Ein „Seehund“ für die Tiefsee – IFM-GEOMAR bekommt weiteren Tauchroboter –

Noch vor dem Jahresende wird das Fahrzeug ausgeliefert, das beim Aufbau und bei der Wartung des modularen multidisziplinären Meeresboden-Observatoriums MoLab hilft. Damit wird das IFM-GEOMAR neben dem autonomen Unterwasserfahrzeug ABYSS und dem ROV KIEL 6000 über ein drittes modernes Arbeitsgerät für die Tiefseeforschung verfügen.

Der Untergang der Bohrplattform „Deepwater Horizon“ und die monatelangen Arbeiten an den zerstörten Leitungen haben in eindrucksvoller Weise gezeigt, wie unverzichtbar Unterwasserroboter heutzutage für Arbeiten in der Tiefsee sind. Auch die Meeresforscher haben den Vorteil solcher High-Tech Geräte erkannt und setzen für die Erkundung und Probennahme zunehmend Tauchroboter ein. Das Kieler Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) verfügt bereits über den ferngesteuerten Tiefseeroboter ROV KIEL 6000 sowie über das autonom operierende Unterwasserfahrzeug (AUV) ABYSS. Nun soll ein dritter, ferngesteuerter Tauchroboter hinzukommen, der auf den Namen PHOCA (Seehund) hört. Mit dem Gerät sollen ab 2011 vornehmlich Installationsarbeiten für das Unterwasserobservatorium MoLab durchgeführt werden.

„PHOCA ist ein mittelgroßer Tauchroboter mit einem Gewicht von 1,5 Tonnen, der in Wassertiefen von bis zu 3000 Meter einsetzbar ist“, erläutert der Leiter des MoLab Projektes, Dr. Olaf Pfannkuche. „Wir haben uns für eine Gerät vom Typ „Comanche“ der britischen Firma Sub-Atlantic entschieden, da wir hier wichtige Synergieeffekte mit unserem großen Roboter ROV KIEL 6000 sehen“ so Pfannkuche weiter. So werden zum Beispiel die Winden zusammen mit den Versorgungskabeln beider ROVs austauschbar sein. Auch die Greifarme des neuen Tauchroboters sind vom gleichen Typ wie im KIEL 6000, sodass der Aufwand für Training und Wartung vermindert werden kann. Ein wesentlicher Vorteil von PHOCA ist, dass er auch von den mittelgroßen Schiffen des IFM-GEOMAR, der POSEIDON und der ALKOR aus einsetzbar sein wird und damit eine Lücke im Portfolio des IFM-GEOMAR schließt.

„Wir freuen uns über diesen Zuwachs“, sagt Dr. Friedrich Abegg, Leiter des ROV-Teams am IFM-GEOMAR. „PHOCA bringt uns technisch einen ganzen Schritt weiter und macht uns deutlich flexibler.“

Nachdem die vertraglichen Details geklärt sind, wird mit der Lieferung des neuen ROV PHOCA noch vor Jahresende gerechnet. Die Gesamtinvestition für das Gerät liegt bei einschließlich Winden und Kabel etwa 1,2 Mio. Euro.

Hintergrundinformationen:
„MoLab“ steht für „Modulares multidisziplinäres Meeresboden-Observatorium“. Das neuartige Beobachtungssystem für die Tiefsee, das über Monate hinweg auf mehreren Quadratkilometern Meeresboden verschiedene biologische, physikalische, chemische und geologische Parameter messen kann, wird derzeit vom Kieler Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) entwickelt. Das System wird aus einem Verbund von verschiedenen Geräten bestehen, die je nach wissenschaftlicher Fragestellung flexibel zusammengestellt werden können. Die Besonderheit des „MoLab“ besteht darin, dass es auch von mittelgroßen Forschungsschiffen wie der POSEIDON aus eingesetzt, betreut und wieder eingeholt werden kann. Außerdem kann es schnell an neue Einsatzgebiete oder wissenschaftliche Aufgaben angepasst werden. Damit schließt das „MoLab“ eine entscheidende Lücke zwischen den geplanten, sehr kostspieligen und räumlich gebundenen, verkabelten Observatorien einerseits und den bisher üblichen schiffsgestützten kurzen Forschungsaufnahmen andererseits. Das Bundesforschungsministerium fördert das Projekt mit 3,16 Millionen Euro.
Ansprechpartner:
Dr. Olaf Pfannkuche, Tel. 0431 600-2113, opfannkuche@ifm-geomar.de
Dr. Andreas Villwock (Öffentlichkeitsarbeit IFM-GEOMAR), Tel. 0431 600-2802, avillwock@ifm-geomar.de

Media Contact

Dr. Andreas Villwock idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Geowissenschaften

Die Geowissenschaften befassen sich grundlegend mit der Erde und spielen eine tragende Rolle für die Energieversorgung wie die allg. Rohstoffversorgung.

Zu den Geowissenschaften gesellen sich Fächer wie Geologie, Geographie, Geoinformatik, Paläontologie, Mineralogie, Petrographie, Kristallographie, Geophysik, Geodäsie, Glaziologie, Kartographie, Photogrammetrie, Meteorologie und Seismologie, Frühwarnsysteme, Erdbebenforschung und Polarforschung.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neues topologisches Metamaterial

… verstärkt Schallwellen exponentiell. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am niederländischen Forschungsinstitut AMOLF haben in einer internationalen Kollaboration ein neuartiges Metamaterial entwickelt, durch das sich Schallwellen auf völlig neue Art und Weise…

Astronomen entdecken starke Magnetfelder

… am Rand des zentralen schwarzen Lochs der Milchstraße. Ein neues Bild des Event Horizon Telescope (EHT) hat starke und geordnete Magnetfelder aufgespürt, die vom Rand des supermassereichen schwarzen Lochs…

Faktor für die Gehirnexpansion beim Menschen

Was unterscheidet uns Menschen von anderen Lebewesen? Der Schlüssel liegt im Neokortex, der äußeren Schicht des Gehirns. Diese Gehirnregion ermöglicht uns abstraktes Denken, Kunst und komplexe Sprache. Ein internationales Forschungsteam…

Partner & Förderer