Universitätsabschluss und regionaler Arbeitsmarkt

Universitätsabsolventinnen und – absolventen zeichnen sich durch ein hohes Maß an Offenheit aus, sie verfügen über Fachkompetenz und eine ausgeprägte Lernbereitschaft. Defizite hingegen zeigen sie in Sachen Team- und Konfliktfähigkeit, Einfühlungsvermögen und bein eigenverantwortlich-vorausschauenden Handeln.

So zeichnen 249 Arbeitgeber der Region Augsburg/Schwaben, die sich im Rahmen der Augsburger UniMento-Studie an einer entsprechenden Befragung beteiligt haben, das Kompetenzprofil von Universitätsabsolventinnen und -absolventen. Zugleich zeigen die Unternehmen großes Interesse an unterschiedlichsten Formen der Kooperation mit der Universität.

Die schriftliche Befragung wurde im Juli 2009 vom Team des an der Universität Augsburg bearbeiteten ESF-Projektes UniMento in Kooperation mit der IHK Schwaben und dem Career Service der Universität Augsburg durchgeführt. Von den rund 1700 eingeladenen Unternehmen aller Wirtschaftszweige im Raum Augsburg/Schwaben beteiligten sich 249 (14 Prozent) an der Befragung.

Kompetenzanforderungen transparent machen

„Wir wollten mit dieser Studie die Kompetenzanforderungen regionaler Unternehmen an Berufseinsteiger transparent zu machen und erfahren, wie die Unternehmen die Stärken und Schwächen von Universitätsabsolventinnen und -absolventen sehen und wie sie deren Kompetenzprofil einschätzen“, so Anna Lödermann, die gemeinsam mit Katharina Scharrer das UniMento-Projekt am Augsburger Lehrstuhl für Pädagogik mit Berücksichtigung der Erwachsenenbildung und außerschulischen Jugendbildung (Prof. Dr. Hildegard Macha) bearbeitet. Ein weiteres Ziel sei es gewesen, Informationen über die Beschäftigungsmöglichkeiten für Studierende und Absolventinnen und Absolventen in der Region Augsburg sowie über Kontakte und Kooperationsmöglichkeiten zwischen Universität und regionaler Wirtschaft verfügbar zu machen.

Gute Vorbereitung auf den Beruf? 43 Prozent meinen ja, 34 Prozent nein.

Eine relative Mehrheit von 43 Prozent der Unternehmen ist der Meinung, dass das Studium die Universitätsabgängerinnen und -abgänger gut auf den Beruf vorbereite, während 34 Prozent die entsprechende Frage verneint haben.

Dabei zählen berufspraktische Erfahrungen – wie übrigens auch internationale Kompetenzen – zu den eher weniger wichtigen Kriterien, die der Befragung zufolge für die Unternehmen bei der Beurteilung und Auswahl von Bewerberinnen und Bewerbern entscheidend sind. Als Basiskriterien werden hingegen kommunikatives und kooperatives Verhalten sowie das Auftreten – auch im mündlichen und schriftlichen Ausdruck – zugrundegelegt sowie darüber hinaus die Studienleistungen und das Fachwissen. Die Kriterien, die letztlich dann den Ausschlag geben, beziehen sich allerdings auf die Individualkompetenz: Initiative, Lernbereitschaft, Offenheit und Belastbarkeit wurden hier in erster Linie genannt.

Schwächen und Stärken

Um eine offene Stellungnahme zu den von ihnen gesehenenStärken und Schwächen von Universitätsabsolventinnen und -absolventen gebeten, nannten die Befragten folgende drei Schwächen am häufigsten: zum einen die fehlende Praxis, es mangle an Praxiserfahrung, Praxisorientierung und der Fähigkeit zum Theorie-Praxis-Transfer; zweitens sei die Sozialkompetenz in Form von Teamfähigkeit, Führungskompetenz sowie Kommunikations- und Integrationsfähigkeit zu wenig ausgeprägt; dies gelte drittens unter dem Gesichtspunkt der Individualkompetenz schließlich auch für die Kriterien Belastbarkeit und Selbsteinschätzung.

Demgegenüber sind die drei von den Unternehmen meistgenannten Stärken von Universitätsabsolventinnen und -absolventen deren Methodenkompetenz in Form eines analytisch-komplexes Denkvermögens und einer selbständigen und strukturierten Arbeitsweise, weiterhin Fachkompetenz in Form umfassenden Fachwissens und – im Bereich der personalen Kompetenzen – ausgeprägte Motivation, Flexibilität, Lernbereitschaft und Offenheit.

