Wespenmütter fördern das Sexualleben ihrer Söhne

Ein Weibchen der Wespenart Nasonia vitripennis bei der Eiablage. Foto: Birgit Blaul<br>

Gegessen wird, was auf den Tisch kommt! So lautet bisweilen die harsche Bemerkung von Eltern, wenn es darum geht, ihren Zöglingen klar zu machen, warum ein bestimmtes Gericht gegessen werden sollte.

Erwachsene könnten aber auch gute Gründe für ihre Aussage ins Feld führen. So sind beispielsweise die Weibchen zahlreicher Tierarten sehr wählerisch und paaren sich bevorzugt mit Männchen, die sich aufgrund ihrer Ernährung in einem besonders guten Gesamtzustand befinden.

Der genaue Zusammenhang zwischen bestimmten Nahrungskomponenten und den bei der Partnerwahl verwendeten Signalen ist allerdings oftmals nicht bekannt. Wissenschaftlern der Universität Regensburg um Prof. Dr. Joachim Ruther vom Institut für Zoologie ist es nun gelungen, diese Zusammenhänge für die parasitische Wespe Nasonia vitripennis aufzuklären. Dabei stellten die Forscher fest, dass Wespenmütter offenbar sehr genau wissen, was für die Fruchtbarkeit und den „Sexappeal“ ihrer Söhne wichtig ist. Sie legen ihre Eier bevorzugt in linolsäurereichen Wirten ab und sorgen so dafür, dass die Paarungschancen ihrer Sprösslinge steigen.

Die Männchen der nur ca. 2 mm großen Wespenart werden von den Weibchen am Geruch erkannt. Für die Produktion des Sexuallockstoffs, der sie für Weibchen attraktiv macht, verwenden die Männchen Linolsäure – eine ungesättigte Fettsäure. Die Weibchen bevorzugen gerade solche Männchen, die während ihrer Entwicklung eine vergleichsweise hohe Menge dieser wichtigen Nahrungskomponente zur Verfügung hatten. Wohlgenährte Männchen können es sich leisten, verschwenderischer mit ihrem Sexuallockstoff umzugehen und sich so die erhöhte Aufmerksamkeit paarungsbereiter Weibchen sichern. Zudem besitzen diese Wespenmännchen etwa dreimal so viele Spermien wie die Konkurrenz.

Die Ergebnisse der Regensburger Wissenschaftler sind vor kurzem in der renommierten Zeitschrift „Proceedings of the Royal Society B“ veröffentlicht worden (DOI: 10.1098/rspb.2011.0001).

Ansprechpartner für Medienvertreter:
Prof. Dr. Joachim Ruther
Universität Regensburg
Institut für Zoologie
Tel.: 0941 943-2151
Joachim.Ruther@biologie.uni-regensburg.de

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Alexander Schlaak idw

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