Auf der Zeitschiene zur Erkenntnis

"Langzeituntersuchungen - mit Ausdauer zur Erkenntnis" ist das Schwerpunktthema des ForschungsReports 2/2005

Neuer ForschungsReport stellt Langzeituntersuchungen vor

Bis zu zehn Jahre kann es dauern, bis eine neu gepflanzte Hecke von einem reichen Artenspektrum von Vögeln als Brutplatz und Lebensraum angenommen wird. Dies ist das Ergebnis einer Langzeitstudie, die die Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA) in einer weitgehend ausgeräumten Agrarlandschaft in Brandenburg vor mehr als einer Dekade begonnen hat. In dem Projekt „Brandenburger Schichtholzhecke“ sollte gezeigt werden, wie sich neu angelegte Saumbiotope langfristig auf die Artenvielfalt von Insekten und Vögeln auswirken.

In der neuen Ausgabe des ForschungsReports, dem Wissenschaftsmagazin des Senats der Bundesforschungsanstalten, geht es nicht nur um die Langfristeffekte einer Heckenanlage, sondern um Langzeituntersuchungen insgesamt. Die Agrarwissenschaftlerin Jutta Rogasik von der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) berichtet, wie sich eine langjährige organisch-mineralische Düngung auf den Kohlenstoffgehalt und die Wasseraufnahmefähigkeit des Ackerbodens auswirkt. Da der Boden sehr langsam auf Veränderungen reagiert, erstrecken sich solche Versuche über Jahrzehnte. Mit Zeitdimensionen dieser Art ist auch die Bundesforschungsanstalt für Fischerei vertraut. Sie misst seit mehr als 20 Jahren an einer internationalen Tiefwasser-Station vor Südwest-Grönland regelmäßig die Salzgehalte und Temperaturprofile des Wassers in 3.000 m Tiefe. Ozeanograph Manfred Stein kann daraus Meeresströmungen interpretieren, die nicht nur für die Fischerei, sondern auch für die Klimaforschung von Bedeutung sind.

Langzeituntersuchungen brauchen einen langen Atem, schreibt Senatspräsident Gerhard Flachowsky im Editorial des Magazins, doch sie zahlen sich aus. Für viele agrar- und umweltpolitische Entscheidungen, zum Beispiel bei der Festsetzung von Höchstmengen, sind langjährig erhobene Datensätze die notwendige Basis für wissenschaftlich abgesicherte Empfehlungen. Gerade die Einrichtungen der Ressortforschung besitzen durch ihre Personalstruktur die Möglichkeit, Experimente durchzuführen, die sich über viele Jahre bis Jahrzehnte erstrecken.

So auch das Team von Martin Groschup am Friedrich-Loeffler-Institut auf der Insel Riems. Die Forscher wollen herausfinden, wie die BSE-Erreger in das Gehirn von Rindern gelangen. Dazu haben sie junge Kälber Ende 2002 mit BSE-Erregern infiziert und nehmen regelmäßig Blut-, Urin- und Gewebeproben, um den möglichen Weg der krankmachenden Prionen vom Verdauungstrakt in das Nervenzentrum zu verfolgen. Da es sich bei BSE um eine langsam fortschreitende Krankheit handelt, ist die experimentelle Phase des Projekts auf mindestens fünf Jahre angelegt. Bereits jetzt – so schreibt Martin Groschup in dem Beitrag „Der lange Weg ins Gehirn“ – haben die Forscher tausende Proben von infizierten, aber noch nicht klinisch erkrankten Tieren gewonnen, die in einer nationalen BSE-Probenbank aufbewahrt werden und für künftige Untersuchungen zur Verfügung stehen.

In insgesamt neun Beiträgen wird das Schwerpunktthema Langzeituntersuchungen aus verschiedenen wissenschaftlichen Blickwinkeln beleuchtet. Die neue Ausgabe 2/2005 des ForschungsReports ist kostenlos zu beziehen über die Geschäftsstelle des Senats der Bundesforschungsanstalten, Bundesallee 50, 38116 Braunschweig. E-mail: michael.welling@fal.de, Tel.: 0531 / 596-1016.

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Dr. Michael Welling idw

Weitere Informationen:

http://www.bmvel-forschung.de

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