Verwaltungsreformen in Bund und Ländern bleiben stecken

Deutsche Spitzenbeamte in Bund und Ländern wollen eine Verwaltung, die leistungsorientiert und innovationsfähig ist. Die Reformbemühungen der letzten Jahrzehnte haben aus ihrer Sicht jedoch kaum Fortschritte gebracht. Das offenbart eine gemeinsame Studie der Hertie School of Governance sowie der Universitäten Potsdam und Leipzig, die heute (30. September) in Berlin vorgestellt wird.

Für die von KPMG geförderte Studie wurden 351 oberste Führungskräfte der Bundes- und der Länderverwaltungen befragt. Es ist die erste bundesweite Befragung von Spitzenbeamten der Ministerialverwaltung zum Thema Verwaltungsmodernisierung, obwohl die Reformanstrengungen in der Verwaltung ständig zunehmen.

„Offensichtlich sind die Reformen bisher an ihren Protagonisten, den Beamten, vielfach vorbeigegangen. Reformansätze wie E-Government, neue Wege im Budgetmanagement und die Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft und dem Non-Profit-Sektor werden weiterhin mit Skepsis betrachtet“, so Studienleiter Prof. Dr. Gerhard Hammerschmid von der Hertie School of Governance. Den zunehmenden Budgetdruck in der Verwaltung sieht die überwältigende Mehrheit der Beamten (80,9 Prozent) zwar als größte Herausforderung an, beurteilt mögliche Gegenmaßnahmen jedoch sehr kritisch.

Als konstruktiven Weg der Modernisierung sehen die Befragten vor allem Personalentwicklungsmaßnahmen sowie eine Reform des Dienstrechts an. 60 Prozent halten die Einführung von Leistungsanreizen und Sanktionsmöglichkeiten für erforderlich. Die Auswahl und Qualifizierung von Führungskräften empfindet die Mehrheit als mangelhaft. „Managementlogik und mitarbeiterorientiertes Führungsverständnis setzen sich mehr und mehr durch“, so Prof. Dr. Werner Jann von der Universität Potsdam.

Dass die Schere zwischen den Erwartungen an die Leistungsfähigkeit der Verwaltung und den verfügbaren Ressourcen immer weiter auseinandergeht, ist den Führungskräften deutlich bewusst. Gegenüber Lösungsansätzen herrscht jedoch Skepsis vor, wie die Studie belegt. Will die Bundesregierung mit Reformen künftig erfolgreich sein, muss sie die Spitzenbeamten weitaus stärker aktivieren, als das bisher der Fall ist.

Die Studie „Verwaltungsführung heute. Ergebnisse einer Führungskräftebefragung in der deutschen Ministerialverwaltung“, durchgeführt von der Hertie School of Governance sowie den Universiäten Potsdam und Leipzig kann abgerufen werden unter www.hertie-school.org.

Die Hertie School of Governance ist eine internationale Hochschule für modernes Regieren in Berlin. Sie bereitet herausragend qualifizierte junge Menschen auf Führungsaufgaben an den Schnittstellen zwischen öffentlichem Sektor, Wirtschaft und Zivilgesellschaft vor und versteht sich als Impulsgeber für die öffentliche Debatte. An der Hertie School lehren und forschen international anerkannte Wirtschafts-, Sozial- und Rechtswissenschaftler. Im Jahr 2003 von der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung gegründet, wird die Hochschule maßgeblich aus Mitteln der Stiftung finanziert.

Pressekontakt: Regine Kreitz, Head of Communications, Tel.: 030 / 259 219 113 ·
Fax: 030 / 259 219 444, Email: pressoffice@hertie-school.org

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Weitere Informationen:

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