Endpunkt Europa: Kunst an Bord der MS Wissenschaft

Die Visualisierung zeigt den nördlichsten Punkt des europäischen Festlandes, Kinnarodden in Norwegen, und den südlichsten Punkt in Tarifa, Spanien. Endpunkt Europa – Visualisierung, Felix Kiessling

Wenn das Ausstellungsschiff MS Wissenschaft am 24. April 2017 in Bonn startet, wird als Teil der Mitmach-Ausstellung auch der Gewinnerbeitrag des Kunstwettbewerbs „Meere und Ozeane“ mit an Bord sein. Bei dem mit 6000 Euro dotierten Wettbewerb wurden künstlerische Arbeiten gesucht, die an der Schnittstelle von Wissenschaft und Kunst aktuelle Forschungsfragen, wichtige Entdeckungen oder historische Aspekte rund um Meere und Ozeane aufgreifen. Unter 178 Einreichungen wählte die fünfköpfige Jury die Arbeit „Endpunkt Europa“ von Felix Kiessling aus.

In seiner Arbeit beschäftigt sich Felix Kiessling mit der Frage, was genau eine Küste ist. Als Schnittstelle zwischen Land und Meer ist sie beides zugleich, eine exakte Grenze ist nicht sichtbar. Die Bestimmung eines Punktes oder einer Länge ist immer abhängig von der Feinheit der Messung. Eine feinere Messung führt zu einer größeren Küstenlänge, weil mehr Details in Betracht gezogen werden.

Der Künstler begibt sich in seiner Arbeit auf die Suche nach den äußersten Punkten Europas. Er legt einen Zipfel Küste fest, entnimmt ein Sandkorn und definiert es als vermeintlich nördlichstes und südlichstes Ende Europas. Die Suche nach dem Ende geht weiter: Das Sandkorn wird mit einem Elektronenmikroskop untersucht. In der Kleinheit seiner Struktur nähern wir uns seinem äußersten Endpunkt weiter an. Felix Kiessling ermöglicht es dem Betrachter einen Punkt zu bereisen, den es eigentlich nicht gibt.

Die Visualisierung zeigt den nördlichsten Punkt des europäischen Festlandes, Kinnarodden in Norwegen, und den südlichsten Punkt in Tarifa, Spanien. Die Visualisierung kann unter Nennung der Quelle, Endpunkt Europa – Visualisierung, Felix Kiessling, verwendet werden.

Die Jury wählte den Entwurf von Felix Kiessling wegen seiner herausragenden künstlerischen Qualität. Der Künstler hinterfragt auf vielschichtige Weise die Illusion menschlicher Wahrnehmung. Die exakte Vermessung Europas wird ebenso in Frage gestellt wie politische, wissenschaftliche und künstlerische Methoden, Grenzen zu definieren.

Mit der Bestimmung der Endpunkte nimmt die Arbeit spielerisch Bezug auf naturwissenschaftliche Exaktheit. Die Nutzung der Elektronenmikroskopie stellt zudem einen Transfer aus dem Technologie-Bereich dar, so dass in Kiesslings Entwurf Kunst, Wissenschaft und Technik miteinander in Austausch treten. Im Titel schwingen politische Aspekte von Europa als Zufluchtsort vieler Verfolgter mit, der sich nicht immer als solcher bewahrheitet.

Nicht zuletzt berührt die Arbeit die Gefühle der Betrachter über das Reisen und der mit ihr verbundenen Sehnsucht, neue Orte zu entdecken. Hier schließt sich der Kreis zur Erforschung von Meeren und Ozeanen, die immer mit Expeditionen ins Unbekannte verbunden sind.

Felix Kiessling (*1980) lebt und arbeitet in Berlin. 2014 hat er als Meisterschüler bei Olafur Eliasson am Institut für Raumexperimente und der Universität der Künste Berlin sein Studium abgeschlossen. In seinen konzeptuellen, oft wissenschaftlichen Arbeiten, hinterfragt der Künstler die Grenzen und Parameter der menschlichen Wahrnehmung. Präzision und Skalierung sind grundlegend für die Arbeiten von Felix Kiessling.

Zwischen April und Oktober 2017 legt die MS Wissenschaft in über 40 Städten in Deutschland und Österreich an. Nach dem Start in Bonn fährt sie rheinaufwärts nach Koblenz. Weitere Stationen sind unter anderem Saarbrücken, Karlsruhe, Stuttgart, Frankfurt am Main, Würzburg, Passau und Linz (Österreich). Die Arbeit von Felix Kiessling ergänzt dabei die rund 30 wissenschaftlichen Mitmach-Exponate um einen künstlerischen Blick auf das Ausstellungsthema.

Mehr Informationen und den kompletten Tourplan der MS Wissenschaft (online ab Ende Februar) gibt es auf der Webseite www.ms-wissenschaft.de.

http://www.ms-wissenschaft.de
http://www.wissenschaftsjahr.de

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Dorothee Menhart idw - Informationsdienst Wissenschaft

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