In Sieben-Meilen-Stiefeln zur Professur
Rostocker Physiker nutzt Förderprogramm für unabhängiges Forschen und zügige wissenschaftliche Karriere
Es war vor allem Neugier, die Sascha Wallentowitz aus dem Südwesten Deutschlands in den Nordosten lockte. Ende 1994 kam der Physiker an die Uni Rostock, um hier zu promovieren. Nach der Doktorarbeit zog’s den ehemaligen Studenten der Uni Ulm dann in die USA, jetzt lebt er wieder in der Hansestadt.
Seinen wissenschaftlichen Arbeitsplatz hat sich Dr. Wallentowitz selbst geschaffen. Er ist der erste und bislang einzige Nachwuchswissenschaftler an der Uni Rostock, der in das Emmy- Noether-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) aufgenommen wurde. Mit diesem Programm – benannt nach der bedeutenden Mathematikerin, die 1918 als erste Frau an der Universität Göttingen habilitiert wurde – will die DFG dem wissenschaftlichen Nachwuchs selbstständiges Forschen ermöglichen. Ein Gehalt wird gezahlt, Sachmittel kommen hinzu. Außerdem konnte sich Sascha Wallentowitz eine eigene kleine Forschungsgruppe aufbauen. Atome und Moleküle will dieses Team untersuchen. Anhand von Messungen bestimmter Systeme werden Methoden entwickelt, die diese Systeme in den gewünschten Zustand bringen – theroetische Physik.
“Forscherdrang habe ich schon als Kind verspürt, beispielsweise UFOs auf einem Blatt Papier konstruiert oder Autos, die mit einer Dampfmaschine angetrieben wurden”, erzählt Wallentowitz lachend. “Chef zu sein ist nicht leicht”, hat er in den ersten Arbeitsmonaten erfahren. Und doch möchte er nicht mehr tauschen: “Die Unabhängigkeit ist das Beste an diesem Programm”, urteilt der Naturwissenschaftler. Die Forschungsergebnisse, die er im Rahmen des DFG-Förderprogramms erbringt, könnten als wissenschaftliche Voraussetzung für die Berufung zum Hochschullehrer gelten. So plant es die DFG. Sie will damit gemeinsam mit der Bundesministerin für Wissenschaft, Bildung und Kultur, Edelgard Bulmahn, neue Wege zu einer Hochschulprofessur bahnen.
“Ein wichtiger Grund, im Rahmen des Emmy-Noether-Programms zu arbeiten, ist für mich das, wenn auch nur symbolisch, aufgebesserte Gehalt.” Sascha Wallentowitz wäre sonst in die Industrie gegangen. “Ich bin für leistungsgerechte Bezahlung, doch im Vergleich zur Industrie verdient man als Wissenschaftler an der Hochschule grundsätzlich einfach zu wenig”, ist Wallentowitz überzeugt. Er ist ein Befürworter der Junior-Professur: “Wir brauchen ein flexibleres System an den Universitäten, damit frühzeitig mehr Leistungspotenzial freigesetzt werden kann.”
“Morgen” heißt die Antwort von Dr. Wallentowitz auf die Frage, wann er denn Professor werden wolle.
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