Studiendauer in Deutschland sinkt

Jedoch weiterhin große Unterschiede zwischen den Studienangeboten

Die Staatsexamensstudiengänge Rechtswissenschaften, Pharmazie und Lebensmittelchemie haben mit rund neun Semestern nach wie vor die niedrigsten Fachstudienzeiten. Am längsten dauerte das Studium mit über zwölf Semestern in Informatik, Geographie, Sozialwissenschaften und im Bauingenieurwesen. Das hat ein neuer Bericht der Geschäftsstelle des Wissenschaftsrates ergeben, in dem die Entwicklung der mittleren Fachstudiendauer zwischen 1999 und 2003 in den einzelnen Fächern und Studiengängen aller Hochschulen in Deutschland analysiert wird. „Die Ergebnisse belegen“, so der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Professor Karl Max Einhäupl, „dass die Studiendauer an den Hochschulen in Deutschland erfreulicher Weise insgesamt leicht rückläufig ist – ein Indiz dafür, dass die Aktivitäten der Hochschulen erste Früchte tragen.“

Mit der Studie setzt die Geschäftsstelle des Wissenschaftsrats ihre seit den Achtziger Jahren regelmäßige Berichterstattung über die Fachstudiendauer an den Universitäten und Fachhochschulen fort, die zuletzt den Zeitraum von 1990 bis 1998 zum Gegenstand hatte. Studieninteressierte finden dort Informationen darüber, welchen Hochschulen es gelingt, Studierende in vertretbarer Zeit zu einem ersten Abschluss zu führen. Universitäten und Fachhochschulen erhalten die Möglichkeit, ihre Studienzeiten mit denen anderer Hochschulen zu vergleichen und so Stärken und Schwächen zu identifizieren. Für fünfzehn große Fächer an Universitäten und neun an Fachhochschulen wurden erstmals Ranggruppen gebildet, die die bisher schon ausgewiesenen Unterschiede innerhalb von Studiengängen zusammenfassen. Als Maßzahl dient die mittlere Fachstudiendauer (Median), die angibt, in welcher Zeit die schnellsten 50 % der Absolventen das Studium erfolgreich abschließen.

Zu den Ergebnissen im Einzelnen:

  • Die mittleren Fachstudienzeiten in den Magister- und Diplomstudiengängen an Universitäten haben sich im Zeitraum 1999 bis 2003 insgesamt um rund ein halbes Semester verringert, in Volkswirtschaftslehre, Politik- und Sozialwissenschaften, Chemie, Maschinenbau und Elektrotechnik sogar um nahezu ein Semester.
  • In den Diplomstudiengängen der Fachhochschulen verkürzte sich die mittlere Fachstudiendauer von 1999 bis 2003 dagegen insgesamt nur leicht von 8,7 auf 8,6 Semester. Dennoch sank in den großen technischen Studiengängen Maschinenbau/ wesen, Elektrotechnik/Elektronik und Informatik die mittlere Studiendauer um rund ein halbes Semester und unterscheidet sich nicht mehr wesentlich von der Studiendauer in Betriebswirtschaftslehre, dem mit Abstand beliebtesten Studiengang an Fachhochschulen.
  • Innerhalb der Studiengänge gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den Hochschulen, was auch die Ranggruppenergebnisse zeigen. In vielen Studiengängen dauert das Studium der Hochschule mit der längsten Studiendauer anderthalb Mal bis doppelt so lange wie an der Hochschule mit der kürzesten Studiendauer. In manchen Studiengängen dagegen (Betriebswirtschaftslehre, Rechtswissenschaften, Biologie, Physik und Chemie an Universitäten, Elektronik/Elektrotechnik und Maschinenbau/-wesen an Fachhochschulen) liegen die Studiendauern an den meisten Hochschulen nahe beieinander.
  • Der Anteil der Absolventen, die 2003 einen der neuen Bachelorstudiengänge abschlossen, betrug 1,8 % (1.367 Absolventen) an den Universitäten (ohne Lehrämter) und 1,3 % (808 Absolventen) an den Fachhochschulen. Die mittlere Studiendauer lag meist bei rund 6 Semestern und entsprach damit der Regelstudienzeit in diesen Studiengängen. Dies lässt erwarten, dass mit der weiteren Einführung von Bachelorstudiengängen die Studiendauer im Erststudium deutlich sinken wird. Der genaue Umfang der Verkürzung des Erststudiums lässt sich jedoch noch nicht beurteilen.

Media Contact

Dr. Christiane Kling-Mathey idw

Weitere Informationen:

http://www.wissenschaftsrat.de

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