Kündigung lässt Frauen auf Kinder verzichten

Eine Kündigung bringt vor allem gut ausgebildete Frauen dazu, einen Kinderwunsch über mehrere Jahre nach hinten zu verschieben und oft auch ganz auf eigene Kinder zu verzichten.

Das zeigt eine groß angelegte Studie am Institut für Volkswirtschaftslehre der Universität Linz, die vom Wissenschaftsfonds FWF unterstützt wurde. Die Forscher werteten Sozialversicherungs-Daten von über 200.000 Frauen aus, die sich innerhalb von drei Jahrzehnten in einem Anstellungsverhältnis befunden hatten. Mehrere Tausend davon verloren ihren Job aufgrund eines Firmenkonkurses. Aussagen erhielten die Forscher, indem sie „statistische Zwillinge“ bildeten, die sich in allen beobachtbaren Faktoren mit Ausnahme der Kündigung ähneln.

Der Verlust des Arbeitsplatzes lässt bei Frauen die Geburtenzahl um fünf bis zehn Prozent zurückgehen, so das Ergebnis. Dieser Effekt ist jedoch nicht kurzfristig, sondern sogar noch neun Jahre nach der Kündigung feststellbar. Besonders drastisch wirkt sich eine Kündigung bei Frauen aus, die gut ausgebildet sind und beim letzten Arbeitgeber besonders hohe Gehaltszuwächse erzielen konnten. Hier betrug der Geburtenrückgang im Vergleich zur nicht-gekündigten statistischen Zwillingspartnerin ganze 25 Prozent über einen Zeitraum von sechs Jahren. Stärker betroffen sind Frauen auch, wenn sie zum Zeitpunkt der Kündigung noch kinderlos sind. „Bei Arbeiterinnen ohne Karriereoptionen stellten wir hingegen keinen Einfluss der Kündigung auf die Geburtenzahl fest“, berichtet Studienleiter Rudolf Winter-Ebner im pressetext-Interview.

Das Aufschieben des Kinderwunsches sei weder nur auf den Kündigungsschock als nur auf finanzielle Aspekte zurückzuführen, betont Winter-Ebmer. „Die meisten der untersuchten Frauen hatten relativ bald wieder eine Arbeit gefunden. Allerdings sind Berufseinsteigerinnen oft mit mehr Arbeit konfrontiert und müssen sich erst wieder ein neues berufliches Netzwerk erarbeiten. Das kostet Zeit und Energie“, vermutet der Volkswirtschaftler. Die Konsequenz sei in vielen Fällen sogar die gänzliche Kinderlosigkeit. „Ein einst gehegter Kinderwunsch wird infolge einer Kündigung gedanklich einige Jahre nach hinten geschoben. In dieser Zeit ändert sich jedoch die Umgebung, und so bedeutet aufgeschoben oft ganz aufgehoben.“

Wichtig seien die Ergebnisse vor allem für die politische Diskussion um die Vereinbarkeit von Familie und Karriere. „Gezeigt wurde vor allem die Bedeutung von Stabilität und Planbarkeit der Karriere. Atypische Beschäftigungsformen und Zeitverträge sind in diesem Zusammenhang als problematisch anzusehen, da sich Frauen so nicht auf einen stabilen Karrierepfad einstellen können“, so Winter-Ebmer.

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Johannes Pernsteiner pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.econ.jku.at

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