Spiegelneurone schaffen Wohlgefühl

In Tierversuchen haben Forscher die Spiegelneurone erstmals entdeckt. Doch diese spielen auch in der Entwicklung zwischenmenschlicher Beziehungen eine wesentliche Rolle. Spiegelneurone sind Nervenzellen, die im Gehirn während der Betrachtung eines Vorgangs die gleichen Potenziale auslösen, wie sie entstünden, wenn dieser Vorgang nicht bloß (passiv) betrachtet, sondern (aktiv) gestaltet würde.

„Dies gilt sowohl für emotionale als auch für emotionsneutrale Handlungen, wobei bei emotionalen Handlungen das zwischenmenschliche Wohlgefühl wesentlich erhöht wird“, so die Psychotherapeutin Sabine Fischer im pressetext-Interview. Das gelte vor allem dann, wenn ein Gleichklang der Emotionen herrsche.

Gute Beziehung gegen seelischen und körperlichen Stress

„Gute zwischenmenschliche Beziehungen werden nicht nur im Gehirn gespeichert, sondern sie sind die am besten wirksame und völlig nebenwirkungsfreie Droge gegen seelischen und teilweise auch körperlichen Stress“, meint die Therapeutin. „Der menschliche Körper hat die Fähigkeit unbewusste Wahrnehmungen aufzunehmen und ohne unser Wissen seelische und biologische Reaktionen in Gang zu setzen.“

Jüngste arbeitsmedizinische Untersuchungen zeigen, dass die Gesundheit heute in weit größerem Umfang von zwischenmenschlichen Konflikten, fehlenden sozialen Unterstützungen oder anderen Stressfaktoren bedroht ist. „Wenn Angst, anhaltende Traurigkeit, Stressgefühle und andere emotionale Schwierigkeiten auftauchen, hat es sehr oft damit zu tun, das im Rahmen einer bedeutsamen zwischenmenschlichen Beziehung wichtige emotionale Anliegen und Bedürfnisse in Gefahr geraten sind“, meint Fischer.

Beziehungen beeinflussen gesamten Organismus

„Zwischenmenschliche Beziehungen wirken massiv in den Menschen hinein. Sie beeinflussen nicht nur die seelische Sphäre, sondern auch – auf dem Weg über das Gehirn – biologische Funktionen und körperliche Strukturen des Organismus“, meint Fischer. „Daher ist es nicht überraschend, dass zwischenmenschliche Beziehungen nicht nur einen entscheidenden Beitrag zur Entstehung oder Aufrechterhaltung von Symptomen leisten, sondern dass der Zusammenhang zwischen Symptom und zwischenmenschliche Beziehungen auch den entscheidenden Ansatzpunkt in der Psychotherapie darstellt.“

„Bisherige Beziehungserfahrungen und -muster aktueller Beziehungsgestaltung werden, wie moderne Methoden der Neurologie zeigen, in Nervenzell-Netzwerken gespeichert“, erklärt Fischer. Dies beginne kurz nach der Geburt, um die Mutter von anderen Personen unterscheiden zu können. „In Folge führt das zur Ausbildung einer emotionalen Bindung.“

Durch die Spiegelneurone kann das Gehirn in der Außenwelt wahrgenommene Vorgänge so speichern, dass der betreffende Vorgang selbst reproduziert werden kann. „Dies gilt für Verhaltensweisen und auch für Gefühle, die damit verknüpft werden“, so die Psychotherapeutin. „Emotionale Reizverarmung führt zu Degeneration der Spiegelzellen und dadurch auch zu Verlust von Empathiefähigkeit, wie neueste Studien zeigen.“

Empathie als Voraussetzung zur Selbstentfaltung

„Empathie bedeutet, sich in Lage eines anderen Menschen zu versetzen und darüber klar zu werden, was der andere fühlt, sowie die eigenen Gefühle zu erkennen und angemessen zu reagieren“, erklärt Fischer. Empathie schaffe Vertrauen und Nähe. „Durch Empathie lernen Kinder die eigenen und die Grenzen der anderen zu erkennen. Sich selbst als Individuum zu erleben, ist die Grundvoraussetzung zur Selbstentfaltung“, erklärt Fischer.

„Kinder lernen zwar auch bei mangelnder Spiegelung meist sehr gut, wie man sozial überlebt und wie man sich in verschiedenen Situationen verhalten muss.“ Doch dies sei noch keine richtige Empathie. Mangelnde Empathie zeigt sich vor allem dort, wo es an gelernten Verhaltensmustern mangelt oder in hochemotionalen Situationen, wie sie in engen Beziehungen manchmal auftreten.

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Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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