Wale und Delfine: Vollgepumpt mit Chemikalien

Meeressäuger wie etwa Delfine oder Wale sind Pestiziden und anderen Umweltgiften hoffnungslos ausgeliefert. Die bisher ausführlichste Studie über die Belastung durch gefährliche Chemikalien ist im Fachmagazin Environmental Pollution erschienen.

Ein Forscherteam hatte dazu das Gehirn von elf verschiedenen Meeressäugern und einem gestrandeten Seehund untersucht. Unter den gefundenen Substanzen befanden sich auch einige, die bereits seit den 1970-er Jahren aufgrund ihrer Gefährlichkeit für den menschlichen Organismus verboten sind.

Studien-Leitautor Eric Montie hat mit der Studie als Student bei der Woods Hole Oceanographic Institution (WHOI) begonnen und nun als Post-Doc gemeinsam mit Forscherkollegen des College of Marine Science an der University of South Florida abgeschlossen. „Montie ist es gelungen mehr als 170 verschiedene chemische Substanzen und deren Anreicherung im Hirngewebe von den Säugern zu untersuchen“, so Co-Autor Chris Reddy, der die Arbeit als bahnbrechend bezeichnet. Untersucht wurden etwa die Gehalte von polychlorierten Biphenylen (PCBs), bromierten Flammschutzmitteln und Pestiziden wie etwa DDT. Viele dieser Chemikalien sind aufgrund der hohen Toxizität für den Menschen schon vor Jahrzehnten verboten worden.

„Wir haben erschreckend hohe Konzentrationen von PCB in der Hirnflüssigkeit des Seehundes festgestellt“, so Montie. PCBs sind giftige und krebsauslösende chemische Chlorverbindungen, die bis in die 1980er Jahre vor allem in Transformatoren sowie als Hydraulikflüssigkeit und als Weichmacher in Lacken, Dichtungsmassen, Isoliermitteln und Kunststoffen verwendet wurden. „Hier zeichnet eine Fülle an Studien ein homogenes Bild“, meint Karl Zwiauer, Vorsitzender der Plattform „Ärzte für schadstoff-freie Nahrung“, im pressetext-Interview. „Je höher die pränatale Belastung, desto nachteiliger die Auswirkungen: Sie reichen von Aufmerksamkeitsdefiziten über schlechtere Lernleistungen bis hin zu Defiziten in der Entwicklung des verbalen, bildlichen und auditiven Gedächtnisses.“ Auch bei den Meeressäugern führen PCBs zu Störungen in der Sensorik.

Dass der Verzehr von fettreichen am Ende der Nahrungsketten stehenden Fischen sich negativ auf die Gesundheit der Menschen auswirkt, bestätigt auch die Greenpeace Meeresbiologin Antje Helms http://www.greenpeace.at im pressetext-Interview. Neu ist hingegen die Untersuchung der Gehirne der Meeressäuger. Die Umweltschützer hatten wiederholt darauf aufmerksam gemacht, dass Walfleisch und auch Fleisch von Delfinen extrem hoch mit Schadstoffen und auch Quecksilber belastet und damit für den menschlichen Verzehr ungeeignet sei. Das Forscherteam um Montie will nach den nun publizierten Studien nun herausfinden wie die einzelnen Umweltgifte das Zentralnervensystem der Tiere beeinflussen.

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Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.whoi.edu http://www.usf.edu

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