ausbau Süd: Fraunhofer-Maßnahmen in Baden-Württemberg

»Mit der Förderung unserer Institute und Projektgruppen stärkt das Land wichtige Zukunftsthemen wie Energie, Ressourceneffizienz, Leichtbau, und Medizintechnik«, sagt Prof. Hans-Jörg Bullinger, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft bei der Landespressekonferenz.

»Dies korrespondiert mit unseren eigenen Aktivitäten, etwa der Fraunhofer-Initiative Morgenstadt. Hier arbeiten eine Vielzahl unterschiedlicher Institute zusammen, mit dem Ziel, die nachhaltige Entwicklung unserer Städte und Kommunen zu unterstützen«.

Der Minister für Finanzen und Wirtschaft von Baden-Württemberg Dr. Nils Schmid ergänzt: »Weil Innovationen von heute die Beschäftigung von morgen sichern, wird die Landesregierung ihr Engagement für die wirtschaftsnahe Forschung in Baden-Württemberg fortführen. Wir wollen die 2008 zwischen Landesregierung und Fraunhofer-Gesellschaft vereinbarte Innovationsoffensive fortsetzen und uns an Sonderinvestitionen in die Forschungsinfrastruktur beteiligen«.

Freiburg: Bausteine für die erfolgreiche Energiewende

Standortentwicklung Freiburg ‚Sustainable Energy Valley‘
Eines der zentralen Themen der Zukunft ist Energie: Die Nutzung erneuerbarer Energien ebenso wie Entwicklung von Lösungen für das Speichern von Energie oder für mehr Energieeffizienz. Dies sowie die anstehende Energiewende sind die Leitgedanken für die drei geplanten und miteinander verzahnten Maßnahmen in Freiburg.

Neubau für das Fraunhofer-Institut für Physikalische Messtechnik IPM
Das IPM liefert hervorragende Forschungs- und Entwicklungsergebnisse, die der Industrie helfen, die Ressourcen- und Kosteneffizienz von Produktionsprozessen sowie die allgemeine Sicherheit zu steigern. Einige Beispiele: Abgasmess-Systeme sorgen für emissionsarme und hocheffiziente Verbrennungsmotoren, optische Inspektionssysteme decken in der Fertigung frühzeitig Defekte auf und erlauben somit Korrekturmaßnahmen, die den Ausschuss senken. Eine besondere Stärke des Hauses sind thermoelektrische Systeme, die die Verstromung von ansonsten verlorener Abwärme ermöglichen. Die Entwicklungen erreichen oft internationalen Leuchtturmcharakter, was durch zahlreiche Auszeichnungen sowie die globale Nachfrage nach den IPM-Forschungsergebnissen sichtbar wird. Aktuell ist das Gebäude des IPM für die steigende Zahl an Mitarbeitern sowie den Bedarf an neuen Test- und Laborräumen viel zu klein. Deswegen ist ein Institutsneubau auf dem Gelände des ehemaligen Flugfelds vorgesehen. Dort ist bereits die technische Fakultät der Universität Freiburg ansässig: weitere Hochschuleinrichtungen werden folgen. Es bildet sich ein neues Universitätsquartier, ein optimales Umfeld für die Arbeit der IPM-Wissenschaftler. Das Land stellt dafür Mittel in Höhe von 21 Mio Euro bereit.

Zentrum für höchsteffiziente Solarzellen
Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE ist mit etwa 1100 Mitarbeitern das größte Solarforschungszentrum Europas. Das starke Wachstum der vergangenen Jahre führt zu einer permanenten Platzknappheit – für Mitarbeiter aber auch für notwendige Infrastruktur. Für Forschung und Entwicklung höchsteffizienter Solarzellen ist ein neuer, leistungsfähiger Reinraum unabdingbar. Diesen Neubau und die dazugehörige Erstausstattung unterstützt das Land mit 12,3 Mio Euro.

Das Zentrum zur Erforschung und Entwicklung von Technologien zur Transformation des Energiesystems
Nach dem Umzug des IPM in seinen Neubau soll im jetzigen IPM-Gebäude, das auch räumlich nah am ISE liegt, ein Zentrum zur Erforschung und Entwicklung von Technologien zur Transformation des Energiesystems aufgebaut werden. Denn so erfolgreich der Ausbau der erneuerbaren Energien funktionieren mag, ohne einen umfassenden Umbau des gesamten Systems bleibt nur ein Fleckenteppich an Maßnahmen. Deshalb sind Themenfelder wie Energiespeicher (Strom und Wärme) ebenso zu lösen wie die Frage nach der Integration erneuerbarer Energien in das Stromnetz. Weitere Aktivitäten sind energieeffiziente, netzreaktive Gebäude, Biomasse und synthetische Energieträger, aber auch Konzepte für klimaneutrale Quartiere und Städte und die Entwicklung eines integralen Strom- und Wärmemodells für das deutsche Energiesystem. Die Umbaukosten des ehemaligen IPM-Gebäudes belaufen sich einschließlich relativ geringer Erstausstattung auf 3 Mio Euro mit einem Landesanteil von 1,5 Mio Euro.

