Schubfachregale reduzieren Rüstzeit beim Stanzen

Die Karl Marbach GmbH in Heilbronn ist mit 1100 Mitarbeitern weltweit der führende Systemlieferant von Stanzformen und Werkzeugen für die Verpackungsmittel-Industrie. Die familiengeführte Unternehmensgruppe ist international vertreten. Insgesamt geht über die Hälfte der Werkzeuge für die Stanzformtechnik zur Herstellung von Faltschachtel- und Wellpappen-Verpackungen sowie zum Thermoformen von Kunststoffen für Lebensmittel-Verpackungen in den Export.

Mehr als zwei Drittel der Rüstzeiten für den Laser-Zuschnitt von Stahlblechen spart Marbach durch Optimierungen beim Materialfluss. In arbeitsplatznahen Schubfachregalen lagern alle benötigten Bleche nach Formaten geordnet, so dass der Handlingaufwand für die Entnahme und den Transport zur Schneidestation auf ein Minimum reduziert ist. Jedes Schubfach der eingesetzten Regale des Intralogistik-Anbieters Karl H. Bartels GmbH im holsteinischen Horst kann eine Traglast von rund 2 t aufnehmen.

Technisches Highlight in der Unternehmensgeschichte von Marbach war 1972 der erste industrielle Laser-Einsatz in Europa. Heute sind es über 47 aktive Laser, die weitestgehend selbst gebaut wurden. Um kürzere Materialflusswege für die Hightech-Produktion zu realisieren, hat der Leiter der Prozessoptimierung bei Marbach, Eugen Fülöp, die Blechlagerung neu strukturiert.

Alle benötigten Bleche liegen jetzt formatgeordnet in den Schubfächern spezieller Regalanlagen in unmittelbarer Nähe der Laser und können mittels Kran und eines Vakuum- oder Magnet-Hebers direkt aus dem Schubfach dem Laser zugeführt werden. Fülöp: „Dadurch können wir die Rüstzeiten in erheblichem Umfang reduzieren. In Einzelfällen benötigen wir beispielsweise statt früher zwölf Minuten jetzt nicht einmal mehr drei Minuten.“

Schubfachregale eignen sich als Puffer- oder Solitärlager

Da aus den Schubfachregalen von Bartels problemlos Einzelbleche entnommen werden können, eignen sie sich — bei einem vorhandenen zentralen Kragarmlager — ebenso als Pufferlager am Arbeitsplatz wie als Solitärlager für die permanente Materialverfügung in unmittelbarer Arbeitsplatznähe. Der Platzbedarf für die Regale ist von der Ausführungskonfiguration abhängig.

Für die Auszugführung der Schubfächer ist ein Regalvorbau notwendig, der wahlweise starr oder schwenkbar (einklappbar) sein kann. Dementsprechend variieren die Tiefenmaße von 3201 mm bei ausgezogenem Schubfach auf 2166 mm bei eingeklapptem Vorbau und von 3201 mm (Schubfach ausgezogen) auf 1966 mm (eingeklappt). Dadurch kann bei der schwenkbaren Vorbauausführung der Platz vor dem Regal je nach Bedarf temporär als Weg genutzt werden.

Für die geläufigsten Blechgrößen stehen Standardregale mit Schubfächern für Kleinformate (2000 mm× 1000 mm), für Mittelformate (2500 mm × 1250 mm) und für Großformate (3000 mm × 1500 mm) zur Verfügung. Die Nutzhöhen der Schubfächer unter der starren Dachablage der Regale können individuell definiert werden. Jedes Schubfach lässt sich vollkommen ausziehen. Die Etagentraglasten liegen in der Regel bei 2000 kg und können bis auf rund 3000 kg erhöht werden.

Für Marbach hat Bartels zwei der eingesetzten Regale mit speziellen Abmessungen gefertigt, damit in ein Schubfach zwei Blechpaletten nebeneinander eingelagert werden können. Entgegen der Empfehlung von Bartels, bei Lasten über 2 t aus ergonomischen Gründen eine Kurbel für den obersten und untersten Fachauszug einzusetzen, werden nach Aussage von Eugen Fülöp bei Marbach alle Schubfächer trotz der Last manuell bewegt. Voller Stolz offenbart Fülöp das Geheimnis dafür: „Wir haben beim Aufbau die Regale hundertprozentig exakt ‚ins Wasser gestellt’, so dass die Gefache wie geschmiert laufen und ohne große Anstrengung von einem Mitarbeiter herausgezogen werden können.“

Alle Laser sollen von jedem Blechregal aus bedienbar sein

Inzwischen plant der Optimierungsexperte bei Marbach die nächsten Schritte zur Effizienzsteigerung. Ein neuer Kran soll dafür sorgen, dass alle Laser von jedem Blechregal bedient werden können. „Und“, so Fülöp, „wir werden prüfen, wie wir mit diesen Regalen auch in unseren anderen Fertigungsstätten entsprechende Optimierungsvorteile erzielen können.“ Für Stephan Varnhorn, Vertriebsleiter bei Bartels, sind das lösbare Anforderungen, „denn wir entwickeln diese Technologie ständig weiter, so dass wir inzwischen über breite und individuelle Einsatzmöglichkeiten verfügen“.

Quasi als Maßschneider fertigt Bartels Schubfachregale in allen gewünschten Breiten und Tiefen, mit unterschiedlicher Etagenanzahl, wenn die Nutzhöhe der Schubfächer größer sein soll, und auch mit doppelseitigem Durchschub für eine rückseitige Beladung. Für die besonders geschützte Lagerung der Bleche oder als Herausrollsperre von kleinen Zylindern können die Schubfächer mit einer Blechverkleidung als Staub- und Sicherheitsschutz versehen werden.

Bodenlagerung von Blechen erfordert aufwändige Transporte

Für eine platzsparende Erweiterung der Lagerkapazitäten kann das Schubfachregal durch ein aufgesetztes, starres Flachpaletten-Magazin zum Blechregal-Turm ausgebaut werden. Die Nutzhöhe der Fächer beträgt im Standardbereich zwischen 60 und 130 mm. Auf Wunsch ist jedoch auch jede andere Höhe möglich. In den Palettenrahmen sind Gabeltaschen für den schnellen Zugriff mit dem Stapler integriert.

Dementsprechend hängt die Magazinbestückung mit Flachbettpaletten von der Masthöhe des Staplers ab. Unabhängig von der Magazineinlagerung können bis zu sechs Paletten auch außerhalb an jeder Stelle übereinander gestapelt werden. Alle Paletten haben vorne Steckrungen sowie an den Seiten und hinten feste Anschläge, um das Lagergut vor dem Herausrutschen zu sichern.

Überall dort, wo Bleche be- oder verarbeitet werden, lassen sich gravierende ökonomische Vorteile generieren. Stephan Varnhorn: „Viele Firmen praktizieren noch häufig die Bodenlagerung der Bleche auf Paletten oder Kanthölzern. Allein der Zeitaufwand für den Transport zum Arbeitsplatz und die eventuelle Rückführung überflüssigen Materials zum Lagerplatz ist ein enormer Kostenfaktor.“ Bestätigung vom Marbach-Optimierungsexperten Fülöp: „Die Abholung von Blechen mit der ‚Ameise‘ vom Lastregal ist bei uns Vergangenheit. Durch die Schubfachregale in der Nachbarschaft der Laser geht nicht nur alles schneller; wir konnten auch unsere Lagerfläche erheblich reduzieren.“

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Wolfgang M. Musiol MM MaschinenMarkt

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