Blicksteuerung für Games im Anmarsch

Auf der Suche nach einem immer intensiveren und realitätsnäheren Spielerlebnis haben Computerwissenschaftler nun das menschliche Auge als besonders interessantes Hilfsmittel entdeckt.

Das Sinnesorgan, das beim Erleben von Computer- und Videospielen bislang nur eine passive Rolle eingenommen hat, könnte bald wesentlich aktiver zur direkten Steuerung des virtuellen Geschehens eingesetzt werden. Möglich werden soll das mithilfe einer neuartigen Blickerkennungs-Technologie, durch die sich deutlich schnellere Computer-Mensch-Interaktionen realisieren lassen, als durch heute erhältliche Controller-Systeme.

„Wenn das Auge einmal ein bestimmtes Ziel auf dem Bildschirm erkannt hat, zielt der Spieler bereits automatisch darauf“, fasst John Paulin Hansen von der IT University in Kopenhagen den zentralen Vorteil der als „Gaze-Tracking“ bezeichneten Technologie gegenüber dem NewScientist zusammen. Der auf diese Weise erzielte potenzielle Geschwindigkeitsgewinn bei der Steuerung von Computerspielen sei enorm und lasse konventionelle Game-Controller wie Joystick, Maus oder Touchscreen alt aussehen.

Kamera verfolgt Pupillenbewegung

Um diese Behauptung zu beweisen, hat Hansen die neue Technologie einem ersten Praxistest unterzogen. Dabei installierte der Forscher zunächst ein Controller-System, bei dem eine kleine Kamera die Pupillenbewegung des Nutzers verfolgt. Nach einer anfänglichen Kalibrierung lässt sich dann der Maus-Cursor per Blickänderung über den Bildschirm jagen. Das Runzeln der Stirn, das von einem mit Sensoren bestückten Stirnband registriert wird, ersetzt den Mausklick.

Ein Geschwindigkeitsvergleich zwischen User-Gruppen, die entweder mit Joysticks, Mäusen, Touchscreens oder dem „Gaze-Tracking“-System ausgestattet wurden, lieferte laut Hansen eindeutige Ergebnisse. So benötigte die Blickerkennung im Durchschnitt lediglich 350 Millisekunden – über 50 Millisekunden schneller als der nächstbeste Mitbewerber, die Maus.

„World of Warcraft“ mit Blicksteuerung

Dass die „Gaze-Tracking“-Technologie, die bislang vor allem bei der Durchführung von psychologischen Experimenten eingesetzt worden ist, tatsächlich ein völlig neues Gaming-Erlebnis eröffnen kann, hat man auch an der De Montfort University http://www.dmu.ac.uk im britischen Leicester erkannt. Dort experimentieren Forscher derzeit mit einer blickgesteuerten Version des populären Online-Rollenspiels „World of Warcraft“. Dabei navigiert der Spieler mithilfe eines durchsichtigen Control-Panels, das auf dem Bildschirm eingeblendet wird und kann so über virtuelle Schaltflächen seine Zaubersprüche und Schwertattacken steuern.

„Bewegungssteuerungskonzepte wie bei der Wii oder bei den kommenden Technologien von Sony und Microsoft haben dazu geführt, dass Videospiele realitätsnäher und leichter zu handhaben geworden sind“, meint Hans Solar, Lehrgangsleiter am Wiener Games College http://www.games-college.at , gegenüber pressetext. Die Frage, ob Ansätze wie das „Gaze-Tracking“ tatsächlich Vorteile für die Gamer bringen werden, könne zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht beantwortet werden. „Entscheidender Faktor ist die Latenzzeit derartiger Steuerungssysteme“, so Solar.

Media Contact

Markus Steiner pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www1.itu.dk

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Informationstechnologie

Neuerungen und Entwicklungen auf den Gebieten der Informations- und Datenverarbeitung sowie der dafür benötigten Hardware finden Sie hier zusammengefasst.

Unter anderem erhalten Sie Informationen aus den Teilbereichen: IT-Dienstleistungen, IT-Architektur, IT-Management und Telekommunikation.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer