Das sind die Sozialunternehmer der Zukunft: Sieger des Studentenwettbewerbs impACT³ sind gekürt

Sie überzeugten mit dem Projekt „Spread the Word“, das Gefängnisprodukte jugendlicher Straftäter vermarktet. Platz zwei ging an ein Projekt der Aarhus School of Business: „Fair Innovation“ mobilisierte Fitnessstudiobesucher für die Stromerversorgung von unterentwickelten Regionen in Bangladesh. „Alga-Energie“ von der Jacobs University errang Platz drei mit einer Studie, die den Einsatz von Algen als Treibstofflieferanten, CO2-Killer und Abwasserreiniger evaluierte.

Die drei Gewinnerteams wurden gestern live vor rund 200 Gästen unter fünf Finalisten gekürt, die die neunköpfige impACT³-Expertenjury zur Projektpräsentation beim Finale eingeladen hatte. Zuvor hatten die rund 100 Wettbewerbsteilnehmer von neun europäischen Universitäten über sieben Wochen mit maximal 16 Euro Startkapital sozialunternehmerische Projekte entwickelt und in die Praxis umgesetzt. Die Top 10 der 24 teilnehmenden Projekte wurden durch ein öffentliches Online-Voting mit ca. 5.000 Stimmen für die Jury-Begutachtung nominiert. Wettbewerbskriterien waren die Originalität der Idee und der Erfolg der Projekte während der Wettbewerbslaufzeit.

Das Gewinnerteam, die sozial orientierte PR-Agentur „Spread the Word“, entwickelte eine Vermarktungsstrategie für Gefängnisprodukte jugendlicher Straftäter, das so überzeugend war, dass das Justizministerium Baden-Württemberg die Nachwuchsunternehmer mit der Markteinführung von „Jailers“-Taschen aus der JVA Heilbronn beauftragte. Die vier jungen Leute verstehen ihre unternehmerische Idee zum einen als Maßnahme, um über die Stärkung des Selbstbewusstseins der straffälligen Jugendlichen deren gesellschaftlichen Reintegrationschancen zu erhöhnen. Zum anderen wollen sie mit ihrer Kampagne über die sozialen Hintergründe von Jugendkriminalität aufzuklären.

(Weitere Infos unter: http://en.act-for-impact.com/teams/38-spread-the-word)

Die Zweitplazierten, das Team „Fair Innovation“, konnten mit 16 Euro Startkapital und einer originellen Spendenaktion einen Gewinn von insgesamt 1.500 Euro erwirtschaften: Sie registrierten die „Energieerzeugung“ von Freiwilligen an Trainingsgeräten in Fitnessstudios und suchten dann Sponsoren, die diese „gespendeten“ Energieeinheiten in Geld umrechneten und dem Shakti-Programm der Grameen Bank spendeten, das über Mikrokredite die Stromversorgung in armen ländlichen Regionen Bangladeshs finanziert.

(Weitere Infos unter: http://en.act-for-impact.com/teams/40-fair-innovation)

Das drittplatzierte Team „Alga-Energie“ konnte in seiner Machbarkeitsstudie im Ocean Lab der Jacobs University auf der Basis von selbst entwickelten Algen-Bioreaktorsystemen zeigen, dass an sonnenreichen Standorten, z. B. in Afrika, Asien oder Südamerika, auf nur 10 m² Fläche bis zu 400.000 Tonnen CO2 pro Jahr gebunden werden können. Darüber hinaus rechnet das Team damit, ca. 116.000 Tonnen Bio-Treibstoff aus den geernteten Algen produzieren zu können, was besonders für Entwicklungsländer interessant ist.

(Weitere Infos unter: http://en.act-for-impact.com/teams/51-alga-energie)

Die Siegerteams freuen sich nun über insgesamt 9.000 Euro Preisgeld, das sie entweder in den Ausbau ihres neu gegründeten Sozialunternehmens investieren oder zur Weiterbildung der Teammitglieder einsetzen können.

