OmegaCAM-Projekt: Leistungsstarke Kamera für Observatorium in Chile

Wissenschaftler und Ingebieure beim Prüfen der Versorgungsleitungen und Kabelstränge der Kamera.<br>Foto: Uni Göttingen<br>

Das astronomische Observatorium der Europäischen Südsternwarte (ESO) in der chilenischen Atacama-Wüste erhält eine der größten und modernsten elektronischen Kameras der Welt. An der Entwicklung und dem Bau der OmegaCAM waren deutsche, niederländische und italienische Forschungsinstitute beteiligt; das Institut für Astrophysik der Universität Göttingen war dabei federführend für die Instrumentenmechanik, die optische Auslegung sowie die Installation zuständig. Das Gerät ermöglicht eine großflächige Untersuchung des Himmels auch nach schwächsten Quellen und verbessert damit die Leistungsfähigkeit des europäischen Observatoriums maßgeblich.

Die Kamera dient dem dortigen Riesenteleskop, dem „Very Large Telescope“ (VLT) mit einem Spiegeldurchmesser von 16 Metern, als eine Art Pfadfinder am Himmel. Diese „Pfadfinderfunktion“ ermöglicht es, Himmelsobjekte zu identifizieren, bei denen die Untersuchung von Struktur und Dynamik aus wissenschaftlicher Sicht lohnend erscheint. Diese Durchmusterung des Himmels in großem Stil ist aber nicht nur als Vorläuferbeobachtung für die großen Teleskope wichtig, sondern erfüllt zudem eigene Zwecke. Mittels bestimmter Computerprogramme ist es möglich, ausgewählte Himmelsareale großflächig abzulichten, um dann diesen Datensatz auf bestimmte Signaturen wie etwa durch Gravitationsfelder verzerrte Abbilder weit entfernter Milchstraßen und Galaxienhaufen abzusuchen. Mithilfe der neuen Kamera können die Astronomen nun rund zehnmal tiefer in das Universum blicken als bei bisherigen Untersuchungen dieser Art. Am Ende der flächendeckenden Durchmusterung soll dann ein dreidimensionales Bild des Himmels entstehen.

Die Wissenschaftler am Institut für Astrophysik der Universität Göttingen waren maßgeblich am Gelingen des OmegaCAM-Projekts beteiligt. Sie entwarfen und berechneten die gesamte Instrumentenmechanik, die teils in der Industrie, teils in den hauseigenen Werkstätten hergestellt wurde. Ebenfalls federführend waren die Göttinger Astrophysiker bei der optischen Auslegung von Kamera- und Filtersystem, das heißt Ausleuchtung, Positionierung und opto-mechanische Toleranzen mussten genau spezifiziert und verifiziert werden. Und nicht zuletzt waren die Forscher zuständig für die Zerlegung, den Transport nach Chile und den Zusammenbau des Instruments vor Ort sowie die Installation der Kamera am Teleskop selbst.

OmegaCAM ist nicht das erste Instrument, das die Astrophysik zum Paranal-Observatorium beisteuert. Die Universität Göttingen war von Beginn an am Aufbau dieses astronomischen Großobservatoriums maßgeblich beteiligt und entwickelt derzeit das vierte Instrument, das bereits im Labor in der Erprobung ist. Diese Mitarbeit des Instituts für Astrophysik garantiert Göttingen den Zugang zur weltbesten astronomischen Forschungseinrichtung – die Wissenschaftler bekommen für die kommenden zehn Jahre die Möglichkeit, das Paranal-Observatorium mit dem „VTL“ zu nutzen und so an führender Stelle brennende Fragen der Astrophysik zu bearbeiten.

Das OmegaCAM-Projekt wird auf deutscher Seite durch die Verbundforschung Astro- und Astroteilchenphysik des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

Hinweis an die Redaktionen:
Fotos zum Thema haben wir unter http://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?cid=3891 zum Download bereit gestellt.
Kontaktadresse:
Dr. Harald Nicklas
Georg-August-Universität Göttingen
Fakultät für Physik – Institut für Astrophysik
Friedrich-Hund-Platz 1, 37073 Göttingen
Telefon (0551) 39-5042, Fax (0551) 39-5043
E-Mail: nicklas@astro.physik.uni-goettingen.de

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