Testergebnis in Blut geschrieben

Im Buch „Harry Potter und die Kammer des Schreckens“ von J. K. Rowling schreibt Harry eine Frage in Tom Riddles Tagebuch – und prompt erscheint eine geschriebene Antwort. Australische Forscher haben sich von der Idee des „selbstschreibenden Papiers“ inspirieren lassen. In der Zeitschrift Angewandte Chemie stellen sie einen Blutgruppentest vor, der die Blutgruppe im Klartext anzeigt.

Schnelltests aus Papier sind eine einfache und kostengünstige Möglichkeit für diagnostische Tests, die vor allem für Entwicklungsländer sinnvoll sind. Völlig unkompliziert sind sie aber nicht, bei mangelnder Expertise kann es zu fatalen Missinterpretationen kommen. Wird etwa bei einer Bluttransfusion eine falsche Konserve gegeben, kann dies tödlich enden. Das Team um Wei Shen von der Monash University hat nun ein „antwortendes“ Papier entwickelt, das Blutgruppen völlig eindeutig als Text anzeigt.

Wie die konventionelle Labormethode basiert der Test darauf, dass rote Blutkörpchen agglutinieren, also verklumpen, wenn sie auf Antikörper treffen, die gegen ihre Antigene gerichtet sind. Das Papier wird mit einer wasserabweisenden Schicht mit vier ausgesparten Fenstern bedruckt, in die Antikörper gegeben werden. In Fensterchen mit passenden Antikörpern agglutinieren die roten Blutkörperchen zu großen Klumpen, die in den Papierfasern hängenbleiben und sogar nach dem Waschen mit Salzlösung eine rote Färbung hinterlassen.

Die gängige Einteilung der Blutgruppen ist das AB0-System mit der Einteilung in A, B, AB und 0. Der Buchstabe bezeichnet die auf den roten Blutkörperchen vorhandenen Antigene. Menschen mit Blutgruppe A besitzen Antigene vom Typ A, solche mit Blutgruppe B haben Typ B, bei Blutgruppe AB sind beide Antigen-Typen vorhanden, bei Blutgruppe 0 keine von beiden. Zusätzlich wird unterschieden, ob die Blutkörperchen Rhesusfaktor D tragen (RhD positiv) oder nicht (RhD negativ).

Wie bringt man das Papier nun dazu, die Blutgruppe zu „schreiben“? Für A, B und AB ist das leicht: Zwei der Fensterchen haben die Form der Buchstaben A und B, eingefüllt werden Antikörper gegen die Antigene A bzw. B. Blutgruppe A hinterlässt eine rote Färbung im A-förmigen Fenster, Blutgruppe B im B-förmigen Fenster und AB in beiden. Blutgruppe 0 aber reagiert auf keinen Antikörper. Die Forscher ließen sich etwas einfallen. Dem dritten Fensterchen verliehen sie die Form eines X, gaben Antikörper gegen A und gegen B hinein und druckten eine „0“ in roter wasserfester Farbe auf. Blut der Blutgruppen A, B oder AB färben das X rot – das zeigt Anwendern, dass das Blut nicht Blutgruppe 0 ist, denn die 0 ist damit „durchgestrichen“. Bei Blutgruppe 0 wird das X beim Nachwaschen weiß, allein die rote „0“ ist zu sehen.

Ähnlich pfiffig gingen die Forscher vor, um anzeigen zu lassen, ob das Blut RhD positiv oder negativ ist: Das vierte Fensterchen hat die Form eines senkrechten Striches und enthält Antikörper gegen den Rhesusfaktor D. Wasserfest aufgedruckt wird ein waagerechter Strich. Ist das Blut RhD positiv, färbt es den senkrechten Strich rot und ergibt zusammen mit der aufgedruckten waagerechten Linie ein Pluszeichen. Ist das Blut RhD negativ, wird der senkrechte Strich beim Nachwaschen weiß und das Papier zeigt ein Minuszeichen an.

Angewandte Chemie: Presseinfo 17/2012

Autor: Wei Shen, Monash University, Clayton (Australia), http://users.monash.edu.au/~shen/ContactUs.htm

Angewandte Chemie, Permalink to the article: http://dx.doi.org/10.1002/ange.201201822

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