Studierende: gern gesehene Mitarbeiter

Ungeachtet dieser differenzierten Einschätzung, wie berufsvorbereitet Studentinnen und Studenten nach ihrem Abschluss in die Berufswelt gehen, ist die Bereitschaft, Studentinnen und Studenten Praktika anzubieten, mit 90 Prozent aller Unternehmen, die sich an der Befragung beteiligt haben, überwältigend groß. 50 Prozent sind darüber hinaus auch daran interessiert, bei Abschlussarbeiten zu kooperieren, wobei seitens der Wirtschaft hier insbesondere das Interesse an der wissenschaftlichen Basierung bzw. Weiterentwicklung von Verfahren und Produkten im Vordergrung steht. Ebenfalls rund die Hälfte der befragten Unternehmen ist grundsätzlich bereit und daran interessiert, Werkstudenten zu beschäftigen oder sonstige Studentenjobs anzubieten.

„Das Interesse der regionalen Unternehmen an Kooperationen mit der Universität Augsburg ist hoch“, resümiert Anna Lödermann: „Insgesamt 192 Unternehmen interessieren sich für eine oder mehrere Formen der Kooperation. Die am häufigsten genannte Option ist ein Eintrag in den regionalen Praktikumsführer der Universität Augsburg, weiterhin wurde großes Interesse an Forschungsprojekten sowie Firmenpräsentationen und Gastvorträgen geäußert.“

Die erhobenen Daten werden jetzt zum Einen für die Plattform „Regionaler Praktikumsführer“ des Career Service der Universität Augsburg genutzt, die Studierenden die Suche nach Praktikumsplätzen im Raum Augsburg erleichtern wird. Zum anderen werden die von der Wirtschaft geäußerten Kooperationswünsche – z. B. nach Forschungskooperationen, nach der Teilnahme an Mentoring-Programmen etc. – in Zusammenarbeit mit der Transferstelle der Universität Augsburg an die entsprechenden Fakultäten und Einrichtungen weitervermittelt.

Komplementär-Studie

Komplementär zu der mittlerweile abgeschlossenen Unternehmensbefragung macht das UniMento-Team der Universität Augsburg derzeit eine schriftliche Befragung von Studierenden in der Studienendphase, die Aufschluss über den Kompetenzerwerb, insbesondere über die Entwicklung berufsrelevanter Fähigkeiten und Einstellungen der Studierenden während ihres Studiums geben, aber auch ans Licht bringen soll, mit welchen beruflichen Wünschen und Erwartungen die Studentinnen und Studenten ins Berufsleben eintreten.

Wertvolle Anhalts- und Orientierungspunkte für alle

Mit seinen zwei Teilstudien wird das Employability-Projekt des Augsburger UniMento-Teams vielfältige und wertvolle Informationen und Anhalts- und Orientierungspunkte liefern: einerseits für die aktuellen und künftigen Studierenden, die Konkretes zu den Kompetenzanforderungen der Arbeitgeber, zu nachfragenden Beschäftigungsfeldern und nachgefragten Fachrichtungen erfahren; andererseits für die Arbeitgeber der Region, die besser mit den Studienbedingungen und Erwartungen ihrer von der Universität kommenden potentiellen Mitarbeiterinnen und -mitarbeiter vertraut werden; und drittens schließlich für die Universität Augsburg, die klare Anhaltspunkte für Entscheidungen bekommt, wenn es darum geht, Studiengänge sinnvoll auf die Kompetenzanforderungen regionaler Arbeitgeber abzustimmen und die Kooperation mit diesen im beiderseitigen Interesse auszubauen.

„Die Ergebnisse unserer Befragung zur regionalen Beschäftigung und Beschäftigungsfähigkeit können somit zum Anschub weiterer Kooperationen zwischen den Unternehmen und der Universität Augsburg genutzt werden. Eine sinnvolle und zielgerichtete Praxisorientierung des Studiums sowie der Wissenstransfer und Synergien zwischen Wissenschaft und Wirtschaft werden dadurch gefördert. Dies“, so Lödermann, „kann durchaus auch positive Effekte für den regionalen Arbeitsmarkt mit sich bringen.“

Die detaillierten Ergebnisse der UniMento-Studie zur regionalen Beschäftigung und Beschäftigungsfähigkeit von UniversitätsabsolventInnen werden noch im Laufe dieses Jahres publiziert und im Rahmen von Vorträgen der interessierten Öffentlichkeit präsentiert werden.

Zu UniMento

Das UniMento-Projekt der Universität Augsburg wird seit dem 1. Juni 2008 und noch bis zum 31. Dezember 2010 vom Europäischen Sozialfonds (ESF) kofinanziert und im Rahmen des Programms „Zukunft in Bayern – Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung 2007–2013“ gefördert. Neben der Employability-Studie umfasst UniMento die beiden weiteren Teilprojekte „Berufliche Integration durch Mentoring“ und „Wissenschaftliche Karriereentwicklung durch Peer-Mentoring“. Projektverantwortliche sind – als Projektleiterin – Prof. Dr. Hildegard Macha und als Bearbeiterinnen Anna Lödermann und Katharina Scharrer, wissenschaftliche Mitarbeiterinnen an Machas Augsburger Lehrstuhl für Pädagogik mit Berücksichtigung der Erwachsenenbildung und außerschulischen Jugendbildung.

Kontakt: Telefon 0821/598 4609, unimento@zbe.uni-augsburg.de

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Weitere Informationen:

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