Nachwuchsprobleme im Handwerk

Für Handwerksbetriebe wird es immer schwieriger, geeignete Bewerber für ihre Ausbildungsplätze zu finden. Nicht nur die Bewerberzahlen gehen in den nächsten Jahren deutlich zurück, auch die mangelnde Bildungsqualität macht vielen Handwerksbetrieben schon heute zu schaffen.

Das zeigen aktuelle Untersuchungen des Instituts Arbeit und Technik (IAT) der Fachhochschule Gelsenkirchen. „Die Nachwuchsprobleme nehmen zu, vor allem dann, wenn es nicht gelingt, Schulversagen deutlich zu reduzieren und die Bildungsqualität ebenso deutlich zu steigern“, so die IAT-Wissenschaftler Prof. Dr. Franz Lehner und Katharina Rolff.

In einer Befragung, die vom Lehrstuhl für angewandte Sozialforschung der Ruhr-Universität Bochum und dem IAT in Kooperation mit den Handwerkskammern Münster, Düsseldorf und Dortmund unter 1.163 Handwerksbetrieben im nördlichen Ruhrgebiet durchgeführt wurde, meldeten rund 35 Prozent aller Betriebe, dass sie Schwierigkeiten haben, geeignete Bewerber mit Hauptschulabschluss zu finden. Bei Bewerbern mit Realschulabschluss oder Abitur wird es sogar für 52 Prozent der Betriebe problematisch. Selbst jene Handwerksbereiche, die als besonders attraktiv gelten, insbesondere das Elektro- und Metallgewerbe, haben Schwierigkeiten bei der Rekrutierung.

Besondere Probleme auf der fachlichen Ebene bereiten Mathematik und Deutsch. Computerkenntnisse werden kaum als Problem benannt, aber in Anbetracht der veränderten Anforderungen an das Handwerk und seiner Auszubildenden geben die Klagen über fehlende „Soft Skills“ Anlass zur Sorge, so die IAT-Auswertung. Bemängelt werden insbesondere fehlende Selbstständigkeit, Einsatzbereitschaft und Kommunikationsfähigkeit, während Pünktlichkeit eher selten ein Problem ist. „Hier zeigen sich generelle Probleme des deutschen Schulsystems, seine überkommenen Bildungsstrukturen und Methoden: veraltete Unterrichtsformen, überladene Curricula und starke Selektivität sind wenig geeignet, Selbstständigkeit, Einsatzbereitschaft und Kommunikationsfähigkeit zu fördern“, so Lehner.

Obwohl es sich hier in erster Linie um bildungspolitische Probleme handelt, kann das Handwerk auch eigene Initiativen entwickeln, um seine Nachwuchslage zu verbessern, schlagen die IAT-Wissenschaftler vor. Der Weg dahin führe über eine bessere Vernetzung und Kooperation mit den Schulen und die Entwicklung eines gemeinsamen „Übergangsmanagements“. „Obwohl die Ausbildungsbetriebe ihre Auszubildenden besonders häufig über Schülerinnen- und Schülerpraktika rekrutierten, sind die Kontakte mit Schulen noch wenig entwickelt“, stellt Rolff fest.

Für weitere Fragen stehen Ihnen zur Verfügung:
Prof. Dr. Franz Lehner, Durchwahl: 0209/1707-113, E-Mail: lehner@iat.eu; Katharina Rolff, Durchwahl: 0209/1707-158, E-Mail: rolff@iat.eu
Studie:
Lehner, Franz / Neumann, Svenja / Rolff, Katharina, 2008: Nachwuchsprobleme im Handwerk – eine Studie im nördlichen Ruhrgebiet. Internet-Dokument. Gelsenkirchen: Inst. Arbeit und Technik. Forschung Aktuell, Nr. 01/2009

http://www.iat.eu/forschung-aktuell/2009/fa2009-01.pdf

Institut Arbeit und Technik
der Fachhochschule Gelsenkirchen
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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