Prototyp eines intelligenten Pflegewagens entwickelt

Der intelligente Pflegewagen fährt autonom zum Einsatzort. Quelle: Fraunhofer IPA

Technische Assistenzsysteme können die schwierigen Arbeitsbedingungen in der stationären Alten- oder Krankenpflege verbessern, indem sie die Mitarbeiter bei ihrer Arbeit unterstützen und entlasten und ihnen somit mehr Zeit für die Interaktion mit den Pflegebedürftigen verschaffen. Großes Entlastungspotenzial sowohl gesundheitlicher als auch zeitlicher Art bietet der Pflegeprozess selbst, bei dem der intelligente Pflegewagen unterstützen soll.

Für einen ersten Prototyp haben die Wissenschaftler die mobile Basis des Serviceroboters Care-O-bot® 4 mit einem neuen Aufbau versehen, der mit Pflegematerial befüllt werden kann. Wenn der Pflegewagen an die Rufanlage einer Einrichtung angebunden ist, kann er automatisch zu dem Zimmer fahren, in dem ein Patient geklingelt hat. Über den integrierten Touchscreen kann die Pflegekraft ihre Anwesenheit quittieren bzw. den Roboter – wenn er dann nicht mehr benötigt wird – wieder freigeben. Zudem kann sie über das Display einfach dokumentieren, welche Pflegeutensilien sie verbraucht hat.

Verbesserungen für den Berufsalltag

Bisherige Pflegewagen bieten noch nicht die optimale Unterstützung für die Pflegekräfte. Vor allem in Notfällen stehen die Wagen oft nicht dort, wo das Personal sie gerade braucht. Außerdem sind sie oft unzureichend bestückt. Dadurch verlieren die Pflegekräfte Zeit, weil sie fehlendes Material erst separat aus dem Lager holen müssen, zumal die Laufwege in den Wohnbereichen bzw. Stationen sehr weit sind.

Die Dokumentation der durchgeführten Pflegetätigkeiten und des dabei verbrauchten
Materials erfordert selbst bei Nutzung elektronischer Medien viel Zeit, weshalb die Pflegekräfte diese Arbeit oft noch nach Schichtende erledigen müssen.

»Wir möchten den Pflegewagen so weiterentwickeln, dass er mit seinen intelligenten Assistenzfunktionen den Berufsalltag verbessert. Der Wagen soll beispielsweise immer dort sein, wo die Pfleger ihn brauchen und so unnötige Laufwege ersparen«, erklärt Dr. Birgit Graf, Gruppenleiterin für Haushalts- und Assistenzrobotik am Fraunhofer IPA. Dafür ist er mit einem Navigationssystem ausgestattet, mit dem er selbstständig zum vorgegebenen Ziel fahren kann. Hindernisse, die sich ihm in den Weg stellen, erkennt er automatisch und umfährt sie. Neben der Anbindung an die Rufanlage ist die Anforderung des Wagens auch per Smartphone möglich.

In weiteren Ausbaustufen soll der Wagen den Pflegekräften automatisch folgen. Mithilfe eines komplett automatisierten Anreichemechanismus soll er die Pflegematerialien ergonomisch und hygienisch bereitstellen. Die Pflegedokumentation erfolgt direkt vor Ort am Bildschirm des Pflegewagens. Schließlich möchten die Wissenschaftler die Anbindung an ein automatisiertes Zentrallager untersuchen, das die Pflegewagen bestückt, Lagerbestände elektronisch überwacht und bei Bedarf nachbestellt.

Pflegewagen als Teil des Projekts »SeRoDi«

Der intelligente Pflegewagen entsteht im Rahmen des vierjährigen Verbundprojekts »Servicerobotik zur Unterstützung bei personenbezogenen Dienstleistungen« (SeRoDi). Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Projekt mit knapp drei Millionen Euro. Das Fraunhofer IPA arbeitet hier mit dem Institut für Steuerungstechnik (ISW) und dem Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement (IAT) der Universität Stuttgart, der Universität Greifswald sowie den Altenpflegeheimen Mannheim und dem Universitätsklinikum Mannheim als Endanwendern zusammen.

Ziel ist es, drei Anwendungsszenarien aus dem Pflegealltag in die Praxis zu bringen und in mehreren Evaluierungszyklen zu untersuchen, inwieweit die neuen Technologien den Berufsalltag verbessern. Neben dem intelligenten Pflegewagen arbeiten die Projektpartner an der Weiterentwicklung des multifunktionalen und mit Assistenzfunktionen ausgestatteten Lifters »ELEVON«, der Pflegekräfte bei der Aufnahme und dem Transport von Personen unterstützt. Das dritte Anwendungsszenario beschäftigt sich mit einer Serviceassistenz, die den Bewohnern oder Patienten im Sinne eines »mobilen Kiosk« auf Anforderung z. B. Snacks, Getränke oder Zeitschriften in die Aufenthaltsräume oder direkt ans Bett bringt.

Serviceroboter weiter verbreiten

Die Projektpartner planen, die umgesetzten Assistenzsysteme auch nach Projektende in den Einrichtungen zu belassen, sodass sie unter anderem als Referenz für andere Einrichtungen genutzt werden können. »Vom Projekt SeRoDi versprechen wir uns nicht nur die Entwicklung und Erprobung neuer Anwendungen, sondern möchten auch neue Entwicklungs- und Anwendungspartner gewinnen, um den Einsatz von Servicerobotern im medizinischen und Pflegebereich weiter voranzubringen«, betont Birgit Graf.

Fachliche Ansprechpartnerin
Dr.-Ing. Birgit Graf | Telefon +49 711 970-1910 | birgit.graf@ipa.fraunhofer.de | Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA

Redaktion
Karin Röhricht | Telefon +49 711 970-3874 | karin.roehricht@ipa.fraunhofer.de

Pressekommunikation
Jörg-Dieter Walz | Telefon +49 711 970-1667 | presse@ipa.fraunhofer.de
Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA | Nobelstraße 12 | 70569 Stuttgart

http://www.ipa.fraunhofer.de

Media Contact

Jörg Walz Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Energie und Elektrotechnik

Dieser Fachbereich umfasst die Erzeugung, Übertragung und Umformung von Energie, die Effizienz von Energieerzeugung, Energieumwandlung, Energietransport und letztlich die Energienutzung.

Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Windenergie, Brennstoffzellen, Sonnenenergie, Erdwärme, Erdöl, Gas, Atomtechnik, Alternative Energie, Energieeinsparung, Fusionstechnologie, Wasserstofftechnik und Supraleittechnik.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Anlagenkonzepte für die Fertigung von Bipolarplatten, MEAs und Drucktanks

Grüner Wasserstoff zählt zu den Energieträgern der Zukunft. Um ihn in großen Mengen zu erzeugen, zu speichern und wieder in elektrische Energie zu wandeln, bedarf es effizienter und skalierbarer Fertigungsprozesse…

Ausfallsichere Dehnungssensoren ohne Stromverbrauch

Um die Sicherheit von Brücken, Kränen, Pipelines, Windrädern und vielem mehr zu überwachen, werden Dehnungssensoren benötigt. Eine grundlegend neue Technologie dafür haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Bochum und Paderborn entwickelt….

Dauerlastfähige Wechselrichter

… ermöglichen deutliche Leistungssteigerung elektrischer Antriebe. Überhitzende Komponenten limitieren die Leistungsfähigkeit von Antriebssträngen bei Elektrofahrzeugen erheblich. Wechselrichtern fällt dabei eine große thermische Last zu, weshalb sie unter hohem Energieaufwand aktiv…

Partner & Förderer