Flexibilität im Compoundierprozess

Verringerte Lagerhaltung von Rohstoffen und Compounds einerseits, immer kurzfristigere Auftragsanfragen durch den Kunden andererseits: Dieser zunehmende Trend erfordert eine flexible Produktion von kleineren Batchmengen und führt somit zu häufigen und schnellen Produkt- und Materialwechseln.

Wie Compoundeure, Maschinen- und Rohstoffhersteller den Anforderungen nach schnellen, innovativen und flexiblen Lösungen für ihre Prozesse und Produkte gerecht werden können, steht daher im Mittelpunkt der diesjährigen VDI-Tagung „Aufbereitungstechnik“. Sie findet am 23. und 24. November in Baden-Baden statt.

Aus dem Bereich der Compoundiermaschine und ihrem Umfeld werden Verfahren vorgestellt, mit denen neu entwickelte Produkte auf vorhandenen Anlagen hergestellt werden können. Zudem erfahren die Teilnehmer, wie sie vorhandene Anlagen modernisieren, wie sie bei der Rohstoffbereitstellung Kosten sparen können und wie sie durch moderne Messtechnik schnellere Anfahrprozesse und stabilere Produktionen erreichen. Ein eigener Vortragsblock widmet sich der werkstofflichen Flexibilisierung: „Rohstoffe aus Recyclingprozessen können einen Beitrag zur Kostensenkung leisten und Nachhaltigkeit in der Wertstoffkette demonstrieren, bergen aber auch Risiken und bringen Herausforderungen aus dem Stoffrecht mit sich“, sagt Tagungsleiter Dr.-Ing. Thomas Winkelmann (s. Interview).

Abgerundet wird das Programm durch einen Blick über den Tellerrand: Experten aus der Extrusion von Lebensmitteln und Kabelmassen zeigen innovative Verfahren, die auch in der Kunststoffaufbereitung von Interesse sein können.

Anmeldung und Programm unter www.vdi.de/aufbereitungstechnik oder über VDI Wissensforum Kundenzentrum, Postfach 10 11 39, 40002 Düsseldorf, E-Mail: wissensforum@vdi.de, Telefon: +49 (0) 211 62 14-2 01, Telefax: -1 54.

Interview mit dem Tagungsleiter Dr.-Ing. Thomas Winkelmann, Leiter Verfahrenstechnik Zweischneckenextruder bei KraussMaffei Berstorff.

Dr.-Ing. Thomas Winkelmann, KraussMaffei Berstorff GmbH, leitet die 36. VDI-Jahrestagung „Aufbereitungstechnik“.

Herr Dr. Winkelmann, wie entwickelt sich der Markt im Bereich der Aufbereitungstechnik?

Nach der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise zeigen viele Kennzahlen in der Kunststofferzeugung, -aufbereitung und

-verarbeitung einen sehr ermutigenden Aufwärtstrend. Compoundeure erreichen wieder gute Auslastungen der Anlagen. Rohstoffhersteller sind vereinzelt in der Lage, ihre Preise zu erhöhen und es ergeben sich längere Lieferzeiten für Produkte. Die Investitionen in Maschinen und Anlagen für die Compoundierung finden zurzeit verstärkt in Schwellenländern, insbesondere in China und Indien statt. In Europa ist man noch sehr zurückhaltend und abwartend, ob sich die positiven Trends als nachhaltig erweisen. Erst wenn dies über einen ausreichend langen Zeitraum der Fall ist, kann man davon sprechen, dass die Krise überwunden ist. Und dann werden auch wieder Investitionen in Europa getätigt werden.

Welche Rolle spielen deutsche Anbieter im internationalen Wettbewerb?

Die deutschen Anbieter haben sich in der Krise behaupten können, unterstützt durch zahlreiche interne und externe Maßnahmen und Restrukturierungen. Die deutsche Kunststoffindustrie ist weiterhin die Nr. 1 in Europa. Kennzeichnend sind die hohe Qualität und Innovationskraft ihrer Produkte.

Welche Trends beobachten Sie hinsichtlich neuer Materialien, Anwendungen und Technologien?

Kunststoffe erobern durch ihre vielen Vorteile immer mehr Anwendungen und Wertschöpfungsanteile gegenüber etablierten Werkstoffen wie Stahl oder Leichtmetallen. Möglich macht dies ihr gutes Verhältnis von geringem Gewicht zu den durch die Aufbereitung optimal einstellbaren Eigenschaften. Trends wie beispielsweise die Urbanisierung und die Forderung des Energiesparens gepaart mit dem starken Bedarfswachstum in den Schwellenländern werden die Entwicklung von neuen Compounds und neuen Verarbeitungstechnologien weiter vorantreiben.

Welchen Anforderungen haben Compoundeure heute besonders Rechnung zu tragen?

Eine Herausforderung ist die durchweg verringerte Lagerhaltung von Rohstoffen und Compounds. Der Kunde bestellt das Compound zu dem Zeitpunkt, wenn er das Produkt braucht und in der Menge, in der es braucht. Dies erfordert eine flexible Produktion von zeitweise kleinen Batchmengen und führt somit zu häufigen und schnellen Produkt- bzw. Materialwechseln.

