Walzen bei 125 Umdrehungen

70 000 Tonnen Stahlrohre werden jährlich im Dreiwalzen-Planetenschrägwalz-Verfahren (PSW) produziert. Diese Hochumformtechnik auf dem in der Welt einmaligen Planetenschrägwalzwerk hat ESW zu einem der bekanntesten Produzenten von nahtlos warmgewalzten Stahlrohren in besonders hochwertigen Qualitäten gemacht.

ESW-Rohre werden als Konstruktionsrohre im Maschinen- und Stahlbau sowie in der Automobilindustrie eingesetzt. Sie erfüllen ihre Aufgaben als Kesselrohre und sind zugelassen nach API und Nordseespezifikation für Fernleitungen und Versorgungsleitungen für brennbare Flüssigkeiten, Gase und Ölfeldrohre.

Die Programmvielfalt und die zahlreichen Anwendungsmöglichkeiten der nahtlosen ESW-Rohre sind Ergebnis eines breiten Spektrums an Abmessungen zwischen 70 mm und 244,5 Millimetern Außendurchmesser und Wandstärken zwischen 7,1 und 60 Millimetern. Die Stahlqualitäten der ESW-Rohre spiegeln die Bandbreite der Einsatzmöglichkeiten und der Kundenwünsche wider. Den internationalen Normen entsprechend werden einfacher Kohlenstoffstahl, Vergütungs- und Einsatzstähle sowie hochlegierte Stähle verarbeitet.

Das Einsatzmaterial für die Rohrproduktion, die bis zu zwei Meter langen stranggegossenen Blöcke, werden von den Stahlwerken auf dem Schienenweg bis in das Werk geliefert. In einem Drehherdofen werden die Blöcke auf Walztemperatur erhitzt. Anschließend wird im Auslaufrohrgang die Oberfläche für die anschließende erste Warmumformstufe gesäubert, nämlich das Lochen im Hohlblockwalzwerk. Der Hohlblock wird ausgeblasen und automatisch zur zweiten Umformstufe, dem Drei-Walzen-Planetenschrägwalzwerk, transportiert.

Drei um 120 Grad versetzte Walzen formen den Hohlblock mit einer Dornstange zu einem Rohr. Während jede Walze um ihre eigene Achse rotiert, umlaufen gleichzeitig alle drei Walzen wie Planeten das Walzgut. In dem nachgeordneten Reduzier- und Maßwalzwerk, der dritten Umformstufe, wird es dann zu fertigen Rohren ausgewalzt. Der Außendurchmesser wird überprüft und die Wanddicke der maßgewalzten Rohre laufend gemessen, um einen millimetergenauen Walzprozess sicher zu stellen. Die anschließenden Fertigungsschritte sind das langsame Kühlen, das Unterteilen in Kühlbettlängen und das Richten der Rohre, damit die Geradheit der Rohre gewährleistet ist. Schließlich werden die Rohre auftragsgemäß für den Versand vorbereitet.

Lagerausfall wäre ein schlimmer Verlust
Das Sonderzylinderrollenlager mit Stahlmassivkäfig von NKE dient als vordere Abstützung (Stützlager) des Planetenschrägwalzwerks. Es besitzt einen Außendurchmesser von 3,3 m, einen Innendurchmesser von 2,9 Metern und ein Gewicht von 2,2 Tonnen. Das Großlager wird mit einer Stützkraft von 76,3 Tonnen beaufschlagt, die Drehzahl liegt bei 125 Umdrehungen/Minute, die rotierende Masse bei circa 200 Tonnen. Die Ölschmierung ist äußerst gering und beträgt zehn Liter/Minute. Das Sonderlager hat eine Lebensdauer von etwa sechs bis acht Jahren. Das hierfür eingesetzte Großlager ist ein besonders wichtiger Bestandteil des Dreiwalzen-Planetenschrägwalz-Verfahrens. Da ESW Röhrenwerke nur über eine Walzenstrecke verfügt, birgt ein Lagerausfall ein hohes Risiko, und ein regelmäßiger Austausch ist sehr wichtig. Beim kürzlich notwendig gewordenen Lageraustausch im ESW Röhrenwerk entschied man sich für ein Sonderlager von NKE. Mit dem österreichischen Spezialisten für Wälzlager in Standardbauweisen und Sonderanfertigungen hatte das Unternehmen bereits vorher schon sehr gute Erfahrungen hinsichtlich der Produktqualität gemacht. Der ausschlaggebende Punkt für die Wahl von NKE war die schnelle Verfügbarkeit großer Wälzlager. ¿NKE ist ein kompetenter und zuverlässiger Partner in der Lagertechnologie. Die kurzen Vorlaufzeiten in der Produktion großer Lager für unser Walzwerk war ein Hauptaspekt bei der Entscheidung in diesem Projekt¿, erklärt Lothar Schmitz, Leiter der Instandhaltung und Konstruktion bei ESW Röhrenwerke.Neben Großlagern für die Rohrfertigungsindustrie entwickelt NKE ebenfalls maßgeschneiderte Sonderlager für andere Anwendungen, auch für ungewöhnliche Belastungen und Drehzahlen. Beispiele hierfür sind Lager für den Einsatz bei Strömungskraftwerken, in Windenergieanlagen und im Bergbau. bw

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