Hauptschüler sind psychisch schlechter gestellt als andere Kinder

Hauptschüler sind bei der Befriedigung ihrer psychologischen Grundbedürfnisse deutlich im Nachteil gegenüber Kindern anderer Schularten. Die Ursachen dafür sind noch unklar, können aber jedenfalls nicht in ihrer intellektuellen Leistungsfähigkeit gesucht werden.

Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Hochschule Niederrhein zu den psychologischen Grundbedürfnissen bei Kindern und Jugendlichen, die der Psychologe Prof. Dr. Michael Borg-Laufs am 6. Mai in der Hochschule in Mönchengladbach vorstellt. In einem nächsten Schritt soll untersucht werden, ob sich der Status der Befriedigung der psychologischen Grundbedürfnisse durch geeignete Hilfen verbessern lässt. Hier ist jedoch noch die Finanzierungsfrage ungeklärt.

Professor Michael Borg-Laufs und die Psychologin Anna Menzel (Fachbereich Sozialwesen) haben seit einem Jahr weit über 300 Kinder, Jugendliche und ihre Familien mit einem Fragebogen zur Befriedigung psychologischer Grundbedürfnisse bei Kindern und Jugendlichen untersucht und dabei wichtige Ergebnisse erzielt.

Anlass des Projektes war die Überprüfung eines Fragebogens, der von Borg-Laufs als Bestandteil eines Diagnostiksystems für die psychotherapeutische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen entwickelt wurde. In diesem Fragebogen geht es um die Befriedigung psychologischer Grundbedürfnisse bei Kindern und Jugendlichen.

Erfasst wird, ob die Kinder befriedigende Beziehungen erleben, ob sie genügend selbstwertdienliche Erfahrungen machen, ob sie ihre Umwelt gut einschätzen und beeinflussen können und ob sie genügend schöne, Freude bringende Erlebnisse haben. Damit sind die vier psychologischen Grundbedürfnisse erfasst worden, die von besonderer Bedeutung für das Wohlergehen auch von Kindern und Jugendlichen sind. Borg-Laufs: „Wer in seinen psychologischen Grundbedürfnissen verletzt wird, der kann nicht glücklich sein. Daher ist es wichtig, dass diejenigen, die Kindern als Psychotherapeuten oder als Sozialarbeiter helfen wollen, sich darüber klar werden, wie es um die Grundbedürfnisse der Kinder steht.“

Aus diesem Grund lehrt Borg-Laufs auch in Vorlesungen und Seminaren sowohl im Bachelor-Studiengang Soziale Arbeit als auch im neuen Masterstudiengang „Beratung und Mediation“ die Bedeutung der Grundbedürfnisse und lässt dort auch die Ergebnisse der Untersuchung einfließen.

Die hat nämlich wichtige, teils erwartete, teils überraschende Erkenntnisse gebracht: „Wir sind von vorneherein davon ausgegangen, dass psychisch kranke Kinder, die wir auch untersucht haben, eine schlechtere Bedürfnisbefriedigung vorweisen können, als psychisch gesunde Kinder“ erläutert die Psychologin Anna Menzel. „Aber was uns überrascht hat, ist, dass Hauptschüler im Vergleich zu allen anderen Schülern erheblich schlechter dastehen, was die Befriedigung ihrer Grundbedürfnisse angeht.“ So zeigt auch diese aktuelle Untersuchung, dass die Kinder und Jugendlichen an Hauptschulen häufig viel mehr Probleme haben als andere Kinder. Borg-Laufs: „Und das hängt nicht mit ihrer Leistungsfähigkeit, also mit ihrer Intelligenz, zusammen. Die Ursachen müssen woanders gesucht werden.“

Die Forschungsergebnisse werden am morgigen Dienstag (6. Mai) um 16.00 Uhr im Raum S 2001 der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach, Richard-Wagner-Straße 101, präsentiert. Dazu sind alle Interessierten herzlich eingeladen. Unterstützt werden Menzel und Borg-Laufs dabei von Studentinnen, die sich im Rahmen ihrer Diplomarbeiten mit dem Thema befasst haben und dabei insbesondere auf die Bedeutung für die Praxis eingehen.

Kontakt: Prof. Dr. Borg-Laufs ist heute (Montag) von 13 bis 14 Uhr unter Tel. 02161-186-5627 zu erreichen.

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Rudolf Haupt idw

Weitere Informationen:

http://www.hs-niederrhein.de

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