Welche Highlights werden auf der Tagung präsentiert?

Der Schwerpunkt der Tagung befasst sich mit den genannten Anforderungen an Compoundeure, Maschinen- und Rohstoffhersteller, nach schnellen, innovativen und flexiblen Möglichkeiten und Lösungen für ihre jeweiligen Produkte. Aus dem Bereich der Compoundiermaschine und seinem Umfeld werden Verfahren dargestellt, wie neu entwickelte Compounds und Produkte auf vorhandenen Anlagen hergestellt werden können, was man beachten sollte, wenn man vorhandene Anlagen modernisiert und aufrüstet, wie man bei der Rohstoffbereitstellung Kosten sparen kann und wie durch moderne Messtechnik schnellere Anfahrprozesse und stabilere Produktionen ermöglicht werden. Rohstoffe aus Recyclingprozessen können einen Beitrag zur Kostensenkung leisten und Nachhaltigkeit in der Wertstoffkette demonstrieren, bergen aber auch Risiken und bringen Herausforderungen aus dem Stoffrecht mit sich. Zudem stellt sich die Frage nach ihrer sicheren sowie gleichartigen Verfügbarkeit. Ein Blick über den Tellerrand der Compoundierung hinaus in die Extrusion von Lebensmitteln und Kabelmassen zeigt Ansätze und Verfahren, die auch in der Kunststoffaufbereitung von Interesse sein können.

An welche Zielgruppe richtet sich die Tagung?

Die Tagung richtet sich insbesondere an die Hersteller von Compounds, die sich in dem jetzigen Marktumfeld schnell und flexibel bei hohem Kostendruck an die Forderungen ihrer Kunden anpassen müssen. Hier sind in erster Linie ihre Entwicklungs-, Verfahrens- und Produktionsingenieure angesprochen. Des Weiteren richten sich die Themen der Tagung auch an die Hersteller von Compoundiermaschinen und Anlagenteilen des Umfeldes von Compoundieranlagen. Nicht zuletzt finden Rohstofflieferanten aus dem Bereich der Polymere, aber auch aus dem Bereich der Additiv-, Füll- und Verstärkungsstoffe, Informationen und Anregungen aus der Aufbereitungstechnik.

Vita
Thomas Winkelmann (44) studierte Maschinenbau mit den Schwerpunkten Kunststoff- und Verfahrenstechnik an der Universität Paderborn. Seine folgende mehrjährige wissenschaftliche Tätigkeit am dortigen Institut für Energie- und Verfahrenstechnik schloss er 2000 mit seiner Promotion ab. Thema der Arbeit waren Transport- und Mischvorgänge im Mehrschneckenextruder. 1997 begann er bei der heutigen KraussMaffei Berstorff in Hannover als Verfahrensingenieur. 2000 übernahm er die Leitung des Technikums, seit 2001 zusätzlich die Verantwortung für die Verfahrenstechnik im Bereich Zweischneckenextruder. Zudem ist er seit 2008 stellvertretender Leiter des Produktbereiches Zweischneckenextruder.

Über das VDI Wissensforum

Das VDI Wissensforum mit Sitz in Düsseldorf ist seit mehr als 50 Jahren einer der führenden Weiterbildungsspezialisten für Ingenieure sowie für Fach- und Führungskräfte im technischen Umfeld. Die fast 1.000 Veranstaltungen im Jahr decken alle relevanten Branchen ab. Das Angebot reicht von Seminaren und Technikforen über modulare Lehrgänge mit abschließender Zertifizierung bis zu Fachtagungen und Kongressen. Dabei gewähren permanente Marktrecherche, ein großes Expertennetzwerk und das ausgeprägte Know-how des VDI (Verein Deutscher Ingenieure) die hohe Qualität der Veranstaltungen.

Media Contact

Nora Kraft VDI

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Veranstaltungsnachrichten

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Druck- und Temperaturmessung im Wälzkontakt

… unter Mischreibung dank innovativem Dünnschicht-Multisensor. Die Messung von Druck und Temperatur spielt eine entscheidende Rolle in verschiedenen technischen Anwendungen von Wälzlagern über Verzahnungen bis hin zu Dichtungen. Vor allem…

Wie Zellen die Kurve kriegen

Die Krümmung einer Oberfläche bestimmt das Bewegungsverhalten von Zellen. Sie bewegen sich bevorzugt entlang von Tälern oder Rillen, während sie Erhebungen meiden. Mit diesen Erkenntnissen unter Beteiligung des Max-Planck-Instituts für…

Herzinsuffizienz: Zwei Jahre mit Herzpflaster

Patient berichtet über Erfahrungen. Weltweit einzigartig: Patient*innen mit Herzschwäche wurde im Rahmen einer Studie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) im Labor gezüchtetes Herzgewebe implantiert. Das sogenannte…

Partner & Förderer