Hauptschüler begeisterte Roboter-Konstrukteure
IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg und MicroMountains Network starten regionales Förderprojekt / Spielerisch zu mehr Ausbildungsreife und Technikinteresse
Zahlreiche Hauptschüler in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg erweisen sich in diesen Tagen als begeisterte Konstrukteure. Die Neuntklässler nehmen an Roboter-Kursen teil, die von der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg ergänzend zum Unterricht angeboten werden. Innerhalb von jeweils vier Tagen – den RoboCamps – lernen sie in Arbeitsgruppen, Spielzeugroboter aufzubauen und deren Bewegungsabläufe am Laptop zu programmieren.
Gleichzeitig erfahren sie mit Hilfe von Spielen, Experimenten und Vorbildern aus der Natur, wie Steuerungs- und Produktionsprozesse in einer Fabrik funktionieren. Für den gelungenen Abschluss eines RoboCamps mit theoretischer und praktischer Präsentation erhalten die Schüler ein IHK-Zertifikat.
Ziel des kürzlich gestarteten Förderprojekts ist es, die Ausbildungsreife bei Hauptschülern in der Region anzuheben und ihr Interesse an technischen Berufen zu steigern. Insbesondere Mädchen und Schüler mit Migrationshintergrund werden angesprochen, damit sie neue Perspektiven für sich entdecken, Freude am Lernen und an Teamarbeit gewinnen und Motivation für einen erfolgreichen Hauptschulabschluss entwickeln. Rund 2.500 Jugendliche verlassen jährlich die Hauptschulen der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg, durchschnittlich 20 Prozent von ihnen ohne Abschluss und daher mit geringen Chancen auf dem qualifizierten Arbeitsmarkt.
„Wir wollen eine Trendwende einleiten“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Thomas Albiez, „denn die Industrie unserer Region ist dringend auf Fachkräftenachwuchs angewiesen, der sich auch aus den Hauptschulen rekrutiert.“ Leider gelingt es immer weniger, alle Ausbildungsplätze in technischen Berufen zu besetzen. „Wenn dieser Trend anhält, wäre das für den Industriestandort Schwarzwald-Baar-Heuberg äußerst bedenklich“, warnt Thomas Albiez.
Mit ihrer Technologieinitiative MicroMountains hat die IHK in den vergangenen vier Jahren gleich an mehreren Punkten den Hebel angesetzt. Das Spektrum der Projekte reicht vom „Haus der kleinen Forscher“, das Kindergartenkindern die Welt der Technik nahe bringt, über anspruchsvolle regionale Roboterwettbewerbe für Jugendliche und Studierende bis zur Unterstützung von Existenzgründern und Innovationen durch zwei eigens gegründete Aktiengesellschaften und begleitende Aktionen. Mit Hilfe eines Förderprogramms des Arbeits- und Sozialministeriums Baden-Württemberg und des Europäischen Sozialfonds gelang es nun, die Roboter-Kurse als Angebot auf die Beine zu stellen, das speziell auf Haupt- und Werkrealschulen zugeschnitten ist.
Die Kurse werden von Diplom-Wirtschaftsingenieurin Pia Gawlik-Rau betreut. Mit Roboterbausätzen, Laptops und Spielekoffern reist sie von Schule zu Schule. In den ersten Wochen hat sie bereits eine erstaunliche Resonanz erzielt. „Die Schülerinnen und Schüler sind hoch motiviert. Die Teams haben oft so viel Spaß an einer Problemlösung, dass sie die Schulpausen durcharbeiten oder sich an unbekannte Aufgaben wagen – zum Beispiel an die Steuerung mit Lichtsensoren, die einen fahrenden Roboter davor bewahrt, vom Tisch zu fallen“, berichtet Pia Gawlik-Rau. Die Trainerin betont: „Vorteil des Projekts ist, dass alle Beteiligten an einem Ziel ankommen. Jede Gruppe in ihrem eigenen Tempo, aber alle können die Aufgaben lösen. Das stärkt das Selbstvertrauen in die eigenen technischen Fähigkeiten.“
Industrie- und Handelskammer Schwarzwald-Baar-Heuberg
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