Bewilligung der DFG-Forschergruppe "Governance der Forschung" bis 2009

Zwei der insgesamt acht bewilligten Projekte sind am Deutschen Forschungsinstitut für öffentliche Verwaltung (FÖV) angesiedelt. Dazu gehören das zentrale Koordinationsprojekt sowie das Projekt „Organisationale, nationale und europäische Einflüsse auf die Netzwerkstrategie und Netzwerkfähigkeit von Forschungsgruppen“. Beide Projekte werden von der Sprecherin der Forschergruppe, Prof. Dr. Dorothea Jansen, geleitet. Die Gutachter bescheinigten der interdisziplinären Forschergruppe ein hohes Niveau an Verständigung und fruchtbarer Zusammenarbeit.

Seit drei Jahren untersucht die Forschergruppe die Reformen im deutschen Wissenschaftssystem systematisch, empirisch und theoretisch, aus der Perspektive der Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Ziel ist die Entwicklung einer Theorie mittlerer Reichweite aus deren Umsetzung Gestaltungsoptionen für die Governance von Forschung hervorgehen sollen. Sowohl anwendungs- als auch grundlagenorientierte Forschungsorganisationen werden hierzu näher betrachtet.

Bislang konnte die Forschergruppe lediglich geringe Auswirkungen der unterschiedlichen Reformmaßnahmen auf das Handeln der Akteure im Forschungssektor aufdecken. Vor allem für den Universitätsbereich lässt sich für Deutschland ein Reformrückstand im Vergleich mit anderen europäischen Ländern hinsichtlich der angestrebten Stärkung des internen Managements feststellen. Eine wichtige Ausnahme bildet der Bereich der Finanzierung, für die sowohl für Universitäten wie für die außeruniversitäre Forschung erhebliche Veränderungen zu konstatieren sind. Grundfinanzierungsmittel werden extern und intern zunehmend an Zielvereinbarungen geknüpft, teils auch im Wettbewerb vergeben. Externe Drittmittel gewinnen vor allem auf der Mikroebene der Forschung zunehmend an Bedeutung für die Ausrichtung von Forschungslinien, das Eingehen von Kooperationen, sowie die Entstehung von Netzwerken. Insbesondere die EU als Drittmittelgeber gewinnt an Einfluss.

Die verschiedenen Teilprojekte haben sich für die nächsten drei Jahre zum Ziel gesetzt, die mittel- und langfristigen Auswirkungen der Reformen zu erforschen und die Ursachen für die bisher zögerlichen Effekte der Reform zu untersuchen. Ein wichtiger Aspekt ist in der Langfristbetrachtung auch die Abschätzung des Einflusses der verschiedenen Governanceinstrumente auf die Forschungsleistungen, die Performanz von Forschung. Wichtige weitere Forschungsfragen sind (1) die Konsequenzen der wachsenden Bedeutung von Drittmitteleinwerbung und Drittmittelwettbewerb für die Forschung, (2) die Analyse der Rolle von alten und neuen intermediären Organisationen für die Ausgestaltung dieses Drittmittelwettbewerbs (z.B. Evaluationsagenturen, Institutionen zur Definition und Sicherung von Qualitätsstandards, Institutionen der Forschungsförderung) sowie (3) die wachsende Rolle der EU im Bereich der Forschungsförderung und ihr Verhältnis zu nationalen Akteuren der Forschungspolitik und Forschungsförderung. Leitende These hierbei ist, dass ein Wettbewerb verschiedener Governancereformen in Europa stattfindet. Ob dieser Wettbewerb zu einer stärkeren Heterogenität oder eher zu einer Harmonisierung der Governance von Forschung in Europa führt und wie dies auf die Performanz von Forschung wirkt, ist eine weitere offene Forschungsfrage.

Insgesamt wurden acht Teilprojekte bewilligt. Zusätzlich zu dem am FÖV angesiedelt Projekt zu Netzwerkstrategien und Netzwerkfähigkeit von Forschungsgruppen befassen sich weitere sozialwissenschaftliche Projekte mit den Themen der Kooperation heterogener Partner im internationalen Forschungs- und Innovationssystem unter der Leitung von Stefan Kuhlmann (Twente) sowie dem Management- und Selbstverwaltungsmodell der Universitäten, insbesondere einem Vergleich von Entscheidungsprozessen, geleitet von Uwe Schimank (Hagen), Jürgen Enders (Twente) und Barbara Kehm (Kassel). Ein rechtswissenschaftliches Projekt von Hans-Heinrich Trute (Hamburg) widmet sich dem Einfluss externer Governance auf nationaler und EU-Ebene auf die Regelungsstrukturen universitärer Forschung. Der wirtschaftswissenschaftliche Fokus wird von Dieter Sadowski (Trier) mit dem Thema der Förderung wissenschaftlichen Nachwuchses als Kollektivgut sowie von Kerstin Pull (Tübingen) und Uschi Backes-Gellner (Zürich) vertreten. Sie gehen der Fragen nach, inwiefern sich die Zusammensetzung von DFG-Graduiertenkollegs auf die Forschungsperformanz auswirkt.

Ferner wurden zwei Zentralprojekte bewilligt, neben dem Koordinationsprojekt der Sprecherin ein von Ulrich Schmoch (Fraunhofer ISI Karlsruhe) geleitetes Projekt zur bibliometrischen Datenanalyse. Die Kommunikation und Zusammenarbeit der Teilprojekte wird durch regelmäßige Workshops, gemeinsame Datenbanken und eine Intranetplattform gesichert. Das zentrale Koordinationsprojekt dient dabei der Integration der (Zwischen-) Ergebnisse sowie der Weiterentwicklung des gemeinsamen theoretischen Rahmens. Ebenso werden gemeinsame Publikationsprojekte koordiniert.

Die Umsetzung der gegenstandsspezifischen Theorie mittlerer Reichweite zur Governance von Universitäten und Forschungseinrichtungen sowie der Transfer der Ergebnisse in die Praxis erfolgt u. a. unter Beteiligung des Zentrums für Wissenschaftsmanagements (ZWM), einem strategischen Partner des FÖV. Gestaltungsoptionen sollen in den Reformprozess zurückgekoppelt werden.

Abschluss der ersten Phase der Forschergruppe und Auftakt der zweiten Phase bildet eine internationale Konferenz, die am 14. und 15. März 2007 an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften in Berlin veranstaltet wird. Nähere Informationen zur Forschergruppe, den einzelnen Teilprojekten und über die geplante Konferenz sind der Homepage der Forschgruppe zu entnehmen: http://www.foev-speyer.de/governance/.

Ansprechpartner: Prof. Dr. Dorothea Jansen, LS_jansen@dhv-speyer.de, Tel. 06232/654-364 Wissenschaftliche Koordinatorin: Dipl.-Kffr. Heide Klug, Tel. 06232/654-396

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Dr. Klauspeter Strohm idw

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