HRK und DAAD zum Europäischen Jahr der Sprachen: Mindestens zwei Fremdsprachen für Studenten

Das Jahr 2001 wurde von der Europäischen Union und vom Europarat zum Europäischen Jahr der Sprachen erklärt. Hochschulrektorenkonferenz (HRK) und Deutscher Akademischer Austauschdienst (DAAD) haben dies zum Anlass genommen, sich mit der Situation des Sprachunterrichts an den Hochschulen zu befassen und Schlussfolgerungen daraus zu ziehen. Das HRK-Plenum hat eine entsprechende Stellungnahme gebilligt, die mit der Leitung des DAAD bereits abgestimmt wurde und am 8. November dem DAAD-Vorstand zur Billigung vorgelegt werden wird.

Ausgangspunkt der Entschließung ist, dass Mehrsprachigkeit die Toleranz und das Verständnis für andere Menschen sowie die Fähigkeit zum interkulturellen Dialog fördert und damit entscheidende Voraussetzungen für ein geeintes Europa schafft. Außerdem können zukünftige Europabürger ohne ausreichende Sprachkenntnisse nicht mehr im internationalen Wettbewerb mithalten. Den Hochschulen kommt hierbei eine zentrale Verantwortung zu. Die Attraktivität des Hochschulstandortes Deutschland für deutsche und ausländische Studierende wird nicht unwesentlich davon abhängen, welchen Wert sie dem Erwerb von Fremdsprachen bzw. dem Deutschunterricht für ausländische Studierende beimessen.

Der Beschluss fordert daher, dass es sich die Hochschulen zum Ziel machen, allen Studierenden die Beherrschung zweier moderner Fremdsprachen zu ermöglichen, soweit sie diese nicht schon von der Schule mitbringen. Hierzu sollten exemplarische Studiengänge in verschiedenen Disziplinen eingerichtet werden, in denen obligatorisch Englisch und eine weitere Fremdsprache belegt werden müssen. Auch sollten alle Formen des Fremdsprachenerwerbs in bestehende Kreditpunktsysteme aufgenommen werden, um den Anreiz für die Studierenden zu erhöhen.

Besondere Anstrengungen sollen aber auch in Hinsicht auf das Erlernen der deutschen Sprache und die sprachliche Integration ausländischer Studierender unternommen werden. Verstärkt sollen vor und während des Studiums in Deutschland und in dem jeweiligen Heimatland flexible Möglichkeiten angeboten werden, Deutsch als Fachsprache zu erlernen. Neue Testverfahren (TestDaF) sollen es erlauben, den für die Hochschulzulassung nötigen Sprachstand bereits im Herkunftsland zu messen sowie den deutschen Hochschulen ein verlässliches und flexibles Instrument an die Hand zu geben.

Die Motivation und die Freude, Sprachen zu erlernen, hängen dabei wesentlich von den Lehrmethoden und -inhalten ab, über die Fremdsprachenlehrer verfügen. Deshalb wird empfohlen, den Fremdsprachenphilologien besonderes Augenmerk zu schenken. Vor allem sollen alle künftigen Fremdsprachenlehrer Auslandsaufenthalte in ihr Studium integrieren. Frisch graduierte Fremdsprachenlehrer und insbesondere junge Absolventen der Studiengänge Germanistik und Deutsch als Fremdsprache sollten mehr als bislang die Möglichkeit erhalten, für eine begrenzte Zeit an einer Hochschule im Ausland zu unterrichten. Entsprechend sollten mehr ausländische Muttersprachler an den deutschen Hochschulen zum Einsatz kommen.

Die Umsetzung dieser Ziele bedarf erheblicher Anstrengungen der deutschen Hochschulen. HRK und DAAD appellieren daher an ihre Mitgliedshochschulen, der Bedeutung des Fremdsprachenlernens bzw. der Vertiefung in ihrer strategischen Planung und Mittelzuweisung Rechnung zu tragen. Sie fordern zugleich die zuständigen Ministerien auf, die Hochschulen dabei nach Kräften zu unterstützen. HRK und DAAD regen deshalb in ihrer gemeinsamen Empfehlung an, im Rahmen europäischer Bildungsprogramme für den verstärkten Einsatz von muttersprachlichen Fremdsprachenlehrern an Hochschulen zu sorgen. In diesem Zusammenhang solle auf ein europäisches Lektorenstatut hingewirkt werden, das den befristeten Einsatz von qualifizierten Fremdsprachenlektoren an Hochschulen erlaubt und regelt.

Media Contact

Susanne Schilden idw

Weitere Informationen:

http://www.hrk.de/

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