“Clichy-Batignolles”: ein neues Ökoviertel im Herzen von Paris

Bereits fertiggestellte Hochhäuser mit Holzfassade des Ostflügels © SST Allemagne / Sean Vavasseur

Das neue Viertel erstreckt sich über eine Fläche von 54 ha, davon 10 ha Park in der Mitte, und wird CO2-neutral sein. Entgegen der in Paris geltenden Vorschrift einer maximal zulässigen Gebäudehöhe von 37m dürfen in Clichy-Batignolles 50m hohe Gebäude entstehen.

Zudem werden alle Gebäude einen niedrigen Energieverbrauch aufweisen: Es wurde ein Zielwert von maximal 50 kWh/m2 pro Jahr festgelegt, der der aktuellen Wärmeverordnung in Frankreich entspricht (die sogenannte “RT2012”).

Für den Heizungsverbrauch wurde sogar der Zielwert von 15 kWh/m2 pro Jahr festgelegt (wie bei der deutschen “Passivhaus”-Zertifizierung). Der Pariser Justizpalast wird dort ein 160m hohes Gebäude beziehen. Es wird einen neuen Rekordwert für Hochhäuser mit einem maximalen Energieverbrauch von 75 kWh/m2 pro Jahr erreichen (zum Vergleich: die neuesten Hochhäuser des Pariser Geschäftsviertels La Défense verbrauchen circa 150 kWh/m2 pro Jahr).

Die Energieversorgung wird teilweise über Solaranlagen gewährleistet: 2020 sollen auf insgesamt 35 000 m2 Fläche (Dächer und Fassaden) Solarpanele installiert werden, die 3 500 MWh pro Jahr erzeugen.

Mit der Solarenergie sollen ungefähr 40% des gesamten Stromverbrauchs abgedeckt werden. Die Energie für die Heizung und die Warmwasserbereitung wird über Geothermie gewonnen. Zu diesem Zweck wird Clichy-Batignolles mit dem bereits vorhandenen Pariser Wärmenetz verbunden.

Um den Auto- und LKW-Verkehr im Viertel zu umgehen, werden zwei neue Metrohaltestellen gebaut, die die vollautomatisierte Linie 14 verlängern. Existierende Bus-, Straßenbahn- und Metro-Haltestellen liegen auch in der Nähe und ermöglichen es den Einwohnern von Clichy-Batignolles, in nur 20 Minuten die wichtigsten Bahnhöfe im Zentrum von Paris zu erreichen (Gare de Lyon, Gare Saint-Lazare, Châtelet-les-Halles).

Der Müll wird über eine automatisierte pneumatische Anlage entsorgt. Hierfür werden an öffentlichen Plätzen und in allen Gebäuden Anschlusspunkte installiert, sogenannte im Boden verankerte Müllsäulen. Der Müll wird angesaugt, verdichtet und drei Mal pro Woche per LKW entsorgt.

Ein großer Teil des Projekts ist schon fertiggestellt: der Park, die pneumatische Anlage, der Ostflügel etc. und die ersten Bewohner sind bereits 2012 eingezogen. 2020 sollen die letzten Gebäude eingeweiht werden. Das Projekt wurde durch öffentliche und private Investoren finanziert.

Weitere Informationen:

Quelle: Besuch des Redakteurs vor Ort (09.12.2015).

Redakteur: Sean Vavasseur, sean.vavasseur@diplomatie.gouv.fr

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Marie de Chalup Wissenschaft Frankreich

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