Besonderes Highlight während der feierlichen impACT³-Preisverleihung war der Beitrag von Friedensnobelpreisträger Prof. Muhammad Yunus, Gründer der Grameen Bank und Schirmherr des Wettbewerbs, der per Videobotschaft zum Handeln aufrief: „Kein soziales Problem in dieser Welt lässt sich nicht lösen: Die Probleme entstehen durch den Menschen, also können wir Menschen sie auch lösen. Alles was dazu nötig ist eine gute Idee und ein Wille. Die Ideen entstehen durch Nachdenken über die Probleme in der eigenen Umgebung. Und jede dieser Ideen lässt sich in ein Business überführen – jeder kann die Welt verändern!“

Prof. Joachim Treusch, Präsident der Jacobs University, gratulierte den Gewinnern und würdigte das Engagement der Wettbewerbsteilnehmer insgesamt: „In nur sieben Wochen haben die Studierenden erfahren, was Unternehmertum real bedeutet und welche großen Aufgaben besonders auf Sozialunternehmer warten. Damit haben wir das Hauptanliegen von impACT³ erreicht, nämlich jungen Menschen zu zeigen, dass finanzielle Notwendigkeiten durchaus mit ökologischen und sozialen Zielen in Einklang zu bringen sind. Darüber hinaus freut mich natürlich, dass sechs Studierende der Jacobs University mit originellen Initiativen in das Finale einziehen und sich eines unserer Teams platzieren konnte“, so Treusch.

Dr. Mark Speich, Geschäftsführer der Vodafone Stiftung Deutschland, ergänzte dazu: „impACT³ hat in eindrucksvoller Weise gezeigt, mit welchem Unternehmergeist Studierende aller Fachrichtungen aus ganz Europa intelligente und nachhaltige Lösungen für die Gesellschaft entwickeln – auch für Menschen außerhalb ihres eigenen Lebensumfelds. Die Vodafone Stiftung Deutschland fühlt sich dadurch ermutigt, das Themenfeld Social Entrepreneurship auszubauen und weiter aktiv zu fördern.“

Die gesamte impACT³-Abschlussfeier stand im Zeichen des Wettbewerbsmottos „Break the cliché – discover social entrepreneurship“. In seinem Vortrag zitierte Prof. Dr. Günter Faltin, Träger des Deutschen Gründerpreises 2009, frei nach Otto v. Bismarck: „Wirtschaften ist etwas viel zu Wichtiges, als dass wir es den Ökonomen überlassen sollten“. Er provozierte mit unorthodoxen Thesen zu Unternehmertum und leuchtete den Diskussionsraum zwischen Entrepreneurship und Social Entrepreneurship aus: „Unsere Gesellschaft braucht unternehmerische Initiativen, die nicht nur immer neue Bedürfnisse aus uns herauskitzeln, sondern auf die vorhandenen Probleme mit ökonomischer, aber auch sozialer Phantasie antworten“, so Faltin.

Die anschließende Podiumsdiskussion mit den Experten der Wettbewerbsjury aus dem Bereich Social Entrepreneurship und Non Profit Organizations griff Faltins Thesen auf und beleuchtete Ausgestaltungsmöglichkeiten und zukünftige Entwicklungen sozialen Unternehmertums in Europa. Steven Ney, Professor für Policy Sciences an der Jacobs University, fasste zusammen: „Social Entrepreneurship in Deutschland und ganz Europa steht vor großen Herausforderungen. Wie uns impACT³ aber gezeigt hat, gibt es herausragendes Potenzial, diese Herausforderungen zu bestehen. Es gilt, für alle Akteure – aus Politik, Wirtschaft, dem Dritten Sektor und auch aus der Wissenschaft – Wege zu finden, dieses Potenzial zu mobilisieren und die Zukunft gemeinsam zu gestalten.“

Über den Studententenwettbewerb impACT³

In dem Wettbewerb impACT³ – einer Initiative der Jacobs University in Kooperation mit der Vodafone Stiftung Deutschland – engagierten sich rund 100 Teilnehmer aus neun europäischen Universitäten über sieben Wochen als Sozialunternehmer. Die 24 jeweils zwei- bis vierköpfigen Teams setzten sich mit einem gesellschaftlichen oder ökologischen Problem auseinander und etablierten hierfür einen innovativen Lösungsansatz. Dafür standen nur vier Euro Startkapital pro Person zur Verfügung. Sämtliche Wettbewerbsprojekte sind unter www.act-for.impact.net dokumentiert. Dort ist auch die vollständige Videobotschaft von Prof. Yunus online abrufbar.

impACT³ / Jacobs University Bremen
Kerstin Wilde / Julia Fischer
Campus Ring 1 | 28759 Bremen
Tel: 0421 200 – 4540 o. 4541 | Fax: 0421 200 49 – 4540 o. 4541
E-Mail: media@act-for-impact.com | Web: http://www.act-for-impact.net
Vodafone Stiftung Deutschland
Danyal Alaybeyoglu
Pressesprecher
Tel: 0211 533 6786 | Fax: 0211 533 1898
Danyal.Alaybeyoglu@vodafone.com

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Dr. Kristin Beck idw

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