Liste der gebietsfremden Arten Europas umfassend aktualisiert

Der Waschbär (Procyon lotor) kommt ursprünglich aus Nordamerika. Ausgesetzt oder aus Gehegen entkommen, breitet er sich seit Mitte des 20. Jahrhunderts als Neozoon auch in Europa und Japan aus. Das nachtaktive Raubtier lebt bevorzugt in gewässerreichen Laub- und Mischwäldern. Dank seiner Anpassungsfähigkeit fühlt er sich zunehmend in urbanen Gebieten wohl.<br><br>Foto: André Künzelmann/UFZ (Nutzungsbeschränkung: kostenfrei bei redaktioneller Nutzung, Verwendung nur unter Angabe der Quelle und nur im Zusammenhang mit dem UFZ)<br>

Die neueste Aktualisierung der Online-Datenbank wurde vor einer Woche auf der internationalen NEOBIOTA-Konferenz in Pontevedra (Spanien; http://neobiota2012.blogspot.co.uk/) vorgestellt und enthält nun die neuesten Informationen zu ca. 12.000 gebietsfremden Arten. Diese über viele Jahre von einem großen Wissenschaftlerteam gesammelten Daten spielen eine sehr wichtige Rolle im Management und Umgang mit den sogenannten „aliens“ in Europa und genießen daher eine hohe Bedeutung auf allen politischen Ebenen – von national bis global, einschließlich dem UN-Umwelt Vertragswerk, dem Übereinkommen über die biologische Vielfalt (CBD).

Das EU-Projekt DAISIE (2005-2008) wird auch nach seinem Projektende noch maßgeblich vom britischen NERC (Centre for Ecology & Hydrology) und dem Schweizer Sciex-Programm in Zusammenarbeit mit einem Konsortium von Experten aus ganz Europa, zu denen auch die UFZ-Wissenschaftler Dr. Ingolf Kühn und Dr. Marten Winter gehören, weiter unterstützt. So konnten in den letzten Monaten sowohl detaillierte Informationen zu 1000 neuen Arten als auch Aktualisierungen zu schon existierenden Datensätzen in die Datenbank eingearbeitet werden.
Der Biologe Dr. Marten Winter vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) sieht in der Weiterführung dieser kontinentalen Datenbank meist ohne finanzielle Mittel „eine beachtliche Leistung, die zeigt, dass gebietsfremde Arten in Europa eine hohe wissenschaftliche, aber auch politische Bedeutung haben“. Und sein UFZ-Kollege Dr. Ingolf Kühn ergänzt: „Das DAISIE-Datenbank- Portal mit seinen Suchfunktionen, den Übersichtstatistiken aber auch der Expertendatenbank ist zu einer der wichtigsten Informationsquellen über gebietsfremde Arten für Wissenschaftler, Naturschützer, Politiker aber auch für Interessierte nicht nur in Europa geworden.“

DAISIE-Informationen können helfen, Ausbreitungen von neu auftretenden Arten mit Schadenspotenzial zu verfolgen und darauf zu reagieren, wie z.B. die Nordexpansion der asiatischen Hornisse (Vespa velutina) oder des Grauhörnchens (Sciurus carolinensis) in Südeuropa.
Die DAISIE-Koordinatorin Dr. Helen Roy vom britischen Centre for Ecology & Hydrology (NERC) sagt dazu: “Vor allem die frei verfügbaren, detailreichen Information im DAISIE-Portal sind ein Schlüssel für die Unterstützung bei politischen und naturschutzfachlichen Entscheidungen in Europa und darüber hinaus. Das Projekt ist erfolgreich, weil hier eine sehr engagierte Gruppe von Wissenschaftlern aus ganz Europa die Datenbank pflegt und aktualisiert. Diese europäische Zusammenarbeit ist entscheidend dafür, wie mit den Auswirkungen von gebietsfremden Arten, insbesondere der invasiven Arten, die als einer der wichtigsten Gefährdungsursachen für die Artenvielfalt gelten, jetzt und in der Zukunft umgegangen wird.“

Zusatzinformationen:

Das Portal ist über www.europe-aliens.org zu erreichen.

Die Datenbank enthält zurzeit detaillierte Informationen zu 12177 Arten (986 marine Arten, 669 Süßwasserarten, 2740 terrestrische Wirbellose, 400 terrestrische Wirbeltiere, 6658 terrestrische Pflanzen und 724 terrestrische Pilze).

Im Rahmen des EU-Projektes DAISIE (Delivering Alien Invasive Species Inventory for Europe, 2005-2008) wurden schon mehr als 11 000 gebietsfremde Arten dokumentiert. Damit wurden und werden durch DAISIE neue Erkenntnisse aus dem Bereich der Biologischen Invasionen in Europa bereitgestellt. Invasive gebietsfremde Arten können zu einem starken Verlust der biologischen Vielfalt, aber auch zu ökonomischen Kosten und eingeschränkten Funktionen der beeinträchtigten Ökosysteme führen.

Nichtsdestotrotz ist die Mehrzahl der aufgeführten Arten nicht schädlich. Von den Arten, die Schäden hervorrufen können, verursachen 15 Prozent ökonomische Schäden und 15 Prozent beeinträchtigen die biologische Vielfalt (Umwelt, Lebensräume und einheimische Pflanzen, Tiere und Mikroorganismen).
Als gebietsfremde (oder exotische) Arten werden Arten bezeichnet, die von außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes durch direkte oder indirekte Hilfe des Menschen in ihr neues Areal eingeführt wurden.

Weitere fachliche Informationen:
Dr. Marten Winter/ Dr. Ingolf Kühn
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), Halle
Telefon: 0345-558-5316, -5311
http://www.ufz.de/index.php?en=7081
http://www.ufz.de/index.php?de=821
oder über
Tilo Arnhold (UFZ-Pressestelle)
Telefon: 0341-235-1635
www.ufz.de/index.php?de=640

Weiterführende Links:
Datenbank DAISIE (Delivering Alien Invasive Species Inventory for Europe)
http://www.europe-aliens.org/
NEOBIOTA-Konferenz in Pontevedra
http://neobiota2012.blogspot.co.uk/
INVASIONS
http://www.ufz.de/index.php?de=16302
Ungebetene Gäste (UFZ-Newsletter September 2009, S.1-3):
http://www.ufz.de/export/data/1/26515_ufz_newsletter_sep_09_.pdf

Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) erforschen Wissenschaftler die Ursachen und Folgen der weit reichenden Veränderungen der Umwelt. Sie befassen sich mit Wasserressourcen, biologischer Vielfalt, den Folgen des Klimawandels und Anpassungsmöglichkeiten, Umwelt- und Biotechnologien, Bioenergie, dem Verhalten von Chemikalien in der Umwelt, ihrer Wirkung auf die Gesundheit, Modellierung und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen. Ihr Leitmotiv: Unsere Forschung dient der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen und hilft, diese Lebensgrundlagen unter dem Einfluss des globalen Wandels langfristig zu sichern. Das UFZ beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle und Magdeburg 1000 Mitarbeiter. Es wird vom Bund sowie von Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziert.
http://www.ufz.de/

Die Helmholtz-Gemeinschaft leistet Beiträge zur Lösung großer und drängender Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft durch wissenschaftliche Spitzenleistungen in sechs Forschungsbereichen: Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Schlüsseltechnologien, Struktur der Materie, Verkehr und Weltraum. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit über 33.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 18 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 3,4 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Ihre Arbeit steht in der Tradition des Naturforschers Hermann von Helmholtz (1821-1894).

http://www.helmholtz.de

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