Run auf das Informatikstudium sprengt die Hochschulen: GI fordert sofortiges Handeln


Der Run auf das Informatikstudium sprengt die Kapazitäten der Hochschulen. Von den Entscheidungsträgern in Politik, Wissenschaft und Wirtschaft fordert der Präsident der Gesellschaft für Informatik e.V. (GI) jetzt schnelles Handeln.

„Sofortiges Handeln ist jetzt gefragt“, kommentierte der Präsident der Gesellschaft für Informatik GI, Prof. Dr. Heinrich C. Mayr, die neuesten Zahlen zu Studienanfängern in der Informatik. Laut Statistischem Bundesamt haben zum Wintersemester 2000 knapp 24.000 Studierende ein Studium der Informatik an deutschen Hochschulen aufgenommen. Im Wintersemester 1997 waren es gerade 10.650 Interessierte.

„Den erfreulich gewachsenen Anfängerzahlen steht eine viel zu geringe Lehr- und Forschungskapazität gegenüber, wie sich jetzt dramatisch zeigt. An vielen Standorten ist deshalb eine geregelte Ausbildung trotz höchster Anstrengungen nicht mehr möglich“, so Mayr.

Jetzt räche es sich, dass nicht bereits frühzeitig Maßnahmen ergriffen worden seien, um der boomenden Nachfrage nach akademisch ausgebildeten Informatik-Fachkräften auch die entsprechenden Ausbildungskapazitäten gegenüberzustellen. „Die jungen Leute haben reagiert und das Fach Informatik angenommen, Politik und Universitätsleitungen haben geschlafen“, kritisierte Mayr.

Es sei nachgerade skandalös, dass bis heute der Curricularnormwert der Informatik (Anm.: Rechengröße zur Bestimmung der Personalintensität einer Disziplin) zwar seit Jahren allgemein als zu niedrig eingeschätzt werde, aber noch immer keine Anhebung erfolgt sei. Besonders fahrlässig sei es, dass die Universitätsleitungen noch immer nur sehr zögerlich dringend erforderliche Umschichtungen vornähmen, erläuterte Mayr.

„Es geht nicht an, dass bei anderen, zunehmend weniger nachgefragten Studiengängen mittlerweile das Zahlenverhältnis zwischen wissenschaftlichem Personal und Studierenden drei- bis viermal so hoch ist wie in der Informatik“, betonte der Präsident. „Und dann werden noch die wenigen, teuer ausgebildeten Absolventen dieser Fachrichtungen mit großen Kosten auf die Informatik umgeschult, weil sie in ihrer Disziplin keinen adäquaten Arbeitsplatz finden.“

Jede frei werdende Stelle, insbesondere auch im akademischen Mittelbau müsse eingehend darauf überprüft werden, ob sie wirklich im angestammten Bereich unabdingbar ist. Das althergebrachte Besitzstandsdenken sei hier nicht mehr zielführend, so Mayr: „Die hierfür an den Universitäten verantwortlichen Instanzen können oder wollen diese Aufgabe offensichtlich nicht wahrnehmen – somit ist Druck von außen erforderlich“, kritisierte Mayr die aktuelle Politik an den Hochschulen.

Auch die Wirtschaft müsse ihren Teil zu Übergangslösungen beitragen, schließlich benötige und fordere sie ja gut ausgebildete Informatik-Fachkräfte. Mit kleinen Lösungen sei es jetzt nicht mehr getan, substanzielle und nachhaltige Investitionen seien gefordert.

Es wäre ein Armutszeugnis für den Wirtschaftsstandort Deutschland, wenn – wie am Freitag vom Fakultätentag Informatik in Magdeburg empfohlen – die Informatik-Fachbereiche trotz des hohen Bedarfs an Fachkräften bundesweit einen Numerus Clausus einführen müssten. „Ich fordere die Entscheidungsträger auf, endlich ihre Verantwortung wahrzunehmen und zu handeln“, so Mayr nachdrücklich.


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Cornelia Winter idw

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