Gentest zur besseren Vorsorge bei Gebärmutterhalskrebs

An einem Zervixkarzinom oder Gebärmutterhalskrebs erkranken jährlich etwa 500.000 Frauen, 250.000 sterben an der Erkrankung, deren Heilungschancen bei frühzeitiger Diagnose fast 100% betragen. Die bestehenden Vorsorgetests aber werden nur lückenhaft in Anspruch genommen und haben oft unklare Ergebnisse, die weitere, oft teure und verunsichernde Untersuchungen nach sich ziehen.

Nur die Hälfte aller Frauen lässt jährlich einen sogenannten Pap-Test vornehmen, bei dem Zellen aus einem Abstrich mikroskopisch auf Krebsvorstufen untersucht werden. Der DNA-Test von Abstrichzellen auf die Erbsubstanz von Papilloma-Viren liefert zwar ein eindeutiges Resultat, aber nur bei jeder sechsten Patientin mit einer Viren-Infektion liegen eine Krebsvorstufe oder ein Karzinom vor.

„Auf der Suche nach verlässlichen molekularbiologischen Hinweisen für Krebszellen oder deren Vorstufen fanden wir in solchen Zellen Gene, die sich von den entsprechenden Genen in gesunden Zellen durch ein charakteristisches Methylierungsmuster unterschieden“, beschreibt Professor Matthias Dürst den Erfolg eines früheren EU-Forschungsprojektes seiner Arbeitsgruppe an der Jenaer Unifrauenklinik. Methylierung stellt eine chemische Modifikation von DNA dar und beeinflusst die Aktivität von Genen. Nach dem Abgleich mehrerer Hundert Zellproben von gesunden Frauen, Patientinnen mit Krebsvorstufen und solchen mit Zervixkarzinom kennen die Molekularbiologen um Professor Dürst inzwischen sechs Markergene.

Die Patentanmeldung für die Anwendung dieser spezifischen Markergene in der Diagnostik ist das Grundkapital für die Ausgründung eines Unternehmens, die das Bundesministerium für Wirtschaft in seinem EXIST-Forschungstransferprogramm fördert. „In der im Juli startenden ersten Projektphase wollen wir das Verfahren noch verbessern und validieren“, umreißt Dr. Alfred Hansel den Arbeitsplan. „Zur Zeit können wir mit unserem Test 90% aller Vorstufen und 91% aller Zervixkarzinome identifizieren, wobei die Falsch-Positiv-Rate äußerst gering ist“, so der Biologe, der das Projekt leitet. Im kommenden Jahr soll dann die onCGnostics GmbH gegründet werden, die den Test als Diagnostik-Kit oder Lizenz an Diagnostiklabore vermarkten will. Geplant ist auch, das Verfahren weiterzuentwickeln und das Prinzip an anderen Tumorarten zu testen.

„Von einem einfach durchzuführenden Test mit hoher Empfindlichkeit und großer Genauigkeit würden die Frauen sehr profitieren“, so Prof. Dr. Ingo Runnebaum, Direktor der Abteilung Gynäkologie an der Unifrauenklinik in Jena. „Im Frühstadium lässt sich Gebärmutterhalskrebs sehr gut behandeln, häufig können wir den Frauen sogar die Fähigkeit, Mutter zu werden, erhalten.“

Kontakt:
Prof. Dr. Matthias Dürst, Dr. Alfred Hansel
Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Jena
Tel. 03641 933 720, -544
E-Mail: matthias.duerst[at]med.uni-jena.de, alfred.hansel[at]med.uni-jena.de

Media Contact

Dr. Uta von der Gönna idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-jena.de

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