Morbus Dupuytren – während einer Strahlentherapie körperlich aktiv bleiben

Sie kann die Erkrankung häufig in einem frühen Stadium stoppen und hat sich als langfristig sicher erwiesen. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO) anlässlich einer aktuellen Studie hin.

Am Anfang des Morbus Dupuytren stehen knotige Veränderungen in der Handinnenfläche. Später bilden sich feste Bindegewebsstränge, die einzelne Sehnen ummanteln. Die Streckung der Finger wird so immer mehr eingeschränkt. „Durch eine Operation können die Finger ihre Beweglichkeit zwar zurückerlangen, die Krankheit wird jedoch nicht geheilt. Wie bei jeder Operation bleiben zudem Narben zurück, die die Beweglichkeit der Hand behindern können. Viele Handchirurgen raten deshalb erst in einem späten Stadium zur Operation“, erläutert DEGRO-Präsidentin Prof. Dr. med. Rita Engenhart-Cabillic, Direktorin der Abteilung für Strahlentherapie am Universitätsklinikum Gießen und Marburg.

Bereits im frühen Stadium kann eine Strahlentherapie die Fibroblasten stoppen. Diese im Bindegewebe vorkommenden Zellen sind für die Bildung der Knoten und Stränge verantwortlich. „Bei den meisten Patienten kommt es nach einer Strahlentherapie zu einem Stillstand, nicht selten sogar zu einer Verbesserung der Erkrankung“, erklärt Engenhart-Cabillic und verweist auf eine aktuelle Studie an der Universitätsklinik Erlangen, die dieses nachweist. Dort wurden seit 1982 insgesamt 208 Hände behandelt. Bis zu 87 Prozent der Patienten erzielten eine Stabilisierung oder sogar eine Verbesserung. Dabei waren die Ergebnisse umso besser, je früher die Strahlentherapie zum Einsatz kam.

Das Ärzteteam aus Erlangen konnte zudem zeigen, dass die Strahlentherapie auch langfristig sicher ist. „Befürchtungen, dass schwere Spätschäden bis hin zum Hautkrebs auftreten können, hat die Studie widerlegt. Unter den behandelten Patienten ist es nach einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 13 Jahren niemals zu einem solchen ‚Narbenkrebs’ gekommen“, so Engenhart-Cabillic. Nur zwei Prozent der Patienten erlitten eine sogenannte Strahlendermatitis mit einer Rötung der Haut, die jedoch nach spätestens einem Jahr abgeklungen war. Leichte Veränderungen der Haut und des Unterhautfettgewebes beobachteten die Ärzte bei einem Drittel der Hände. Bei 23 Prozent kam es zu einer vermehrten Hauttrockenheit, bei sieben Prozent zu einer Verdünnung der Haut, auf der erweiterte Blutgefäße sichtbar werden können. „Diese leichten Nebenwirkungen müssen jedoch vor dem Hintergrund einer Erkrankung gesehen werden, die unbehandelt die Funktion der Hand weitgehend einschränken kann“, sagt Engenhart-Cabillic.

Eine Strahlentherapie schließt auch eine spätere Operation nicht aus. Störungen der Wundheilung traten bei den in Erlangen behandelten Patienten nur selten auf. „Die Strahlentherapie ist eine wirksame und sichere Therapieoption”, unterstreicht die DEGRO-Expertin. „Die besten Ergebnisse werden in den ersten beiden Jahren nach der Diagnose erzielt, wenn es noch zu keiner wesentlichen Einschränkung der Fingerstreckung gekommen ist.“ Da beim Morbus Dupuytren auch in seltenen Fällen eine Selbstheilung möglich ist, sollte die Radiotherapie dann angewendet werden, wenn es zu einem Fortschreiten der Erkrankung gekommen ist.

Zur Strahlentherapie
Die Strahlentherapie ist eine lokale, nicht-invasive, hochpräzise Behandlungsmethode mit hohen Sicherheitsstandards und regelmäßigen Qualitätskontrollen. Bildgebende Verfahren wie die Computer- oder Magnetresonanztomographie ermöglichen eine exakte Ortung des Krankheitsherdes, so dass die Radioonkologen die Strahlen dann zielgenau auf das zu bestrahlende Gewebe lenken können. Umliegendes Gewebe bleibt weitestgehend verschont.
Quelle:
Nicolas Betz, Oliver J. Ott, Boris Adamietz, Rolf Sauer, Rainer Fietkau, Ludwig Keilholz: Radiotherapy in Early-Stage Dupuytren's Contracture. Long-Term Results After 13 Years. In: Strahlentherapie und Onkologie 2010; 186; 82-90
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Silke Stark
Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie e.V.
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