Neues Technologiezentrum für Stuttgart

Am Standort Stuttgart werden die Kompetenzen der Universität Stuttgart und der Fraunhofer-Institute im Bereich Produktionstechnik im »Stuttgart Technology and Innovation Center« S-TEC gebündelt. Die Schaffung eines kooperativen Forschungscampus ist dabei das gemeinsame strategische Ziel beider Partner. Zur Realisierung wurden nun die ersten zwei Schritte konkretisiert: Die Projektgruppe »Bearbeitungstechnologien im Leichtbau« BTL wird die Kompetenzen des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung IPA und des Instituts für Werkzeugmaschinen IfW integrieren und gemeinsam mit der Industrie im Markt umsetzen.

Das Systemhaus Oberflächentechnik, das dem IPA in Stuttgart angehört, wird durch die Zusammenführung verschiedener Disziplinen wie Maschinenbau, Chemie, Physik und Verfahrenstechnik eine weltweit einmalige systemische Kompetenz im Bereich der Querschnitts- und Schlüsseltechnologie Oberflächentechnik aufbauen.

Leichtbauwerkstoffe und -technologien treiben die Entwicklungen in zahlreichen Branchen voran, vor allem im Fahrzeug-, Maschinen- und Anlagenbau. Gerade in puncto Elektromobilität ist Leichtbau eine Grundvoraussetzung, um die Technologie für den Massenmarkt tauglich zu machen. Aber auch in der Medizintechnik sowie der Bauindustrie wird Leichtbau als eine der bedeutendsten Zukunftstechnologien angesehen. Die Projektgruppe BTL erarbeitet neue Werkzeuge und Maschinen für die Bearbeitung von Leichtbaumaterialien, insbesondere beim Einsatz in Mischbauweise. Unternehmen sollen dabei unterstützt werden, innovative Produkte aus Leichtbauwerkstoffen erfolgreich in den Markt zu bringen. Eine Anschubfinanzierung wurde mit 7 Mio Euro auf fünf Jahre bereits bewilligt. Geplant ist die Gruppe innerhalb dieser Zeit auf 60 Mitarbeiter aufzubauen. Der erforderliche Neubau für Büros und Technikum wird vom Land mit 10,7 Mio Euro gefördert.

Funktionale Oberflächen bieten Bauteilen und Geräten Schutz vor vielfältigen Schäden, sei es Rost, Feuchtigkeit oder Kratzer. Außerdem können sie die Eigenschaften verbessern, etwa Haftung, Rauigkeit, Optik – je nach Bedarf. Und dieser Bedarf nach maßgeschneiderten, allen Anforderungen gewachsenen Bauteilen ist groß in der Industrie. Das IPA ist das einzige industrienahe Forschungsinstitut in Baden-Württemberg, das sich mit mehr als 80 Wissenschaftlern speziell mit den beiden industriell bedeutenden Verfahren der Oberflächentechnik Lackier- und Galvanotechnik beschäftigt. Anlagen und Methoden für wichtige Wachstumsmärkte wie ressourcen- bzw. energieeffizientere Produktion, elektrochemisches Recycling seltener Erden oder organische Photovoltaik werden konzipiert und aufgebaut. Für weitere Spitzenleistungen ist eine Erneuerung der Forschungs- und Entwicklungs-Infrastruktur sowie der Gebäude notwendig, um alle erforderlichen Kompetenzen räumlich zusammenzuführen. Dafür ist am IPA das »Systemhaus Oberflächentechnik« geplant, das in zwei Ausbaustufen entsteht. Den ersten Bauabschnitt des Oberflächentechnikgebäudes fördert das Ministerium mit 9 Mio Euro.

Neubau für Projektgruppe in Mannheim

Seit 2011 ist die Fraunhofer-Projektgruppe für Automatisierung in der Medizin und Biotechnologie in Mannheim als Außenstelle des IPA aktiv. Arbeitsgebiete sind Themen wie biophotonische Diagnose- und Therapiesysteme, Gewebe- und Zelldiagnostik sowie non-invasive Marker-Messmethoden. Besonderes Augenmerk legen die Entwickler darauf, Automatisierungstechnik als Lösungsansatz für die Bio- und Medizintechnologie zu etablieren. Die Projektgruppe ist eingebunden in ein Netzwerk mit der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg (Institut für Medizintechnologie) und dem Interdisziplinären Zentrum für Wissenschaftliches Rechnen (IWR) in Heidelberg. Am Standort Mannheim ist somit eine durchgängige Produktentwicklungskette von der technischen Entwicklung durch Fraunhofer bis zur klinischen Zertifizierung an einem Ort etabliert. Für einen Neubau stellt das Land 10 Mio Euro zur Verfügung.

Media Contact

Beate Koch Fraunhofer-Gesellschaft

Weitere Informationen:

http://www.fraunhofer.de

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