Seerose: Original oder Fälschung? Einheimische Seerosen sind bedrohter als vermutet

Die „echte“ Weiße Seerose Nymphaea alba und.. Senckenberg

Die Seerosen-Bilder des französischen Malers Monet sind weltbekannt: Impressionistische, weiße und rosa Flecken auf blauem Untergrund. „Das waren alles Hybridformen von Seerosen, die da von Monet gemalt wurden“, erzählt Kai Uwe Nierbauer, Doktorand in der Abteilung Botanik und molekulare Evolutionsforschung am Senckenberg Forschungsinstitut in Frankfurt. 

Der Botaniker hat gemeinsam mit seinen Frankfurter Kollegen das Vorkommen der „Weißen Seerose“ (Nymphaea alba) in Hessen untersucht. „Wir wollten herausfinden, ob es in Hessen tatsächlich noch Wildpopulationen dieser Pflanze gibt oder ob es sich hierbei um Hybride handelt“, erklärt er.

Mit dem Beginn des Gartenbaus und dem Anlegen von künstlichen Wasseranlagen im 18. und 19. Jahrhundert begann auch die Zucht von Seerosen und „das Auftreten von Hybriden – Kreuzungen zwischen verschiedenen Arten“, ergänzt Nierbauer.

Das Ergebnis der Studie war ernüchternd: In Hessen wurde nur noch eine Wildpopulation der großblütigen Pflanze gefunden. „In der Literatur finden sich Angaben für Vorkommen der Weißen Seerose auf etwa einem Drittel der Landesfläche“, sagt Prof. Dr. Georg Zizka, Mitautor der Studie und Abteilungsleiter Botanik und molekulare Evolutionsforschung. „Wir haben diese Vorkommen mithilfe genetischer Methoden untersucht und festgestellt, dass alle anderen Seerosen Hybride zwischen Weißer Seerose und der aus Nordamerika stammenden Duftseerose sind.“

Selbst die in den botanischen Gärten Frankfurt, Darmstadt und Mainz kultivierten Exemplare sind Hybriden.

Die Weiße Seerose gilt in Hessen als „gefährdet“ und nimmt damit in der „Roten Liste gefährdeter Pflanzenarten“ den Status drei ein. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die ‚echten‘ Seerosen aber viel gefährdeter sind, weil sie deutlich seltener auftreten, als bisher angenommen“, meint Nierbauer. „Das sollte sich auch im Schutzstatus widerspiegeln!“

Seerosen sind vergleichsweise arm an äußerlichen Merkmalen und erst die aufwändigen DNA-Analysen machten eine Unterscheidung möglich. „Bei floristischen Kartierungen erfolgt die Bestimmung zudem meist vom Ufer aus. Da werden Seerosen dann häufig einfach als Weiße Seerose vermerkt“, erläutert Zizka.

Der Botanische Garten Frankfurt versucht derzeit eine Nachzucht der ursprünglichen Weißen Seerose – bisher noch erfolglos. „Erst wenn wir mehr über die richtigen Wuchsbedingungen wissen, kann über eine gezielte Auswilderung nachgedacht werden“, fasst Nierbauer zusammen.

Kontakt

Dipl. Biol. Kai Uwe Nierbauer
Abteilung Botanik und molekulare Evolutionsforschung
Tel. 069 97075-1153
kai-uwe.nierbauer@senckenberg.de

Prof. Dr. Georg Zizka
Abteilung Botanik und molekulare
Tel. 069 97075-1166
georg.zizka@senckenberg.de

Judith Jördens
Pressestelle
Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung
Tel. 069- 7542 1434
pressestelle@senckenberg.de

Publikation

Kai Uwe Nierbauer, Birgit Kanz und Georg Zizka (2014). The widespread naturalisation of Nymphaea hybrids is masking the decline of wild-type Nymphaea alba in Hesse, Germany. Flora 209: 122-130.

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