Löwenzahn gibt Gummi

Autoreifen, Luftballons und Gummihandschuhe enthalten Naturkautschuk – wie mehr als 40.000 weitere Gegenstände des alltäglichen Lebens. Bisher wird der nachwachsende Rohstoff nahezu ausschließlich aus einem Tropenbaum gewonnen.

Geht es nach münsterschen Forschern, soll sich das ändern: Die Wissenschaftler wollen Löwenzahn als Quelle für Naturkautschuk gewinnen. Das Projekt ist „Ausgewählter Ort 2010″ im Land der Ideen und gehört damit zu den Siegern des Wettbewerbs „365 Orte im Land der Ideen“. Außerdem wurde es auch international ausgezeichnet: Das amerikanische Nachrichtenmagazin „Time“ hat es in die Liste der 50 besten Erfindungen 2009 gewählt.

An dem Forschungsprojekt beteiligt sind Wissenschaftler des Instituts für Biochemie und Biotechnologie der Pflanzen der Westfälischen Wilhelms-Universität und des Fraunhofer-Instituts für Molekularbiologie und Angewandte Ökologie, Außenstelle Münster.

„Ökologische Probleme und Allergien zwingen zur Suche nach neuen Naturkautschuk-Quellen“, sagt Prof. Dr. Dirk Prüfer von der WWU. „Solch eine Quelle ist Löwenzahn – eine genügsame Pflanze, die in Fugen der Bürgersteige, auf Schuttplätzen und auf Brachflächen wächst. Die Idee, Löwenzahn zur Gummiproduktion zu verwenden, ist nicht neu. „Der Russische Löwenzahn wurde schon während des zweiten Weltkriegs genutzt, von Russland, den USA und auch von den deutschen Nationalsozialisten“, so Prof. Prüfer. Der aus Löwenzahn gewonnene Kautschuk hat soweit bislang bekannt die gleichen Eigenschaften wie der Kautschuk aus dem Gummibaum.

„Der Löwenzahn-Latex ist den meisten Menschen aus ihrer Kindheit bekannt: Der milchige Saft tropft aus dem Stängel, wenn man die Pusteblume von der Pflanze reißt, um die an Schirmchen hängenden Samen in die Luft zu befördern“, so Prof. Prüfer. Die Forscher züchten nun Pflanzen, die mehr Milchsaft abgeben als ihre wild wachsenden Verwandten und deren Milch größere Mengen an Naturkautschuk enthält. „Künftig könnte dieser Kautschuk kommerziell genutzt werden“, sagt Dr. Christian Schulze Gronover vom Fraunhofer-Institut. „Der Meinung sind auch namhafte Hersteller von Gummiprodukten. Schon bald könnte sich der nachwachsende Rohstoff aus Löwenzahn in Autoreifen oder Gummidichtungen wiederfinden.“

„365 Orte im Land der Ideen“ wird gemeinsam von der Standortinitiative „Deutschland – Land der Ideen“ und der Deutschen Bank durchgeführt. Unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Horst Köhler rückt der Wettbewerb „Ausgewählte Orte“ in den Mittelpunkt, die die Zukunft Deutschlands aktiv gestalten. Als „Ausgewählter Ort“ ist das Institut für Biochemie der Pflanzen der WWU gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Ökologie im Jahr 2010 Botschafter für das Land der Ideen und repräsentiert das Innovationspotenzial Deutschlands, so die Veranstalter.

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