Genanalyse könnte Risikobestimmung für Speiseröhrenkrebs ermöglichen
Speiseröhrenkrebs (Ösophaguskarzinom) ist in der westlichen Welt die achthäufigste Tumorerkrankung. Eine Unterform, das Adenokarzenom, ist jene Krebsart, die in den vergangenen zehn Jahren den stärksten relativen Anstieg, nämlich um rund 600 Prozent bei Männern und bis zu 380 Prozent bei Frauen, verzeichnete.
Stärkster Risikofaktor für den Speiseröhrenkrebs ist Sodbrennen (Reflux), also der Rückfluss von saurer und galliger Magenflüssigkeit in die Speiseröhre. Wenn der Reflux unbehandelt bleibt, kann er zu genetischen Veränderungen in der Schleimhaut und somit langfristig zum Ausbruch der Krankheit führen.
Eine Vorstufe des Adenokarzinoms ist der sogenannte Barrett-Ösophagus, der ebenfalls schon Mutationen in der Schleimhaut aufweist. In 0,5 Prozent der Fälle entsteht aus dem Barrett-Ösophagus Speiseröhrenkrebs. Um einem bösartigen Verlauf vorzubeugen, empfehlen ÄrztInnen standardmäßig die Entfernung dieser Schleimhautveränderung.
Schaltmodule für die Tumorentstehung
Da nicht alle Fälle von Barrett-Ösophagus bösartig werden, ist es für die behandelnden ÄrztInnen wichtig, dass es verlässliche Indikatoren (sog. Biomarker) gibt, die es ermöglichen abzuschätzen, ob sich aus der noch harmlosen Veränderung ein Tumor entwickeln wird. Sebastian Schoppmann von der Universitätsklinik für Chirurgie der MedUni Wien und des AKH Wien, Leiter der CCC-GET und einer der Leiter der Studie:
„In der vorliegenden Arbeit haben wir mit Hilfe eines Gentests die Rolle von molekularbiologischen Schaltmodulen für dieses Tumorgeschehen, der sogenannten miRNA, im betroffenen Gewebe untersucht. Unsere Ergebnisse zeigen, dass sich die miRNA-Profile von Speiseröhrenkrebs tatsächlich vom Barrett-Ösophagus unterscheiden.“
Risikoabschätzung und kostengünstigere Krankheitskontrolle
Die Studienergebnisse legen nahe, dass man aufgrund des Vorhandenseins bestimmter miRNA abschätzen kann, ob sich aus der vorliegenden Schleimhautveränderung eine bösartige Erkrankung entwickeln wird. Damit könnte man PatientInnen die belastende Entfernung des Barrett-Ösophagus ersparen und die Verlaufskontrollen der Erkrankung kostengünstiger gestalten.
Internationale Top-Kooperation
Alle 300 PatientInnen, die an der Studie teilgenommen haben, wurden von der CCC-GET Unit der MedUni Wien und des AKH Wien eingebracht. Schoppmann: „Die Kooperation mit den National Institutes of Health und der Johns Hopkins Universität, beide sehr renommierte Einrichtungen in den USA, ist ein großer Erfolg. Die Zusammenarbeit zeigt nicht nur, welche Expertise wir uns in den letzten Jahren erarbeitet haben, sondern auch, dass diese auch in internationalen Fachkreisen anerkannt wird.“
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