Kuratorium bewilligt rund 300.000 für Pilotprojekt

Darin soll der europäische Edelkrebs im Zentrum für Aquakulturforschung (ZAF) in geschlossenen Kreislaufanlagen nachhaltig gezüchtet werden. Das Projekt biete außerdem die Möglichkeit, den Krebs später – unterstützt von Naturschutzverbänden – in seinem angestammten Lebensraum wieder einzusetzen. In Deutschla nd sei der Edelkrebs durch verschmutzte Gewässer und weniger anspruchsvolle nordamerikanische Krebsarten in seiner Existenz bedroht. Brickwedde: „Früher war der Edelkrebs ein häufig vorkommender Speisekrebs. Heute ist er nur noch an handverlesenen Standorten zu finden.“

Heimische Krebsarten durch eingeschleppte Erreger bedroht
Durch den Gewässerausbau seien viele alte Lebensräume für den Edelkrebs (Astacus astacus) verloren gegangen, erklärte IMARE-Projektleiter Prof. Dr. Bela H. Buck, dessen Institut das Projekt mit dem Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) in Bremerhaven, dem Institut für Umweltwissenschaften der Universität Koblenz-Landau sowie der Poggenhagener Forellenteichwirtschaft und Edelkrebszucht Göckemeyer in Neustadt (Niedersachsen) durchführt. Zudem sei mit nordamerikanischen Krebsarten schon im 19. Jahrhundert die so genannte „Krebspest“ nach Europa eingeschleppt worden, eine tödlich verlaufende Pilzerkrankung. Die fremden Krebse seien gegen den Erreger immun, die einheimischen Flusskrebse diesem jedoch schutzlos ausgeliefert. „Der Errege r hat sich mit dem Vorrücken der neuen Krebsarten in ganz Europa verbreitet und viele europäische Flusskrebsvorkommen komplett ausgelöscht“, sagte er weiter.
Zucht in geschlossene Kreislaufanlagen vorantreiben
Der europäische Flusskrebs sei zudem ein hochwertiger Speisekrebs, betonte Buck. Da es in Deutschland kaum noch natürliche Vorkommen gebe, die tatsächlich nutzbar seien, müsse eine Alternative gefunden werden, mit der die steigende Nachfrage gedeckt und verbliebene einheimische Krebsbestände wieder aufgestockt werden können. Im Projekt solle deshalb die Zucht in geschlossenen Kreislaufanlagen vorangetrieben werden. „In offenen Zuchtsystemen – wie Teichen – können sich Krankheiten leichter übertragen. Außerdem werden sie stark vom Wetter beeinflusst. Geschlossene Systeme bieten dagegen stabile und gut kontrollierbare Bedingungen“, so der Experte.
Erkenntnisse für Erhalt von Wildbeständen gewinnen
Kerngedanke des Projekts ist laut Buck der Ansatz „Schützen durch Nutzen“: „Aus der kontrollierten Aufzucht und dem Berücksichtigen von Tierschutzaspekten lassen sich neue Erkenntnisse für den Erhalt wildlebender Populationen gewinnen. Daraus können wir wiederum gezielte Schutz- und Entwicklungsmaßnahmen ableiten und den Raubbau an natürlichen Ressourcen eindämmen.“ Mit Hilfe eines artspezifischen Designs sollen Stoff- und Energieströme innerhalb der Anlage optimiert, verringert und anschließend in der Praxis getestet werden. Zur Vergleichbarkeit des neuen, geschlossenen Aquakultursystems wird die Zucht parallel in einem offenen Teichsystem protokolliert.
Zusammenarbeit mit Umweltverbänden verstärken
„Nach Projektabschluss wollen wir die gewonnenen Ergebnisse nutzen, um auch die Zusammenarbeit mit Umweltverbänden und Vereinen zu verstärken. Mit den nachhaltig gezüchteten, heimischen Krebsen können gemeinsame Wiederansiedlungsversuche unternommen werden, die die ökologische Vielfalt sichern“, sagte Buck.

Ansprechpartner für Fragen zum Projekt (AZ 28879): Prof. Dr. Bela H. Buck, Projektleiter, Telefon 0471/48311868, Telefax 0471/48312210

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