Studienkredite: Weder falsche Scheu noch große Leichtfertigkeit angebracht

Am beliebtesten sind der KfW-Studienkredit sowie der Bildungskredit des Bundesverwaltungsamtes. Das ist ein Ergebnis des aktuellen CHE-Studienkredit-Tests 2012, der auch aufzeigt, worauf Studierende vor der Unterschrift achten sollten.

Die staatlichen Kreditangebote dominieren den Markt klar, sonstige Angebote konnten sich bislang nur zu einem geringen Teil etablieren.

• 92 Prozent der neu abgeschlossenen Studienkredit-Verträge 2011 entfallen auf staatliche Angebote, nämlich auf den KfW-Studienkredit, den Bildungskredit des Bundesverwaltungsamtes und die Studienbeitragsdarlehensangebote in Niedersachsen und Bayern.

• 4 Prozent der Vertragsabschlüsse 2011 erzielen die – meist zinslosen – kurzfristigen Abschlussdarlehen der Studentenwerke.

• Sonstige Anbieter, also bundesweit tätige Banken, lokale Sparkassen und Volks-/Raiffeisenbanken sowie Bildungsfonds verbuchen knapp 4 Prozent der Vertragsabschlüsse 2011.

Ulrich Müller, Leiter der Studie: „Ungefähr 80 Prozent der regionalen Angebote wurden in den letzten Jahren eingestellt, die meisten lokalen Banken vermitteln nur noch den KfW-Studienkredit. Dabei zeigen Angebote wie die der Sparkassen Essen, Leipzig oder Herford, dass sinnvoll konzipierte regionale Modelle durchaus auf starke Nachfrage stoßen können.“

Der CHE-Studienkredit-Test 2012 arbeitet anhand von 20 Kriterien differenziert die Vor- und Nachteile der existierenden Angebote für verschiedene Zielgruppen heraus. Generell empfiehlt das CHE Studierenden, den wirklichen Finanzbedarf kritisch zu hinterfragen und zunächst Fördermöglichkeiten ohne oder mit geringerer Rückzahlung auszuschöpfen (BAföG, Stipendien, Unterstützung durch die Eltern, Nebenjobs). Ulrich Müller: „Es ist gut, dass es Studienkredite gibt. Falsche Scheu ist fehl am Platze, wenn ansonsten das Studium abgebrochen werden müsste. Aber wenn man auch ohne auskommt, sollte man sie nicht leichtfertig auf Kosten der Zukunft in Anspruch nehmen.“

Obwohl insgesamt eine Vielfalt an Angeboten existiert, decken die bestehenden Studienkreditangebote in der Regel nicht den Finanzbedarf von Weiterbildungsstudierenden (Zweitstudium, weiterbildende Master). Ulrich Müller: „Von den meisten Auszahlungssummen lässt sich ein marktüblicher MBA kaum finanzieren. Nahezu alle Banken gehen noch vom Standardbild des Vollzeitstudenten in der 11-Quadratmeter-Bude aus. Was ist mit dem Weiterbildungsstudenten, der neben Beruf und Familie einen MBA anstrebt und dafür hohe Studiengebühren tragen muss oder sogar ein, zwei Jahre aus dem Job aussteigt?“ Eine Ausnahme bildet hier der Bildungsfonds von CareerConcept. Das Angebot von Festo/CareerConcept für Studierende der Ingenieurwissenschaften oder technikaffiner Studiengänge ermöglicht im Weiterbildungsbereich sogar monatliche Auszahlungen bis 2.500 €.

Der CHE-Studienkredit-Test wurde gemeinsam mit der Financial Times Deutschland zum siebten Mal erarbeitet und veröffentlicht. Er dient v.a. interessierten Studierenden und Studieninteressierten als Entscheidungshilfe.
Kostenloser Download unter: www.CHE-Studienkredit-Test.de.

Kontakt CHE: Ulrich Müller
Tel.: 05241 976156
Email: Ulrich.Mueller@che.de

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