IAB: Arbeitslosenzahl von einer Million auf längere Sicht möglich

Wenn die nötigen Voraussetzungen geschaffen werden, könnte die Arbeitslosigkeit langfristig auf einen Wert zwischen zwei und drei Prozent sinken, sagt IAB-Forscher Enzo Weber. Das entspräche einer Arbeitslosenzahl von rund einer Million.

Dazu werde es aber keineswegs automatisch kommen, betont Weber. „Vielmehr bedarf es weiterer Anstrengungen vor allem im Bildungssystem und in der Arbeitsmarktpolitik sowie bei der Stärkung von Wettbewerb und wirtschaftlicher Dynamik, um die Voraussetzungen für Vollbeschäftigung zu schaffen“, erklärt der IAB-Forscher. Zudem unterstreicht Weber: „Die Vollbeschäftigungspolitik muss langfristig orientiert sein, unabhängig von aktuellen Konjunkturschwankungen.“

Als wichtigste Voraussetzung nennt Weber eine hohe Qualität des Bildungssystems. Vor allem müsse es gelingen, bildungsbenachteiligte Jugendliche besser zu integrieren und zu qualifizieren. „Eine erfolgreiche Politik in diesem Feld könnte die Lage auf dem Arbeitsmarkt mit den nachrückenden Jahrgängen schrittweise verbessern“, schreibt Arbeitsmarktforscher Weber.

In der Arbeitsmarktpolitik komme der Qualifizierung Arbeitsloser eine entscheidende Bedeutung zu, so Weber. Qualifizierung ermögliche es Arbeitsuchenden, den steigenden Anforderungen des Arbeitsmarktes gerecht zu werden. Hier gelte es, insbesondere Arbeitslose mit schlechteren Marktchancen zu erreichen. Bei diesem Ziel komme es auch auf eine intensive und individuelle Betreuung an.

Weber nutzt in seiner Studie zeitliche und räumliche Analysen. So vergleicht er beispielsweise die Zu- und Abgänge in Arbeitslosigkeit heute mit jenen in der Wirtschaftswunderzeit. Während sich die Zugänge in Arbeitslosigkeit kaum vermeiden lassen, sieht er durchaus Chancen, die Abgangsraten aus Arbeitslosigkeit wieder an die damaligen Werte anzunähern. Gelänge dies, sei eine Arbeitslosenquote von rund 2,5 Prozent erreichbar. „Dafür kommt es allerdings darauf an, dass die Probleme der strukturellen Arbeitslosigkeit gelöst werden können“, hält Weber fest.

Auch eine räumliche Betrachtung lässt Vollbeschäftigung als erreichbar erscheinen: Einige Arbeitsagenturbezirke in Süddeutschland wiesen im Jahr 2013 Arbeitslosenquoten nahe oder sogar unter drei Prozent auf. Spitzenreiter waren Ingolstadt mit 2,3, Freising mit 2,4 und Donauwörth mit 2,8 Prozent. „Auch heute sind also in Deutschland, zumindest regionalspezifisch, Arbeitslosenquoten im Bereich der Vollbeschäftigung möglich“, argumentiert Weber.

http://doku.iab.de/kurzber/2014/kb1514.pdf

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Wolfgang Braun idw - Informationsdienst Wissenschaft

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