Kreditkarten-Blase: Neue Gefahr für Finanzwelt

Dem ohnehin am Boden liegenden Finanzsystem droht nach dem Platzen der Immobilien-Blase der nächste Mrd.-Schock. Mit ungedeckten Forderungen aus Kreditkartenverträgen stehe US-Banken eine zweite große Abschreibungswelle bevor.

Wie der Tagesspiegel berichtet, könnte das Ausfallrisiko ähnliche Dimensionen annehmen wie im Fall der geplatzten Hypotheken. Die Abwärtsspirale der US-Konjunktur verstärkt die Gefahr eines Totalausfalls bei Kreditkarten-Schulden zusätzlich. Im Falle einer tiefen Rezession und einem damit verbundenen Anstieg der Arbeitslosenzahlen seien überschuldete US-Verbraucher nicht mehr in der Lage, die Rückzahlungen zu leisten.

Bereits im Sommer des Vorjahres überschritt der Schuldenstand der US-Bürger bei Kreditkarten die Marke von 900 Mrd. Dollar. „Es sind mit Sicherheit nicht alle betroffenen US-Haushalte davon bedroht, die ausstehenden Schulden nicht mehr begleichen zu können. Eine angesichts der steigenden Schuldenlast voraussichtlich restriktivere Kreditkartenausgabe durch die Banken würde jedoch einen zusätzlichen Dämpfer für die US-Konjunktur mit sich bringen“, meint Stefan Kooths, Konjunkturexperte des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), im Gespräch mit pressetext. Andererseits sei dieser Schritt mittelfristig ohnehin unvermeidbar, „wird allerdings zu einem für die Wirtschaft denkbar ungünstigen Zeitpunkt erforderlich“, unterstreicht der Experte.

Hierzulande sei ein ähnliches Szenario undenkbar, was auf die vergleichsweise geringe Finanzierung des Konsums durch Kredite zurückzuführen ist. „Konsumkredite sind in Deutschland rückläufig“, erklärt Kooths gegenüber pressetext. Neben den Kreditkartenschulden sollen sich in den USA etwa Autokredite mit einem Volumen von rund 100 Mrd. Dollar als „faul“ erweisen. Dem Wall Street Journal zufolge werden in einem durchschnittlichen US-Haushalt pro verdientem Dollar 15 Cent für die Rückzahlung von Hypotheken, Autokrediten, Kreditkarten- oder anderen Schulden aufgewendet.

Die drohende Rückzahlungsunfähigkeit von Kreditkartenschulden könne sich – wie im Fall der Hypothekenkredite – auf das gesamte Finanzsystem auswirken. So hätten viele Kreditkartenanbieter und Banken ihre Forderungen gebündelt und weiterverkauft. „Wie bei den Ramschhypotheken wurden dabei Risiken gemischt und in komplizierte und intransparente Wertpapiere umgewandelt“, schreibt der Tagesspiegel. Angaben der Ratingagentur Moody's zufolge beträgt das Volumen der Anlageprodukte, die auf Forderungen aus US-Kreditkarten basieren, bis zu 450 Mrd. Dollar.

Die Risiken forderungsbesicherter Wertpapiere (Asset Backed Securities) würden zwar aus den Bilanzen einiger Finanzinstitute verschwinden, nicht aber aus dem Finanzsystem insgesamt. Ein Platzen der Kredite, die diesen Papieren zugrunde liegen, könne erneut eine gefährliche Kettenreaktion auslösen.

Media Contact

Manuel Haglmüller pressetext.deutschland

Weitere Informationen:

http://www.diw.de

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