Verkehrsidee: Auto ausleihen mit dem Fahrschein

Gesündere Städte und neue Verkehrsroutinen verspricht die Idee des „öffentlichen Autos“, die Verkehrsplaner der TU Berlin formuliert haben.

Darunter stellen sich die Forscher frei verfügbare Autos vor, die höchstens 300 Meter vom Benutzer entfernt stehen und unkompliziert per Handy aktiviert werden. Die Bezahlung erfolgt über einen speziellen Tarif des städtischen Verkehrsnetz-Tickets und erlaubt schnelles Wechseln zwischen Verkehrslinien und öffentlichem Auto, je nach Bedarf und Fahrtstrecke.

„Das Prinzip ähnelt dem der öffentlichen Fahrräder, die sich in den letzten Jahren bereits in vielen europäischen Großstädten durchgesetzt haben“, sagt die Forschungsleiterin Christine Ahrend im pressetext-Interview. Erste Vorstöße für diese Idee gibt es heuer in Paris, wo 2.000 hybride Elektroautos vom Typ Cleanova II als sogenannte „Voiturelib“ (freie Autos) zur Verfügung gestellt werden.

Ein öffentliches Auto würde zu weniger Fahrzeugen und zu besserer Luft in den Städten führen, erklärt Ahrend. „Sinnvoll wäre es, wenn die Autos emissionslos betrieben werden. Obwohl man die Quelle der Stromerzeugung diskutieren müsste, wäre es wenigstens in der unmittelbaren Umgebung ein Beitrag für eine gesündere Umwelt.“

Als Vorteil des öffentlichen Autos sieht Ahrend auch die Anpassung an den jeweiligen Zweck. „Kleinere Autos wären im Umlauf, denn jeder kann sich das für das momentane Bedürfnis am besten geeignete Auto mieten und muss nicht das ganze Jahr mit dem Ferienauto fahren.“ Für den Kunden reduzieren sich dadurch die hohen Anschaffungs- und Unterhaltungskosten. Die Idee bildet auch eine Antwort auf Untersuchungen, die gezeigt haben, dass Autos den Großteil ihrer Lebenszeit am Straßenrand, in Garagen oder auf Parkplätzen stehen.

Neue Verkehrskonzepte für die Stadt müssen kundenorientiert sein, fordert Ahrend. Das setze ein besseres Verstehen der starken Bindung der Menschen an ihr Auto voraus. „Der Individualverkehr wird geschätzt, da er bequem ist und Taktzeiten sowie Fahrtroute selbst gestalten lässt. Das hat zum Siegeszug des Autos in den Städten geführt.“ Die Vision des öffentlichen Autos wolle die Menschen in diesem Bedürfnis abholen und eine attraktive Alternative bieten. Denn sei das eigene Auto einmal gekauft, gelange der Besitzer schnell in schwer änderbare Routinen. „Man vergisst den Kaufpreis und rechnet nur noch die Benzinkosten, gegen die öffentlichen Verkehrsmittel nicht konkurrieren können.“

Auch Bus, Straßenbahn, U- und S-Bahn sollten sich Ahrend zufolge mehr auf den Kunden einstellen. „Der öffentliche Verkehr passt sich zu wenig an moderne Lebensformen an. Trotz guter Struktur ist es etwa in Berlin spätabends schwierig, mit Straßenbahn oder Bus nach Hause zu kommen, außerdem werden oft die Taktzeiten nicht eingehalten“, so Ahrend.

Die Möglichkeit, etwa bei der Busfahrt zu telefonieren, zu essen oder die Zeitung zu lesen, sollte stärker in den Vordergrund rücken. „Das sind Alleinstellungsmerkmale der öffentlichen Linien, die bei entsprechender Betonung zusätzliche Fahrkunden bringen könnten.“ Zuerst müssten solche Anforderungen und Ziele einmal formuliert werden, ehe man erst im nächsten Schritt die Kostenfrage klärt, schlägt die Verkehrsplanerin abschließend vor.

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Johannes Pernsteiner pressetext.deutschland

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