Raps bedroht die Schlüsselblume

Das leuchtende Gelb blühender Rapsfelder liefert im April den Bienen, Hummeln und anderen Bestäubern eine einträgliche Nektarquelle.

Der massive Anbau der für die Biodiesel-Produktion bedeutende Nutzpflanze greift jedoch auch in naturnahe Lebensräume ein, indem etwa dadurch die Bestäubung von Wildpflanzen geringer ausfällt. Das berichten Würzburger und Göttinger Forscher in der Fachzeitschrift „Proceedings of the Royal Society B“.

Wettkampf um die Bestäuber

Die Umweltfolgen des Rapsanbaus im großen Stil sind viel komplexer als man bisher gedacht hat, erklärt der Agrarökologe Teja Tscharntke im pressetext-Interview. „Sehr wohl gibt es Vorteile wie etwa das überreiche Nektarangebot, das eine Zunahme an Koloniegründungen bei Hummeln mit sich bringt. Zudem dürften dadurch Pflanzen im Vorteil sein, die ihre Blüte erst nach der Rapsblüte öffnen, da die gestiegene Zahl der Hummeln und Bienen dann auf alternative Nahrungsquellen angewiesen sind.“ Doch die Medaillie hat auch eine Kehrseite, haben die Forscher auf 67 Versuchsflächen gezeigt.

Denn mit der Popularität von Raps bei den Bestäubern kommen Frühlingspflanzen, die gleichzeitig blühen, zu kurz. Darunter auch die Echte Schlüsselblume (Primula veris), die in mehreren deutschen Bundesländern auf der Roten Liste der gefährdeten Arten steht. „Gibt es in ihrer Nähe ein Rapsfeld, produziert sie um ein Fünftel weniger Samen. Die Bestäuber fliegen lieber zur deutlich nektarreicheren Rapspflanze als zu den Wildpflanzen“, erklärt der Göttinger Umweltforscher.

Wert der bunten Wiese

In Folge des Nektar-Überangebots am Rapsfeld verdünnt sich in der Nähe das Vorkommen der Schlüsselblume, zudem wird sie und andere Wildpflanzen auch durch das stete Wachstum der Raps-Anbauflächen zurückgedrängt. Ähnliche Nebenwirkungen wie beim Raps sind laut Tscharntke auch bei anderen blühenden Nutzpflanzen wie etwa der Luzerne und dem Klee denkbar.

Was der drohende Verlust der Schlüsselblume bedeutet, kann kaum in Geld ausgedrückt werden, betont der Experte. „Meist spricht man Naturdienstleistungen ihren ökonomischen Wert völlig ab. Artenreiche Lebensräume wie etwa Magerrasen haben jedoch hohe ökologische Bedeutung – und leisten darüber hinaus einen indirekten, kulturellen und ethischen Service. Würde man Menschen fragen, was ihnen jährlich eine bunte Wiese etwa bei Spaziergängen wert ist, so sagen sie vielleicht 'drei bis fünf Euro'. Auf die gesamte Gesellschaft bezogen, wäre das schon eine nennenswerte Summe!“, so der Forscher.

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Johannes Pernsteiner pressetext.redaktion

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