Risikokapital für die Forschung

Die Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg unterstützt gezielt junge Wissenschaftler bei der Entwicklung neuer grundlegender Forschungsansätze – 60 000 Euro stehen aus dem „Frontier Research“-Fonds zur Verfügung


Forschung an den Universitäten wird zunehmend durch die Einwerbung von Drittmitteln im Wettbewerb mit anderen Forschungseinrichtungen finanziert. Die Heidelberger Ruprecht-Karls-Universität zählt dabei zu den drittmittelstärksten Universitäten in Deutschland und ist auch im europäischen Vergleich hervorragend platziert. Es besteht dennoch darüber hinaus ein hoher Bedarf an Fördermitteln, die es erlauben, schnell und flexibel auf neue und risikoreiche Forschungsideen zu reagieren.

„Die Universität muss Wissenschaftlern schnell und unaufwendig Mittel zur Verfügung stellen und bereit sein, ein hohes Maß an Risiko einzugehen. Wir wollen Freiräume für genuine Forschung und die Kreativität der Wissenschaftler der Universität schaffen“, betont Dr. Jens Hemmelskamp vom Forschungsdezernat der Universität.

Deshalb wurde bereits in dem 2004 erstellten Strategiepapier der Ruperto Carola der Einsatz von Risikokapital für die Realisierung neuer Ideen junger Wissenschaftler vorgesehen, um zukünftig noch gezielter Heidelberger Forscher als Vordenker für neue Forschungsansätze zu unterstützen. Mit „Frontier Research“, einem Fonds zur Förderung neuer, zukunftsgerichteter Forschungsansätze, wurde dieser Tage dieser Plan in die Tat umgesetzt.

Die Antragssteller mussten eine maximal dreiseitige Projektskizze einreichen und ihre Projektidee dem Rektorat präsentieren. Mit Dr. Matthias Seedorf vom Zentrum für Molekulare Biologie der Universität Heidelberg, der in seinem Forschungsvorhaben der Sortierung von Membranproteinen in tierischen Zellen nachgehen möchte, wurde jetzt das erste Frontier-Projekt angestoßen.

In seinen bisherigen Forschungen konnte Matthias Seedorf zeigen, dass in Hefezellen gebildete Membranproteine nicht nur, wie bisher bekannt, zentral durch den so genannten Golgi-Apparat in den Zellen sortiert werden. Bestimmte Membranproteine werden auch dezentral synthetisiert und über einen neuen Weg verteilt. Daraus ergibt sich natürlich die Frage, ob dies so auch in tierischen Zellen, insbesondere in denen von Säugetieren funktioniert.

„Bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft hätte ich ein solches Projekt nicht genehmigt bekommen“, ist sich Matthias Seedorf sicher. Denn für einen derartigen Antrag wären wesentlich mehr Vorarbeiten notwendig gewesen. So kann der Molekularbiologe die 60 000 Euro aus dem „Frontier Research“-Fonds dazu nutzen, einen Doktoranden zu bezahlen sowie das notwendige Verbrauchsmaterial anzuschaffen. In zwei Jahren muss Matthias Seedorf allerdings einen kurzen Sachstandsbericht erstellen und weitere Perspektiven seiner Forschung aufzeigen.

„Uns ist bewusst, dass die so geförderten Projekte auch scheitern können“, hebt Professor Jochen Tröger, Prorektor für Forschung und Medizin der Heidelberger Universität, hervor, „aber wir müssen wieder verstärkt die Suche nach grundlegend neuen Forschungsansätzen unterstützen.“ Das Forschungsvorhaben von Matthias Seedorf ist zunächst ein Pilotprojekt, und wenn es zeigt, dass die Idee zielführend ist, möchte die Ruprecht-Karls-Universität in Zukunft das „Frontier Research“-Programm ausweiten.
Stefan Zeeh

Rückfragen bitte an:
Dr. Jens Hemmelskamp
Universität Heidelberg
Dezernent für Forschung
Seminarstraße 2, 69117 Heidelberg
Tel. 06221 542145
hemmelskamp@zuv.uni-heidelberg.de

Dr. Matthias Seedorf
Zentrum für Molekulare Biologie
der Universität Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 282, 69120 Heidelberg
Tel. 06221 548299
m.seedorf@zmbh.uni-heidelberg.de

Dr. Michael Schwarz
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