Handy-Prozessoren simulieren menschliches Gehirn
Computeringenieure suchen schon seit einiger Zeit nach Mitteln und Wegen, um die enorme „Rechenpower“ des menschlichen Gehirns simulieren zu können.
Um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, haben britische Forscher nun einen besonders kreativen Ansatz präsentiert: Für ihr künstliches Gehirn setzen sie auf herkömmliche Prozessoren aus handelsüblichen Smartphone-Handys. Insgesamt 50.000 derartiger Standard-Chips sollen dabei zu einem einzigen Siliziumhirn verschmelzen, das der Vorstellung der Wissenschaftler zufolge in Zukunft auch eigenständig „denken“ und „lernen“ können wird.
„Wenn wir Computer verwenden wollen, die auch nur einen Bruchteil der Flexibilität des menschlichen Gehirns schaffen, müssen wir auf kostengünstige, praktikable Low-Power-Komponenten setzen“, gibt sich Steve Furber, Computerwissenschaftler an der University of Manchester http://www.manchester.ac.uk , gegenüber dem NewScientist überzeugt. Im Rahmen seines „Spinnaker“ (Spiking Neural Network Architecture) getauften Simulationsprojekts kämen deshalb ausschließlich gewöhnliche, serienmäßig produzierte Komponenten mit relativ geringer Leistung zum Einsatz.
Warten auf Taiwan-Chips
Derzeit befinden sich die Prozessoren, die Furber und sein Team zu einem künstlichen Gehirn verbinden wollen, aber noch in der Fertigung bei einem Chip-Hersteller in Taiwan. Die bestellten Chips beinhalten jeweils 20 Prozessorkerne, die wiederum jeweils 1.000 Neuronen des biologischen Gehirns simulieren sollen. Um die Zielvorgabe von einer Mrd. simulierten Neuronen erreichen zu können, sind deshalb insgesamt gerechnet 50.000 Einzelchips notwendig.
Bis die Chip-Lieferung aus Taiwan in Manchester eintrifft, überbrücken die Computerwissenschaftler die Wartezeit mit der Entwicklung einer abgespeckten „Spinnaker“-Version. Diese schafft es zwar lediglich, 50 Neuronen zu simulieren, liegt aber bereits in einer ersten Prototypform vor. „Wir hoffen, zu einem späteren Zeitpunkt dieses Jahres bereits eine funktionierende 10.000-Prozessor-Version präsentieren zu können“, erklärt Furber.
Experten eher skeptisch
Ob es Furber und seinem Forscherteam letztendlich tatsächlich gelingen wird, die enorme „Rechenleistung“ eines menschlichen Gehirns mit Standard-Handy-Prozessoren zu simulieren, bleibt zunächst also unklar. Experten wie Henry Markram, Direktor des „Blue Brain“-Projekts an der École Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL) in der Schweiz (pressetext berichtete: http://www.pressetext.com/news/090724003/), geben sich diesbezüglich jedenfalls eher skeptisch: „Furber wird an die Abbildung aller Besonderheiten echter Neuronen nicht herankommen.“
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