Warum junge Leute Sonderpädagogik studieren


„In der Würzburger Sonderpädagogik werden junge Leute ausgebildet, die sehr engagiert, mit hehren Motiven und klaren Zielen an die Universität kommen und die vor allem die Arbeit am Menschen suchen.“ Das sagt der Psychologe Dr. Alfred Fries, der zusammen mit der Studentin Michaela Amrhein Studierende der Sonderpädagogik nach ihren Studienmotiven befragt hat.

Die Untersuchung, an der sich 348 Studierende beteiligten, wurde zu Beginn des Sommersemesters 1999 anhand von Fragebögen durchgeführt. Alfred Fries und Michaela Amrhein ziehen folgendes Fazit:

„Die Studierenden haben das Studium der Sonderpädagogik nicht deshalb begonnen, weil sie für sich sonst keine berufliche Alternative gesehen hätten. Dieses Studium war für die meisten Befragten ’erste Wahl’. Die den Lehrern aller Schulen immer wieder unterstellten vermeintlichen Vorteile des Berufs, wie viel Freizeit und Urlaub oder die Aussicht auf ein gutes Gehalt, stellen keinesfalls das Hauptmotiv dar. Vielmehr wurde das Studium der Sonderpädagogik aus Gründen gewählt, die aus einem ernsthaften Interesse am Menschen und dem Wunsch zu helfen resultieren. Eine vorherige Arbeit mit behinderten Menschen – etwa beim Zivildienst oder einem Freiwilligen Sozialen Jahr – und die dabei gewonnene positive Erfahrung haben einen dominierenden Einfluss auf die Studienwahl.“

Dabei sind es offenbar nicht die schlechtesten Abiturientinnen und Abiturienten, die sich für die Sonderpädagogik entscheiden: Im Durchschnitt haben sie eine Abiturnote von 2,27, und etwa 40 Prozent der Befragten nannten eine Abiturnote zwischen 1,0 und 2,2.

Was die Motive für die Studienwahl angeht, so gaben 98,56 Prozent der Sonderpädagogik-Studierenden den Beweggrund „Umgang mit Menschen“ an, der ihre Entscheidung eher mehr bzw. auf jeden Fall beeinflusst habe. Ebenfalls mehr als 90 Prozent Zustimmung entfielen auf die Motive „vielseitige, abwechslungsreiche Tätigkeit“, „Umgang mit behinderten Kindern und Jugendlichen“ sowie „Wunsch, behinderten Kindern sachgerecht zu helfen“.

Folgende Motive haben der Untersuchung zufolge die Studienwahl eher nicht bzw. gar nicht beeinflusst: „Letzte Alternative“, „Hohes gesellschaftliches Ansehen des Faches“, „Verhältnismäßig leichtes Studium“, „Behindertes Kind in der Familie“, „Familientradition“ und „Verlegenheit/Zufall“. Am stärksten wurde der Beweggrund „Parkstudium“ abgelehnt (99,12 Prozent).

Die Studie ist unter dem Titel „Studienmotive von StudentInnen der Sonderpädagogik. Ergebnisse einer wissenschaftlichen Untersuchung an der Universität Würzburg“ ausführlich vorgestellt im Fachblatt „Behindertenpädagogik in Bayern“, 1/2000, Seiten 73-83.

Weitere Informationen: Dr. Alfred Fries, Lehrstuhl für Sonderpädagogik II, T und Fax (0931) 888-4837,
 E-Mail: alfred.fries@mail.uni-wuerzburg.de

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 Robert Emmerich idw

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