Eileiteroperation unter Mikroskop für erfüllten Kinderwunsch

Einer der häufigsten Gründe für die Unfruchtbarkeit bei Frauen ist der Verschluss der Eileiter. Verwachsungen oder Entzündungen hindern die reifen Eizellen daran, ihren Weg in Richtung Gebärmutter anzutreten – eine wichtige Voraussetzung, um schwanger werden zu können.

Für die betroffenen Frauen ist damit der Kinderwunsch ohne ärztliche Hilfe unerfüllbar, oft bleibt nur der Weg einer künstlichen Befruchtung. Ein oft psychisch belastendes und durch die neuen Regelungen zur Kostenübernahme durch die Kassen inzwischen sehr teures Verfahren.

Die Alternative, eine Operation der Eileiter zu ihrer Wiederherstellung, stellt die Chirurgen vor große Herausforderungen. „Die Eileiter haben einen Durchmesser von nur zwei Millimetern“, erläutert Prof. Dr. Ingo Runnebaum, Leiter der Fortpflanzungsmedizin und geschäftsführender Direktor der Frauenklinik am Universitätsklinikum Jena (UKJ). „Der Operateur muss nun diese kleinste Öffnung so wieder vernähen, dass die befruchtete Eizelle diese problemlos auf ihrem Weg passieren kann, ohne aufgehalten zu werden – denn sonst würde es zu einer Eileiterschwangerschaft kommen.“

Die Jenaer Chirurgen setzen dafür jetzt eine spezielle mikrochirurgische Technik ein, indem sie unter einem Mikroskop operieren. „Damit können wir noch feiner arbeiten, und beispielsweise auch angeborene Unterbrechungen der Eileiter beseitigen“, so Runnebaum. In dieser Woche haben die Jenaer Gynäkologen erstmals einen Eingriff mit dem neuen Verfahren durchgeführt. „Dank dieser Technik können wir jetzt vielen Frauen die Hoffnung auf einen erfüllten Kinderwunsch wiedergeben, indem wir die Fruchtbarkeit wiederherstellen“, sagt Prof. Dr. Ingo Runnebaum. Vergleichende Studien hätten bereits gezeigt, dass nach diesem Operationsverfahren die Chancen für eine Schwangerschaft sogar größer sind als bei einer künstlichen Befruchtung.

Verursacht werden Verschlüsse der Eileiter in 40 Prozent durch Entzündungen, die durch sexuell übertragene Infektionen mit Chlamydien und Mykoplasmen ausgelöst werden. Diese Infektionen sind in Europa die häufigsten sexuell übertragenen Krankheiten mit bakteriellen Ursachen, in Deutschland sind etwa 10 Prozent vor allem junger Frauen davon betroffen.

Bei ungewollter Kinderlosigkeit wird deshalb in der gynäkologischen Kinderwunschsprechstunde durch einen Bluttest auf Chlamydien-Antikörper und durch bildgebende Darstellung der Eileiter das Problem abgeklärt. Die Behandlung erfolgt dann entweder durch die künstliche Befruchtung oder das neue mikrochirurgische Operationsverfahren. „Vielen Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch ist heute wichtig, die Wahl zwischen beiden Behandlungsmöglichkeiten zu haben, um individuell entscheiden zu können“, so Prof. Runnebaum. Zudem werden die Kosten des operativen Verfahrens zur Wiederherstellung der Fruchtbarkeit durch die Krankenkassen übernommen, die Kosten für die künstliche Befruchtung jedoch nur zum Teil.

Die Kinderwunschsprechstunde des Jenaer Universitätsklinikums ist unter der Telefonnummer 03641-933529 erreichbar.

Ansprechpartner für die Presse:
Prof. Dr. Ingo B. Runnebaum
Geschäftsführender Direktor der Frauenklinik am Universitätsklinikum Jena
Tel.: 03641/933063
E-Mail: Direktion-gyn[at]med.uni-jena.de

Media Contact

Helena Reinhardt idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-jena.de

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