Schuldiges Gen für Manie und Depression entdeckt

Forscher haben ein Gen identifiziert, das mitbestimmt, ob Menschen an einer manisch-depressiven Störung erkranken. Ein internationales Wissenschaftlerteam hat eine Variante des Gens Neurocan gefunden, das für die neuropsychiatrische Erkrankung verantwortlich sein könnte. Die Erkenntnis ist ein wichtiger Puzzlestein bei der Erforschung dieser psychischen Krankheit.

„Um effektive Therapien entwickeln zu können, muss man die Entstehung verstehen, die verantwortlichen Faktoren für eine manisch-depressive Störung sind noch weitgehend unbekannt“, sagt Sven Cichon, Professor am Institut für Humangenetik der Universität Bonn und am Institut für Neurowissenschaften und Medizin des Forschungszentrums Jülich.

Psychopharmaka helfen selten

Etwa ein Prozent der deutschen Bevölkerung leidet an einer manisch-depressiven Störung. „Das klingt zwar nach wenig, ist aber trotzdem sehr viel“, sagt Cichon. Auf dem Ranking der Weltgesundheitsorganisation WHO über Krankheitshäufigkeiten stehe die manisch-depressive Störung ganz weit oben.

Im Moment werden Patienten mit Psychopharmaka behandelt. „Der Nachteil ist, dass diese Medikamente unspezifisch wirken, starke Nebenwirkungen haben oder gar nicht wirken.“ Selbst wenn man die chemisch-medizinischen Faktoren alle greifen kann, bleiben Umweltfaktoren unberechenbar.

Ständig zwischen Manie und Depression

Die Stimmung der betroffenen Menschen schwankt zwischen Manie und Depression. In der Studie haben die Forscher hunderttausende, häufig vorkommende Varianten im Erbgut bei insgesamt etwa 8.500 Patienten und gesunden Menschen verglichen. Ergebnis: Eine Variante des Gens Neurocan (NCAN) taucht bei erkrankten Menschen signifikant häufiger auf als bei Gesunden.

Das schuldige Gen kennen Hirnforscher bereits. „Wir wissen, dass NCAN beim Wachstum und Zusammenhaften der Gehirnzellen eine Rolle spielt“, sagt Cichon. „Dass es im Zusammenhang mit der Bipolaren Störung steht, war bisher aber nicht klar.“ Nun prüfen die Forscher, an welchen Prozessen NCAN im Gehirn beteiligt ist.

Volkswirtschaftliche Folgen

Die manisch depressive Störung ist einer der meistgenannten Gründe weltweit, wenn es um krankheitsbedingte Ausfälle geht. „Die Erkrankung ist eine Belastung für die Patienten, aber auch für die Gesellschaft“, sagt Cichon. Die Patienten meldeten sich häufig krank. Schließlich leide auch die Volkswirtschaft.

Media Contact

Oranus Mahmoodi pressetext.redaktion

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Nanofasern befreien Wasser von gefährlichen Farbstoffen

Farbstoffe, wie sie zum Beispiel in der Textilindustrie verwendet werden, sind ein großes Umweltproblem. An der TU Wien entwickelte man nun effiziente Filter dafür – mit Hilfe von Zellulose-Abfällen. Abfall…

Entscheidender Durchbruch für die Batterieproduktion

Energie speichern und nutzen mit innovativen Schwefelkathoden. HU-Forschungsteam entwickelt Grundlagen für nachhaltige Batterietechnologie. Elektromobilität und portable elektronische Geräte wie Laptop und Handy sind ohne die Verwendung von Lithium-Ionen-Batterien undenkbar. Das…

Wenn Immunzellen den Körper bewegungsunfähig machen

Weltweit erste Therapie der systemischen Sklerose mit einer onkologischen Immuntherapie am LMU Klinikum München. Es ist ein durchaus spektakulärer Fall: Nach einem mehrwöchigen Behandlungszyklus mit einem immuntherapeutischen Krebsmedikament hat ein…

Partner & Förderer