Zahnfleischerkrankungen mit lebensgefährlichen Folgen

Die oft chronische Entzündung von Zahnfleisch und Kiefer, die so genannte Parodontitis, kann auf Dauer lebensgefährliche Folgen haben. Die Erkrankung erhöht das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall beträchtlich.

Um die Ursachen des Leidens zu erforschen, arbeiten verschiedene Wissenschaftler der Universität Bonn an einem dreijährigen Forschungsprogramm. Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG mitfinanzierte Projekt ist deutschlandweit die erste und einzige klinische Forschergruppe in der Zahnmedizin.

„Jüngste Studien haben gezeigt, dass 70 Prozent aller Deutschen in der Altersgruppe zwischen 35 und 44 Jahren unter einer Parodontalerkrankung leiden“, so der Zahnmediziner und Leiter der Forschungsgruppe James Deschner im pressetext-Interview. In höheren Altersgruppen liege diese Zahl sogar noch weiter oben, erklärt der Experte. „Verursacht werden die Entzündungen von Bakterien.“ Diese können vom Mundraum in die Gefäße wandern und dort Schäden anrichten.

„Ein deutlich erhöhtes Risiko haben Raucher und Diabetiker, aber auch Menschen, die unter Stress stehen.“ Ein weiteres Risiko stelle auch die genetische Disposition dar, von der man annimmt, dass sie sogar bis zu 50 Prozent zum Risiko beitrage. „Welche Erbanlagen es allerdings genau sind, ist aber noch nicht bekannt.“ Mit der zunehmenden Lebenserwartung und der besseren Kariesprophylaxe sei das Problem sogar noch ansteigend. „Wir arbeiten in dem Verbundprojekt daran, die Risikofaktoren besser zu erkennen und festzustellen, welche Faktoren chronische Entzündungen von Zahnfleisch oder Kiefer fördern“, so Deschner. „Das sollte unter anderem zu effektiveren Therapien und zu neuen Möglichkeiten der Diagnostik führen.“

Im Verbundprojekt arbeiten zudem auch noch der Parodontologe Sören Jepsen, der Kieferorthopäde Andreas Jäger sowie Internisten und Dermatologen. Die genetischen Untersuchungen laufen in Kooperation mit dem Universitätsklinikum Kiel. „Mathematiker der Universität Bonn werden am Rechner simulieren, wie sich bestimmte Risikofaktoren – etwa eine hohe mechanische Kaubelastung – auf den Verlauf der Erkrankung auswirken“, erklärt der Wissenschaftler.

In den vergangenen Jahren habe die Zahnmedizin schon große Fortschritte verzeichnen können. „So galt Parodontose bis Mitte des vergangenen Jahrhunderts als ganz normale Alterserscheinung. Erst später erkannte man, dass der Zahnverlust durch chronische Entzündungen hervorgerufen wird, die sich durchaus bekämpfen lassen.“ Deschner rät in jedem Fall zum mindestens halbjährlichen Zahnarztbesuch. „Der Zahnarzt kann zumindest das Problem erkennen und weiterführende Schritte einleiten“, so der Experte abschließend im pressetext-Interview

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Wolfgang Weitlaner pressetext.deutschland

Weitere Informationen:

http://www.uni-bonn.de http://www.dfg.de

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