Ein Meilenstein für Europas Wissenschaftler

Die Weichen für den Bau des europäischen Freie-Elektronen-Röntgenlasers XFEL sind gestellt. Hochrangige Vertreter aus den beteiligten Staaten trafen sich am Dienstag auf Einladung von Bundesforschungsministerin Annette Schavan in Hamburg, um den Projektstart für das weltweit einzigartige Forschungsvorhaben bekannt zu geben. Geplant ist, eine Startversion des XFEL mit Kosten in Höhe von 850 Millionen Euro zu bauen. Daran beteiligen sich die internationalen Partner mit mindestens 25 Prozent. Den deutschen Beitrag – bis zu 75 Prozent – erbringen der Bund sowie die Sitzländer Hamburg und Schleswig-Holstein gemeinsam.

„Der Startschuss für den Röntgenlaser ist ein gutes Beispiel für gelungene strategische Partnerschaften über Ländergrenzen hinweg“, sagte Bundesforschungsministerin Annette Schavan vor den Gästen der Startschuss-Zeremonie, darunter Hamburgs Erster Bürgermeister Ole von Beust, Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Peter Harry Carstensen, die französische Ministerin Valérie Pécresse und ihr russischer Kollege Andrej Fursenko. „Ich bin sehr froh darüber, dass dieses ehrgeizige Vorhaben nun unter der deutschen EU-Ratspräsidentschaft starten kann“, fügte Schavan hinzu. „Es ist ein Meilenstein für Europas Wissenschaftler.“

„Wir sind gemeinsam der Überzeugung, dass es angezeigt ist, den Bau des XFEL im Hinblick auf die internationale Konkurrenzsituation so schnell wie möglich zu starten“, erklärten die Partnerländer in einem Kommuniqué, das sie am Dienstag in Hamburg unterzeichneten. Weiter heißt es in dem Papier: „Wir stellen fest, dass der XFEL ein wichtiges Element der weiteren Ausgestaltung des Europäischen Forschungsraums ist und den Wissenschaftlern aus Europa und aus der ganzen Welt herausragende Möglichkeiten zur Erforschung der Materie bieten wird.“

„Mit dem europäischen XFEL stoßen wir eine Entwicklung an, deren wissenschaftliches Potenzial noch gar nicht in vollem Umfang absehbar ist“, sagte Schavan. Mit dem Röntgenlaser wollen Forscherinnen und Forscher chemische Reaktionen filmen, atomare Details von Molekülen entschlüsseln und dreidimensionale Aufnahmen aus dem Nanokosmos ermöglichen. „Europa kann im globalen Forschungswettbewerb nur bestehen, wenn es partnerschaftlich zusammenarbeitet“, sagte Schavan. „Dabei geht es nicht nur darum, Projekte gemeinsam zu finanzieren. Entscheidend ist darüber hinaus, die Kompetenzen der Ingenieure und Wissenschaftler zu bündeln.“

Der 3,4 Kilometer lange Röntgenlaser beginnt auf dem Gelände des Deutschen Elektronen-Synchrotrons (DESY) in Hamburg-Bahrenfeld und verläuft von dort zum größten Teil unterirdisch bis in die Stadt Schenefeld in Schleswig-Holstein, wo ein völlig neues Forschungszentrum entstehen wird. „Die neue Forschungsanlage wird die internationale Anziehungskraft der gesamten Region steigern“, sagte die Ministerin. „Ich bin den beiden Landesregierungen von Hamburg und Schleswig-Holstein dankbar dafür, dass sie dieses Projekt unterstützen – nicht nur ideell und mit großem Engagement, sondern auch durch erhebliche finanzielle Beiträge.“

Der europäische XFEL wird die hellste Röntgenlichtquelle der Welt sein. In der Anlage werden Elektronen zunächst auf hohe Energien beschleunigt und danach zum Aussenden von intensiven Röntgenlaserblitzen gebracht. Mit ihnen können Forscher neue Einblicke in die Struktur der Materie gewinnen. Die Anlage wird exzellente Forscherinnen und Forscher aus der ganzen Welt anziehen.

