Selbstheilung im Gewebe stimulieren

Wenn Knorpel und Bänder verletzt sind, können sie nicht oder nur in sehr begrenztem Umfang heilen. Das liegt daran, dass sie nicht mit Blutgefäßen versorgt werden. Das größte Problem: Es fehlt an Zellen und Proteinen, sogenannten Wachstumsfaktoren, die die Heilung fördern. Trotz Behandlung bleibt ein Verschleiß des Gelenks langfristig nicht aus.

Hier setzt die Arbeitsgruppe von Andre Steinert an. Sie versucht mittels Gentherapie, bestimmte Zellen des verletzten Gewebes so zu stimulieren, dass es schneller heilt. Patienten können davon bislang nicht profitieren, denn noch stecken die Versuche im experimentellen Stadium.

Die Wissenschaftler haben im Labor Stammzellen aus dem Oberschenkelknochen dazu gebracht, sich zu knorpel-, meniskus- und kreuzbandähnlichen Zellen weiterzuentwickeln. Sie schleusten dann DNA in die Zellen ein, wodurch diese messbar mehr und über einen längeren Zeitraum Proteine zur Gewebeheilung produzierten, ihre Selbstreparatur also massiv erhöhten.

Für diese Forschungserfolge zeichnete die Deutsche Akademie der osteologischen und rheumatologischen Wissenschaften Andre Steinert mit dem Greti-Delfauro-Preis aus. Er bekam ihn im März in Frankfurt am Main auf der Jahrestagung Osteologie 2009 verliehen. Der Preis ist auch eine Anerkennung dafür, dass der 34-Jährige schon über 20 wissenschaftliche Veröffentlichungen in internationalen Fachzeitschriften vorweisen kann. Bei etwa der Hälfte der Publikationen war er der Erstautor.

Andre Steinert stammt aus Ebern in Unterfranken. Sein Studium absolvierte er an der Uni Würzburg, seine Facharztausbildung in der Orthopädischen Klinik König-Ludwig-Haus. Von 2002 bis 2004 lernte er an der Harvard Medical School in Boston, USA, die Grundlagen der Gentherapie. Den Forschungsaufenthalt dort machte ihm ein Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) möglich. Nach seiner Rückkehr ans König-Ludwig-Haus gründete er seine Arbeitsgruppe Gentherapie.

Das Team von Andre Steinert ist im Orthopädischen Zentrum für Muskuloskelettale Forschung angesiedelt, das von Professor Franz Jakob geleitet wird. Auch das Interdisziplinäre Zentrum für Klinische Forschung der Uni Würzburg, die DFG, der Bezirk Unterfranken und die Bayerische Forschungsstiftung unterstützen den jungen Wissenschaftler.

Ein Labor, in dem kreuzbandähnliche Zellen heranwachsen: Wer nun denkt, dass man künstliche Bänder einfach im Reagenzglas züchten kann, den muss Steinert enttäuschen. Zu aufwendig und teuer ist so ein Verfahren.

Einfacher wäre es, das geschädigte Gewebe im Körper regenerieren zu lassen. Hierzu sei es natürlich prinzipiell möglich, die heilenden Proteine direkt zu verabreichen. Die zielgerichtete Zuführung sei bei Knorpeln und Bändern aber besonders schwierig, da diese Gewebe kaum durchblutet würden. Am besten sei es darum, die Produktion von Wachstumsproteinen in der Zelle vor Ort anzuregen, sagt Steinert. So ließe sich der Mangel in diesen Zellen eindämmen und die Verletzung könnte schneller heilen.

Für die Anwendung am Menschen sei diese Form der Gentherapie derzeit noch nicht bereit. Es fehlt vor allem an zuverlässigen Trägerstoffen, um die DNA zielgerichtet in die Zellen einzuschleusen. In Zusammenarbeit mit Professor Axel Rethwilm von der Virologie forscht Andre Steinert auch daran.

Weitere Informationen:
Dr. Andre Steinert, T (0931) 803-3145,
a-steinert.klh@uni-wuerzburg.de

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Margarete Pauli idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-wuerzburg.de/

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