Kontrastmittelaufnahme von Pflanzen nachgewiesen

Probenentnahme am Berliner Teltowkanal / Kontrastmittel Gadolinium kann über Klärwasser in die Nahrungskette gelangen<br>Foto: BAM<br>

Dies ist das Ergebnis einer Untersuchung der BAM Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung. Wissenschaftler der BAM haben Kressepflanzen über mehrere Tage mit kontrastmittelhaltigem Gießwasser gegossen und das Kontrastmittel dann in den Blättern nachweisen können.

Gadolinium ist ein giftiges Metall, welches sich in Leber, Milz oder Knochen anreichern kann. Wenn es als Kontrastmittel bei der MRT in die Blutbahn gespritzt wird, ist es deshalb in eine chemische Hülle verpackt. Die Verbindung scheiden die Patienten ohne größere Nebenwirkungen dann rasch wieder aus.

Eingesetzt wird es, um verschiedene Gewebe kontrastreich abbilden zu können. Seit einigen Jahren vermutet man, dass die Einnahme von Gadolinium basierten Kontrastmitteln in seltenen Fällen zu einer krankhaften Vermehrung des Bindegewebes führen kann. Mediziner nennen diese Erkrankung Nephrogene Systemische Fibrose (NSF).

Die Erkrankung tritt vor allem bei Patienten mit einem Nierenschaden auf. Bei einer chronischen Nierenerkrankung leiden diese oft unter einem Eisenmangel. Durch die Einnahme von eisenhaltigen Präparaten kommt es zu einer Art Wettbewerb zwischen den Metallen. Die Folge ist ein Abbau der Gadolinium-Komplexe und eine Freisetzung des giftigen Gadoliniums im Körper.

Über die Abwässer und Klärwerke gelangt das Kontrastmittel auch in die Oberflächengewässer. Denn in den Kläranlagen werde es nur zu etwa zehn Prozent herausgefiltert, schreiben die Wissenschaftler in der „GIT Labor-Fachzeitschrift“*. So können die Gadoliniumverbindungen in Flüsse und Seen und letztendlich dann auch ins Grundwasser gelangen.

Auf 1000 Einwohner in Deutschland kommen jedes Jahr etwa 100 MRT-Untersuchungen. Tendenz steigend. „Es wird geschätzt, dass 1100 Kilogramm der Gadolinium-Komplexe über die Abwässer jedes Jahr in Deutschland in die Umwelt freigesetzt werden können“, sagt Norbert Jakubowski von der BAM. Doch bisher war unklar, ob es über das Wasser auch in die Nahrungskette gelangen kann. Dies konnten nun die BAM-Wissenschaftler erstmals an Kresse zeigen: „Das Kontrastmittel wird über das Wurzelsystem von den Pflanzen aufgenommen, und reichert sich dort an, und zwar unverändert“, so Jakubowski weiter.

Die Untersuchungen zeigen, wie leicht das oder genauer die Kontrastmittel in die Nahrungskette gelangen können. Denn auf dem Markt ist eine Reihe dieser Kontrastmittel, die sich zwar in ihrer chemischen Struktur unterscheiden, als zentralen Kern aber immer ein Gadolinium-Ion enthalten. Die empfindlichen Analysemethoden an der BAM ermöglichen auch eine Unterscheidung dieser verschiedenen Kontrastmittelkomplexe.

„Die in den Blättern gefundene Konzentration entsprach der Konzentration im Gießwasser“, berichtet Norbert Jakubowski. Die Wissenschaftler hatten die Pflanzen mit Wasser gegossen, das verschiedene Kontrastmittel mit Gadolinium enthielt. „In den Pflanzenextrakten konnten wir alle verwendeten Kontrastmittel nachweisen“, berichtet Jakubowski. Über Verbleib, Abbau und Anreicherung der Kontrastmittel in der Umwelt ist bis heute recht wenig bekannt. „Wir sehen hier Forschungsbedarf“, sagt Jakubowski.

*GIT Labor-Fachzeitschrift 7/2013, S.434-436

Kontakt:
Dr. rer. nat. Norbert Jakubowski
Abteilung 1 Analytische Chemie; Referenzmaterialien
E-Mail: norbert.jakubowski@bam.de

Media Contact

Dr. Ulrike Rockland idw

Weitere Informationen:

http://www.bam.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Mehr Prozess- und Produktinnovationen in Deutschland als im EU-Durchschnitt

Mehr als jedes 3. Unternehmen (36 %) in Deutschland hat zwischen 2018 und 2020 (aktuellste Zahlen für die EU-Länder) neue Produkte entwickelt, Neuerungen von Wettbewerbern imitiert oder eigene Produkte weiterentwickelt….

Nanofasern befreien Wasser von gefährlichen Farbstoffen

Farbstoffe, wie sie zum Beispiel in der Textilindustrie verwendet werden, sind ein großes Umweltproblem. An der TU Wien entwickelte man nun effiziente Filter dafür – mit Hilfe von Zellulose-Abfällen. Abfall…

Entscheidender Durchbruch für die Batterieproduktion

Energie speichern und nutzen mit innovativen Schwefelkathoden. HU-Forschungsteam entwickelt Grundlagen für nachhaltige Batterietechnologie. Elektromobilität und portable elektronische Geräte wie Laptop und Handy sind ohne die Verwendung von Lithium-Ionen-Batterien undenkbar. Das…

Partner & Förderer