Die intensive Kooperation der besten Köpfe am XFEL führt zu Erfolg im internationalen Forschungswettbewerb und ermöglicht wissenschaftliche Teilhabe an zukunftsweisenden Experimenten für jene Länder, die derartige Vorhaben aus eigener Kraft heraus nicht bewältigen könnten.

Jetzt beginnt die entscheidende Phase in der Entstehungsgeschichte des Röntgenlasers. Die nächsten Schritte sind nun die Freigabe der Ausschreibungen für die erforderlichen Tiefbauarbeiten und – voraussichtlich noch in diesem Jahr – die Unterzeichnung des verabredeten völkerrechtlichen Übereinkommens, das zur Gründung der XFEL GmbH als Bau- und Betriebsgesellschaft führen soll. Der Start der Inbetriebnahme des XFEL schließlich ist für das Jahr 2013 vorgesehen.

Das Konzept des XFEL wurde vom Deutschen Elektronen-Synchrotron zusammen mit internationalen Partnern entwickelt. Eine Absichtserklärung (Memorandum of Understanding) zur Vorbereitungsphase des XFEL wurde von insgesamt 13 Ländern (China, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Italien, Polen, Russland, Schweden, Schweiz, Spanien und Ungarn) unterzeichnet.

DESY betreibt mit der Forschungsanlage FLASH bereits den weltweit ersten Freie-Elektronen-Laser für weiche Röntgenstrahlung mit hoher Spitzenleuchtstärke und ultrakurzen Lichtpulsen. DESY ist ein mit öffentlichen Mitteln finanziertes nationales Forschungszentrum mit zwei Standorten: Hamburg und Zeuthen (in Brandenburg) – und wird zu 90 Prozent von der Bundesrepublik Deutschland und zu 10 Prozent von der Stadt Hamburg und dem Land Brandenburg (Standort Zeuthen) finanziert. DESY ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

Weitere Informationen zum Röntgenlaser XFEL finden Sie im Internet unter http://www.xfel.net. Weitere Informationen zur europäischen Forschungspolitik und zur deutschen EU-Ratspräsidentschaft gibt es unter www.bmbf.de und unter www.eu2007.de.

Anhang: Kommuniqué zum offiziellen Start des XFEL im Wortlaut

Vertreter der XFEL-Partnerländer haben sich heute, am 5. Juni 2007, in Hamburg getroffen, um gemeinsam den Start der Realisierung des XFEL-Projektes in Hamburg bekannt zu geben. Dazu haben die XFEL-Partnerländer Erklärungen über ihren beabsichtigten Beitrag zur Finanzierung des XFEL abgegeben. Weiter erklärten die verantwortlichen Ministerien folgendes:

Wir stellen fest, dass der XFEL ein wichtiges Element der weiteren Ausgestaltung des Europäischen Forschungsraumes ist und Wissenschaftlern aus Europa und der ganzen Welt herausragende Möglichkeiten zur Erforschung der Materie bieten wird.

Wir stellen mit Genugtuung fest, dass die technische und administrative Vorbereitung für den Bau des XFEL erfolgreich abgeschlossen wurde.

Wir sind gemeinsam der Überzeugung, dass es angezeigt ist, den Bau des XFEL im Hinblick auf die internationale Konkurrenzsituation so schnell wie möglich zu starten.

Wir haben uns dazu darauf verständigt, zunächst eine erste Ausbaustufe des XFEL mit Baukosten in Höhe von 850 Millionen Euro zu errichten.

Wir erklären unsere grundsätzliche Absicht, den Ausbau des XFEL wie im Technischen Bericht beschrieben zu realisieren.

Wir begrüßen die Unterstützung der Europäischen Kommission, die zur Errichtung neuer Forschungsinfrastrukturen über das 7. Rahmenprogramm beitragen wird.

Wir erklären unsere Absicht, die Finanzierung des Betriebes des XFEL gemeinsam sicherzustellen. Wir gehen davon aus, dass zeitnah alle notwendigen Schritte zur Unterzeichnung der Convention und Gründung der XFEL GmbH unternommen werden.

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Silvia von Einsiedel idw

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